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Audio: Antenne Brandenburg | 07.01.2021 | Daniel Mastow | Quelle: Symbolbild/dpa

Bundesweite Nummer 116 117

Warum es bei der Brandenburger Impf-Hotline noch immer hakt

Langes Warten, kaum Durchkommen und manche Anrufer fliegen wieder aus der Leitung: Wer in Brandenburg über die Hotline 116 117 einen Impftermin will, braucht immer noch viel Geduld. Vier Tage nach dem Start gibt es weiter Probleme. Doch Besserung ist in Sicht. Von Martin Schneider

"Habe soeben den 50. ergebnislosen Anruf bei 116 117 getätigt. Bin stolz auf diese Leistung. Tolles System zur Verhinderung von Impfterminen“, schrieb ein 85-jähriger Brandenburger am Mittwoch an rbb|24. "Ich versuche seit gestern einen Termin für meine Großeltern zu bekommen", berichtete ein anderer, "gestern habe ich 60 mal angerufen, Festnetz wie Mobil. Es gibt keine Chance, ein katastrophales Versagen, wir sind im Jahr 2021 und man muss bei einer solch angespannten Lage eine Hotline wählen??? Was hat man die letzten Monate an Vorbereitung getroffen. Ich bin fassungslos."

Selbst der KVBB-Sprecher scheiterte

Das sind stellvertretend nur zwei von tausenden Menschen, die Probleme hatten, an der seit Montag geschalteten Hotline jemanden zu erreichen. Die Telefonleitungen sind auch am Donnerstag noch teilweise überlastet, sagt der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB), Christian Wehry, auf Anfrage von rbb|24.

Er habe am Donnerstagvormittag testweise selbst zweimal versucht, jemanden zu erreichen. Beide Male hat es nicht geklappt. An Lösungen werde intensiv gearbeitet. "Hoffentlich sieht's nächste Woche schon besser aus", so Wehry.

Nach einer ersten Zwischenbilanz der KVBB haben bis Mittwochabend rund 5.500 Brandenburger*innen über die Hotline einen Erst- und Zweitimpftermin bekommen.

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Brandenburger Callcenter über bundesweite Nummer kaum erreichbar

Schon der Start der Hotline am Montag verlief unrund, es gab größere Probleme bei der Erreichbarkeit, lange Wartezeiten oder abgebrochene Telefonate. Zwischenzeitlich war die Nummer wegen einer "technischen Störung" in ganz Deutschland nicht erreichbar [kvbb.de]. "Wir ärgern uns sehr über die verschiedenen technischen Probleme und den überaus holprigen Start", hieß es in einer Pressemitteilung, die die Vereinigung am Dienstag veröffentlicht hatte.

Zum Teil seien die Leitungen der Hotline überlastet gewesen. "Die 116 117 ist ja eigentlich die bundesweite Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes und nun haben einfach aus der ganzen Bundesrepublik zehntausende Menschen gleichzeitig auf diese Nummer zugegriffen", sagt Wehry dem rbb. Und so gab es schon auf Bundesebene technische Probleme, "so dass Anrufer aus Brandenburg gar nicht mehr an unser [regionales] Callcenter durchgestellt wurden". Das Problem sei angegangen worden, die Leitungen verkraften laut KVBB inzwischen schon deutlich mehr Anrufer.

Ein weiterer Lösungsansatz ist mehr Personal. Rund 150 Mitarbeiter nehmen die Anrufe entgegen. Nun sollen weitere dazukommen, das könne aber nur schrittweise passieren. "Aufgrund der beratungsintensiven Thematik ist dies nur mit intensiven Schulungen […] möglich", heißt es in der Mitteilung vom Dienstag.

Das Problem werde also angepackt. "Wir sind dran, wir bauen die Leitungen aus, wir versuchen für die Internetaffinen eine Online-Lösung zu installieren", sagte Wehry dem rbb. "Das ist aber alles nicht so einfach."

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Missverständnisse durch Bundes-Kampagne

Die KVBB sieht aber nicht nur technische und personelle Ursachen für die Probleme. "Die Kommunikationskampagne des Bundes und die Bewerbung der 116 117 als Impf-Hotline haben zu Missverständnissen geführt", hieß es am Dienstag. Im Moment bekommen nur bestimmte Gruppen einen Impftermin, nämlich Über-80-Jährige und Angestellte in Pflege- und Altenheimen. "Es rufen jedoch auch viele Bürger an, die nicht zu diesen Gruppen gehören und verstopfen die Leitungen."

Prinzipiell können derzeit auch nur Termine für bestimmte Impfzentren vergeben werden, in Brandenburg Potsdam, Cottbus und Schönefeld, denn die Vergabe ist nur 14 Tage im Voraus möglich. Zudem berichten manche Senioren, die tatsächlich durchgekommen sind, dass sie dann vertröstet wurden, erst noch Unterlagen und Unbedenklichkeitserklärungen ihrer Hausärzte vorlegen müssen, bevor sie einen Termin vereinbaren können. Die genauen Eröffnungstermine aller geplanten Impfzentren in Brandenburg stehen auf der Webseite brandenburg-impft.de.

Täglich können mehr Personen geimpft werden

In Brandenburg hatten am Dienstag die ersten beiden Impfzentren in Cottbus und Potsdam ihre Türen geöffnet. Bis Ende Januar sollen insgesamt elf solche Zentren im Land entstehen, das nächste am 11. Januar in Schönefeld.

Auch wegen der Schwierigkeiten mit der Telefon-Hotline konnten zum Start der ersten Impfzentren an beiden Standorten nur jeweils rund 70 Menschen ihre erste Impfung bekommen. Seitdem konnte die Zahl immer weiter erhöht werden. "In der kommenden Woche sollen dann täglich rund 250 Impfungen erreicht werden", sagt Christian Wehry rbb|24. Finales Ziel sei es, bis zu 600 Impfungen am Tag zu schaffen.

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