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Quelle: rbb/Larissa Mass

Interview | Slubices Bürgermeister Mariusz Olejniczak

"Hoffe, dass Corona unsere Zusammenarbeit stärken wird"

Polnische Geschäfte vermissen deutsche Kunden, polnische Arbeiter fehlen in Deutschland - und der kulturelle Austausch leidet. Slubices Bürgermeister Mariusz Olejniczak im Interview über die Folgen der Grenzschließung wegen des Coronavirus.

rbb: Herr Olejniczak, in den letzten Jahren war die Grenze zwischen der Doppelstadt Frankfurt (Oder) und Słubice nahezu unsichtbar, nun ist sie wieder vorhanden. Wie sieht momentan die Kooperation aus?

Mariusz Olejniczak: Oberbürgermeister Wilke [gemeint ist der Frankfurter René Wilke (Linke); Anm. d. Red.] und ich stehen im ständigen telefonischen Kontakt. Es ist uns beiden wichtig, die Kommunikation zu erhalten und die Zusammenarbeit weiter zu entwickeln. In einer wöchentlichen Videokonferenz sprechen wir über die aktuelle Situation. Die Kooperation ist für uns sehr wichtig. Wir hoffen, dass Covid-19 unsere Zusammenarbeit stärken und nicht schwächen wird.

Das dürfte nicht immer einfach sein. Gibt es auch direkte Auswirkungen des Coronavirus auf gemeinsame Projekte?

In unserer Besprechung am Mittwoch haben wir die schwere Entscheidungen getroffen und das "HanseStadtfest" 2020 abgesagt. Auch zwei weitere Veranstaltungen "Lauf Ohne Grenzen" und "Frankfurt-Slubicer Kindertag" entfallen.

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Am 1. April wurden in Polen verschärfte Maßnahmen eingeführt, unter anderem dürfen Minderjährige nicht ohne Begleitperson das Haus verlassen und für die Risikogruppe über 65 gibt es bestimmte Zeitfenster zum Einkaufen. Wie wirken sich diese Beschränkungen auf die Slubicer Bürger aus?

Die neuen Maßnahmen führen zu leeren Straßen. Auf der einen Seite es ist für die Słubicer schwierig, weil es eine Art Freiheiteinschränkung ist. Aber auf der anderen Seite verstehen sie auch, dass es für die Gesellschaft wichtig ist. Beamte des Ordnungsamtes geben über Lautsprecher die neuen Maßnahmen durch. Ich hoffe, sie werden dazu führen, dass die Ausbreitung der Pandemie sich verlangsamt.

Die deutsche Kaufkraft bleibt durch die verschärften Maßnahmen nun auch in Polen aus. Vor allem die Märkte und Basare leben von deutschen Kunden. Welche Hilfsmaßnahmen haben Sie eingeführt?

Als Stadt haben wir beschlossen, 50 Prozent der Pachtgebühr für den polnischen Markt und die Basarhändler zu zahlen. Von anderen Unternehmen in Słubice erhalten wir ständig Anträge auf Ermäßigung der Gewerbesteuer und der Parkgebühren, die wir zeitnah bearbeiten werden.

Am 10. Mai soll in Polen gewählt werden. Ist die Organisation der Wahl während der Corona-Krise eine große Herausforderung?

Gemeinsam mit dem Verband der Gemeinden der Woiwodschaft Lubuskie haben wir einen Brief an die Regierung geschickt, in dem wir zur Verschiebung der Wahlen aufgerufen haben. Doch aktuell wird an einem weiteren Gesetzesentwurf gearbeitet, dass die Wahlen vollständig per Brief abgehalten werden sollen. Die Wahlen werden höchstwahrscheinlich aber doch an dem Tag stattfinden, was ich sehr ungünstig finde.

Das Interview führte Larissa Mass, Studio Frankfurt, Piotr Zarzycki (im Bild oben zu sehen) hat übersetzt. Das ist die übersetzte, redigierte und gekürzte Version des Gesprächs.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.04.2020, 17:30 Uhr

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