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Audio: Antenne Brandenburg | 1.12.2021 | Ralf Jußen | Quelle: rbb

Fake News auf WhatsApp

Krankenhaus erstattet Strafanzeige wegen Corona-Falschmeldung

Auf WhatsApp geht gerade eine Sprachnachricht rum: Auf der Intensivstation der größten Klinik Südbrandenburgs sei angeblich alles ganz entspannt. Für das Klinikum klingt so was wie Hohn. Das Krankenhaus geht jetzt per Anzeige gegen Fake News vor.

Das größte Krankenhaus im Süden Brandenburgs, das Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum (CTK), hat wegen einer Sprachnachricht Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Das hat die Klinik am Mittwoch bekannt gegeben [ctk.de].

In der Nachricht, die zurzeit per WhatsApp im Raum Cottbus kursiere, werde die aktuelle Situation auf der Intensivstation als harmlos dargestellt. Darüber hinaus werde behauptet, dass 15 Schwestern von der Intensivstation wegen "dieser Testerei" gekündigt hätten. Beides stimme nicht, teilt das CTK mit.

Lage in Südbrandenburg

Patienten müssen täglich in andere Krankenhäuser verlegt werden

In fast ganz Südbrandenburg sind zum Wochenstart wieder die Corona-Inzidenzen gestiegen, die Lage in den Krankenhäusern bezeichnet die Leitstelle Lausitz "dramatisch". Probleme bereiten auch nicht-coronabedingte Notfälle.

Rund 50 Prozent der beatmeten Patienten sterben

Das Klinikum hat den Inhalt der Nachricht auf seiner Internetseite veröffentlicht. "Bis gestern lagen zwei Patienten auf der Intensivstation bei 24 Betten, beide haben kein Corona!" behauptet die Verfasserin der Sprachnachricht.

"Ich bin entsetzt, dass Menschen Nachrichten dieses Inhalts, ohne zu hinterfragen, offenbar ohne darüber nachzudenken, einfach weiterleiten und dafür sorgen, dass diese Lügen verbreitet werden", wird CTK-Geschäftsführer Götz Brodermann in der Mitteilung des Klinikums zitiert. Das Klinikum erlebe eine solch dramatische Entwicklung wie noch nie in der Pandemie. Die Situation sei so angespannt, dass am Dienstag und Mittwoch Corona-Patienten nach Forst (Spree-Neiße) verlegt werden mussten, um noch handlungsfähig zu bleiben, so Brodermann.

Aktuell werden laut CTK im Pandemiehaus 41 Corona-Patienten behandelt. Auf der Intensivstation liegen demnach 15 Patienten, acht von ihnen müssen invasiv beatmet werden. "Das sind schwerstkranke Corona-Patienten", so Brodermann. Etwa die Hälfte der beatmeten Patienten sterbe. "Das heißt, wir müssen davon ausgehen, dass vier dieser Patienten Weihnachten wohl nicht erleben werden."

Die aktuellen Belegungen der Intensivbetten veröffentlicht das Robert-Koch-Institut auch auf intensivregister.de.

Warnung vor Überlastung

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Die Zahl der Corona-Patienten auf den Intensivstationen steigt, während es weniger Pflegekräfte gibt als noch im vergangenen Winter. Die Intensivmediziner in Berlin und Brandenburg warnen: Lange lasse sich das Niveau der Versorgung nicht mehr halten.

"Eine Beleidigung des Personals"

Die Falschmeldungen seien nicht nur ein Schlag ins Gesicht der Betroffenen, sondern auch eine Beleidigung des Personals, der "Pflegekräfte, Therapeuten, Ärzte und Ärztinnen, die seit Beginn der Pandemie 115 Corona-Patienten auf der Intensivstation wirklich qualvoll haben sterben sehen, ohne Kontakt zu ihrer Familie, zu ihren Lieben." Allein im November seien zehn Patienten an Corona auf der Intensivstation verstorben.

Laut Brodermann haben während der Pandemie tatsächlich Pflegekräfte die Station und das CTK verlassen, "wie in vielen anderen Krankenhäusern deutschlandweit." Sie seien aber "ganz sicher nicht wegen der Corona-Tests" gegangen, sondern wegen der "unglaublich körperlichen und emotionalen Belastung während der Pandemie."

Insgesamt wurden seit Beginn der Pandemie 1.275 Corona-Patienten im Carl-Thiem-Klinikum Cottbus behandelt, davon 182 im November.

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Süden Brandenburgs besonders von Corona betroffen

Der Süden Brandenburgs ist nach wie vor am stärksten im Land von der Pandemie betroffen. Drei Landkreise meldeten am Mittwoch eine Inzidenz über 1.000. Hotspot ist weiterhin der Elbe-Elster-Kreis mit rund 1.694 Corona-Neuinfektionen innerhalb einer Woche - auf 100.000 Einwohner gerechnet.

Die kreisfreie Stadt Cottbus liegt seit Mittwoch mit einem Wert von rund 948 wieder unter der 1.000er Marke. Die Brandenburger Landesinzidenz lag bei 722 und ist damit im Vergleich zum Vortag leicht gesunken (Dienstag: 728).

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Sendung: Antenne Brandenburg, 1.12.2021, 15:30 Uhr

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