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Video Brandenburg Aktuell | 02.12.2021 | Phillip Manske | Quelle: dpa/Sina Schuldt

Impfstoffmangel in Cottbuser Arztpraxen

"Bislang habe ich keine Sicherheit, ob ich morgen weiter impfen kann"

Warteschlangen vor Impfstellen und teils lange Wartezeiten beim Hausarzt: Wenn es um die Corona-Impfung geht, scheinen Termine und Impfstoff aktuell Mangelware zu sein. Das sorgt in manchen Arztpraxen für Stress, hat Phillip Manske in Cottbus beobachtet.

Wenn Schwester Sybille in der Cottbuser Hausarztpraxis an den Kühlschrank mit den Impfstoffen geht, ist es seit Wochen das gleiche Bild. "Hier ist, wenn wir ihn vorrätig haben, unser Corona-Impfstoff. Leider ist er im Moment leer."

Leerer Kühlschrank, volle Bücher, viel Arbeit. Denn durch den Impfstoffmangel muss den bestellten Patientinnen und Patienten abgesagt werden. Das bedeute erstmal "telefonieren und sich entschuldigen müssen", sagt Arzt Steffen Wolf. "Und dann fängt das natürlich an, dass Patienten, die für die nächste Woche geplant waren, nach hinten geschoben werden müssen."

Kassenärztliche Vereinigung

Brandenburger Arztpraxen geht Corona-Impfstoff aus

Bis Ende der Woche könnte in Brandenburger Arztpraxen der Corona-Impfstoff von Biontech ausgehen. Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) rechnet damit, dass dann auch Impftermine in den Praxen abgesagt werden müssen.

Telefonieren, ob jemand Impfstoff abgeben kann

Der Cottbuser Arzt bricht die letzte Ampulle mit Biontech an. "Heute wäre ein Liefertag gewesen." Doch bisher sei noch nichts angekommen. "Bislang habe ich keine Sicherheit, ob ich morgen weiter impfen kann - was ich eigentlich vorhabe."

Zwei Schwestern beschäftigen sich zurzeit nur mit der Impflogistik. Eine hilft in der Praxis, die andere kümmert sich um das Telefonieren. Wenn sie gerade keine Termine absagt, versucht sie, bei Apotheken und befreundeten Praxen Impfstoff aufzutreiben. Der jüngste Anruf war erfolgreich, die Praxis bekommt Moderna-Impfstoff für 100 Spritzen. Er soll bis kommende Woche Dienstag reichen. Damit sind wieder ein paar Termine gesichert.

Arzt Steffen Wolf impft in seiner Praxis in Cottbus | Quelle: rbb

Immer weniger Verständnis

Täglich werden in der Cottbuser rund zehn Patienten geimpft, 40 könnten es sein. "Wir bekommen in der Regel zwischen null und 80 Prozent dessen, was wir brauchen", sagt Steffen Wolf. Seit anderthalb Monaten sei seine Praxis in der Bredouille, zu viele Patienten für zu wenig Impfstoff zu haben.

Zum Glück reagieren die Patientinnen und Patienten einigermaßen verständnisvoll, wenn ihre Impftermine abgesagt werden, berichtet das Team. Aber beim Arzt selbst schwindet allmählich das Verständnis. "Es ist einfach ein Zeitaufwand. Und der wird leider von der Zeit, den die Patienten bräuchten, weggenommen."

Kritk an Bundesgesundheitsminister Spahn

Landrat Blasig beklagt Mangel an Impfstoff in Brandenburg

Verbesserung der Situation in Sicht

Eine Impfstelle ohne Impfstoff erzeuge nur Frust bei denen, die sich immunisieren lassen wollten, sagte der Vorsitzende des Landkreistages Brandenburg und Landrat von Potsdam-Mittelmark, Wolfgang Blasig (SPD), am Freitag im Inforadio vom rbb. Er sei relativ ratlos, wie es so weit habe kommen können, dass es an Impfstoff mangelt.

Offenbar gebe es große Probleme bei der Logistik und der Verteilung in die Großlager. Er kritisiert außerdem die Bundesregierung scharf und spricht von einem "Kommunikationsdesaster aus dem Hause Spahn". Bundesgesundheitsminister Spahn hatte Mitte November angekündigt, es werde nur noch eine bestimmte Menge Biontech ausgeliefert, weil zunächst die Moderna-Bestände verimpft werden sollten.

Für Brandenburg könne sich die Situation aber bald verbessern, so Blasig. "In der nächsten Woche soll eine Reserve von einer Wochenration, also 160.000 Impfdosen angelegt sein, die dann bei Bedarf in die jeweiligen Impfstellen und Impfzentren transportiert werden können." Das müsse einfach gelingen, so der Landrat.

Ständige Impfstellen geplant

Corona-Hotspot Elbe-Elster verstärkt nun auch sein Impfangebot

Nur halb so viel angekommen, wie bestellt

Dass in den Brandenburger Arztpraxen der Corona-Impfstoff zur Neige geht, hatte bereits am Dienstag die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) angemerkt. Sie rechnete damit, dass der Corona-Impfstoff von Biontech in den Arztpraxen des Landes gegen Ende der Woche ausgeht. Eine Sonderlieferung des Impfstoffs von Moderna, die Brandenburg beim Bund bestellt hat, soll wahrscheinlich erst Ende der Woche eintreffen.

Auch in Berlin wird der Impfstoff knapp. Die Berliner Gesundheitssenatorin Kalayci (SPD) sagte, es werde zu wenig Biontech-Impfstoff geliefert. Für diese Woche seien gut 30.000 Dosen bestellt gewesen, knapp die Hälfte sei geliefert worden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.12.2021, 15:10 Uhr

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