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Quelle: imago images/Bernd König

Reaktionen aus der Politik

Kritik an Kalou-Video - Lob für Hertha und die DFL

Inmitten der Diskussion über einen Neustart der Fußball-Bundesliga hat Hertha-Profi Salomon Kalou mit seinem Video für neuen Gesprächsstoff gesorgt - und Kritiker eines Neustarts bestärkt. Die Politik reagierte empört auf den Livestream.

Am Tag nach dem brisanten Facebook-Video von Salomon Kalou aus der Hertha-Kabine, in dem der Ivorer eigene Hygieneverstöße und die einiger Mannschaftskollegen und Vereinsbetreuer festhielt, hat sich auch die Politik zu Wort gemeldet.

Am Dienstag kritisierten Politiker parteiübergreifend das Kabinen-Video von Hertha-Profi Kalou - und lobten zugleich die Reaktion von Hertha BSC und das Hygienekonzept der Deutschen Fußball Liga (DFL). Am Mittwoch soll in einer Telefonkonferenz zwischen den Ministerpräsidenten der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über eine Fortsetzung der aktuellen Fußball-Bundesligasaison entschieden werden.

Hintergrund

Hertha suspendiert den Stürmer

Facebook-Video von Kalou zeigt Hygieneverstöße bei Hertha

    

Kritik an Kalou - Lob für DFL

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) begrüßte die Reaktion von Hertha BSC, Kalou mit sofortiger Wirkung zu suspendieren. "Das Hygienekonzept der DFL muss natürlich auch gelebt werden und deswegen war es richtig, dass dieser Verein nach diesem Video auch Konsequenzen gezogen hat", sagte Spahn im Deutschlandfunk. Er hoffe, dass "jetzt alle verstanden haben, dass es hier um was geht".

Das von der DFL vorgelegte, 41 Seiten umfassende, Hygienekonzept lobte Spahn: "Das grundsätzliche Konzept macht Sinn und kann im übrigen auch Vorbild für andere Profisport-Bereiche sein", erklärte der CDU-Politiker.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) bezeichnete das Verhalten Kalous im Rahmen der Senats-Pressekonferenz am Dienstag als "ausgemachte Blödheit". Müller sagte: "Das ist nicht nur für die Betroffenen oder Hertha schädlich, sondern es wirft ein insgesamt ungutes Bild auf den Sport. Wer sowas tut, erweist allen Beteiligten einen Bärendienst."

Ähnlich äußerte sich der FDP-Vorsitzende Christian Lindner. Lindner forderte harte Strafen für Fußballprofis wie Kalou, die sich nicht an Hygiene- und Abstandsregeln halten. "Das ist ein Warnschuss für alle, dass jeder Verantwortung tragen muss", sagte Lindner am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Solches individuelle Fehlverhalten muss daher so streng geahndet werden, dass es selbst Fußballmillionären richtig weh tut. Dennoch darf daraus nun kein Schaden für die Liga insgesamt entstehen", sagte Lindner. Der 41-Jährige befürwortet, die Bundesliga-Saison ohne Publikum fortzusetzen.

Kommentar

Kommentar zum pikanten Kalou-Video

Temporäre geistige Umnachtung

    

"Hygienekonzept der DFL scheitert an der Realität"

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kritisierte Salomon Kalou ebenfalls deutlich, lobte gleichzeitig aber auch das Hygienekonzept. "Da macht die Liga hervorragende Konzepte, und dann gibt es Einzelspieler, wie jetzt zu lesen war, die sich sehr, sehr, sehr unglücklich verhalten. Ich finde auch gut, dass Profivereine sehr hart dagegen entscheiden, weil das bringt das ganze Konzept in Verruf", meinte der CSU-Politiker auf einer Pressekonferenz.

Noch deutlicher kritisierte Kevin Kühnert, Bundesvorsitzender der Jusos, das Verhalten von Herthas Offensivspieler bereits kurz nach der Veröffentlichung des Video. Auf Twitter teilte der SPD-Politiker den Livestream und schrieb dazu: "Das Hygienekonzept der DFL scheitert an der Realität. Ganz konkret am Intellekt einiger Spieler und Vereinsvertreter".

Auch Kühnerts Parteigenosse Karl Lauterbach, der sich bereits in der Vergangenheit gegen einen baldigen Neustart der Bundesliga ausgesprochen hatte, sah sich durch das Video aus der Hertha-Kabine bestätigt. "Er hat der Bundesliga einen guten Dienst erwiesen, es war ein Gebot der Ehrlichkeit. Die Regeln machen ja überhaupt keinen Sinn. Sie haben strenge Regeln in der Kabine, aber sobald sie auf den Platz laufen, gilt das alles nicht mehr. Das kapiert natürlich kein Fußballer. Daher haben mich die Bilder bei Hertha BSC überhaupt nicht überrascht. Ich hoffe, dass die Ministerpräsidenten sich die Entscheidung nochmal überlegen. Sollten die Konzepte genehmigt werden, ist das ein Fehler."

Sendung:  rbbUM6, 05.05.2020, 18:00 Uhr

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