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Video: Brandenburg Aktuell | 05.11.2020 | Phillip Manske | Quelle: rbb

Weniger Lebensmittel, mehr Bedürftige

Lausitzer Tafeln bekommen Teil-Lockdown zu spüren

Hamsterkäufe im Supermarkt, geschlossene Gaststätten - bei den Tafeln in der Lausitz kommen durch das Herunterfahren des öffentlichen Lebens teilweise weniger Spenden an. Gleichzeitig steigt durch Corona die Zahl der Bedürftigen. Auch Studenten kommen vorbei. Von Daniel Mastow

Ein Wochentag, kurz vor 13 Uhr. Vor der Tafel in Cottbus warten gut zehn Leute, die Schlange wird immer länger. Durch die Corona-Pandemie ist die Zahl der Bedürftigen laut Mitarbeiterin Jördis Krüger gestiegen. "Gerade wenn du Studenten hast oder Leute, die nebenbei Geld verdient haben - alle, die kleine Minijobs hatten, konnten sie nicht mehr machen. Es gibt kein Geld mehr, also hast du mehr Bedürftige."

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Nach Angaben der Tafel gab es während des ersten Herunterfahrens des öffentlichen Lebens im Frühjahr rund 100 Neuanmeldungen, ein Drittel davon Kinder und Jugendliche. "Ich denke, dass das auch im zweiten Lockdown kommt", sagt Kai Noack, der Geschäftsführer des Brandenburger Albert-Schweitzer-Familienwerks. Es betreibt Tafeln in Spremberg, Welzow (Spree-Neiße), Lübben, Luckau, Golßen (Dahme-Spreewald) und in Cottbus. Allein die Cottbuser Tafel unterstützt über 5.000 Menschen.

Letzte Lebensmittel von Gaststätten

Während Jördis Krüger Lebensmittel einpackt und ausgibt, hält ein Transporter an der Laderampe. Der Fahrer liefert Produkte von einem Restaurant. Produkte, die eingekauft aber durch den Lockdown nun nicht mehr benötigt werden: Käse, Salate und Milch werden abgeladen.

"Man muss das so sehen, dass wir jetzt erstmal zufrieden sind", sagt Noack. Doch in den nächsten Tagen werden viele Gaststätten keine Lebensmittel mehr liefern können. Bis Ende November dürfen sie keine Gäste bewirten, nur Bringdienste oder Abholangebote bleiben erlaubt.

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Schon jetzt kommen in den Lausitzer Tafeln weniger Lebensmittel von Supermärkten an, denn deren Regale werden teilweise leergehamstert. Die Leute würden sich durch den Lockdown mit Lebensmitteln "ein bisschen eindecken", sagt Kai Noack. Immerhin würden sich immer mehr Privatpersonen melden, um die Tafeln zu unterstützen. Sie wollen wissen, ob sie mit Lebensmitteln, Geldspenden oder ehrenamtlicher Tätigkeit helfen können. "Man merkt schon, dass in schwierigen Zeiten die Menschen zusammenrücken."

Viele Helfer gehören zur Risikogruppe

Noch funktioniert die Lebensmittelversorgung der Tafeln, doch für Ungewissheit sorgt auch die Pandemie selbst. Kai Naock hofft, dass sich niemand aus dem Team mit Corona infiziert und der Tafel-Standort dann geschlossen werden muss. "Oberste Priorität hat der Schutz der Helfer. Viele gehören selbst zur Risikogruppe."

Um vorzubeugen, findet die Lebensmittel-Ausgabe inzwischen kontaktlos statt. Es darf nur ein Tafel-Kunde in den Vorraum eintreten. Hier stehen mehrere Tische mit Lebensmitteln. Eine Helferin wie Jördis Krüger packt sie zusammen und stellt die Tüte auf einen Tisch. Die Übergabe des Essens ist aufwändiger geworden. "Wir müssen permanent nach jedem Kunden die Tische saubermachen, wir packen die Körbe anders. Früher ging das alles schneller."

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