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Audio: Antenne Brandenburg | 20.12.20 | O. Meurers | Quelle: dpa-Zentralbild/Bodo Schackow

Steigende Corona-Zahlen

Oder-Spree will "Massenanfall von Erkrankten" ausrufen

Covid-Patienten müssen in den Norden Brandenburgs und nach Berlin verlegt werden, der Landrat bezeichnet die Lage wörtlich als Katastrophe: Der Brandenburger Landkreis Oder-Spree will nun die Alarmstufe erhöhen, um Hilfe besser koordinieren zu können.

Die Kreisverwaltung von Oder-Spree hat angekündigt, am Sonntag um 24 Uhr das sogenannte Großschadenereignis "Massenanfall von Erkrankten" auszurufen. Grund dafür sind die weiter steigenden Corona-Infektionszahlen im Landkreis. Die Zahl der Infektionen je 100.000 Einwohner in einer Woche lag in Oder-Spree zuletzt bei 403, deutlich über dem Landesschnitt.

Durch den Ausruf dieses Katastrophenfalls kann die Verwaltung die Kräfte des Katastrophenschutzes gezielter steuern. Er kommt nur dann in Frage, wenn der reguläre Rettungsdienst an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit stößt.

Der Landrat Rolf Lindemann (SPD) appellierte am Sonntagvormittag an die Bevölkerung, ihr Verhalten dem Ernst der Lage anzupassen. In dem Landkreis im Osten Brandenburgs wurden seit Samstag 107 neue Infektionen gezählt. 131 Personen müssen im Krankenhaus behandelt werden: 119 auf der Normalstation, zwölf auf der Intensivstation, zehn davon müssen beatmet werden. "Mittlerweile sind wir nicht mehr im theoretischen Bereich. Die Lage ist eine Katastrophe, man kann das Wort auch ruhig mal verwenden. Das zeigt eigentlich in welchem ernsten Umstand wir jetzt sind", sagte Lindemann in einer Telefon-Pressekonferenz.

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Intensivbetten "im Grunde genommen ausgeschöpft"

Laut Lindemann sind die Intensivbetten vor Ort - so wörtlich - "im Grunde genommen ausgeschöpft". Aus dem Krankenhaus Eisenhüttenstadt sind deshalb bereits am Samstag sechs Corona-Patienten in Berliner Kliniken verlegt worden. Weiterhin sollen Patienten aus dem Süden Brandenburgs in noch aufnahmefähige Stationen im Norden gebracht werden. Dafür sei auch ein Transport nötig. Dieser soll durch freiwillige Katastrophenschutz-Helfer von Deutschem Roten Kreuz, den Johannitern und der freiwilligen Feuerwehr durchgeführt werden.

Wer in Oder-Spree an Covid-19 erkrankt, kann laut der Kreisverwaltung nicht mehr damit rechnen, wohnortnah im Krankenhaus untergebracht zu werden. Weiterhin sollen freiwillige Helfer die Versorgung in Altenheimen unterstützen.

Der Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte am Freitag ebenfalls für die Brandenburger Landeshauptstadt das Großschadensereignis "Massenanfall von Erkrankten" ausgerufen. Er begründete die Entscheidung damit, das auf diese Weise weitere Bettenkapazitäten in den Krankenhäusern genutzt und der Katastrophenschutz unter eine einheitliche Führung gestellt werden könnten. Rettungsdienste können so zentral die Verlegung von Patienten steuern, außerdem dürfen die Gesundheitseinrichtungen auf Fahrzeuge anderer Behörden zugreifen. Das Großschadensereignis gilt als letzte Stufe vor der Ausrufung des Katastrophenfalls.

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