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Video: Brandenburg Aktuell | 10.02.2021 | M. Lietz | Quelle: Patrick Pleul/dpa

rbb erzwingt Veröffentlichung

RKI-Bericht bestätigt Verstöße gegen Corona-Regeln am Klinikum Bad Saarow

Corona-Hotspot Helios Klinikum Bad Saarow - so hieß es im Herbst 2020. Selbst das Robert-Koch-Institut kam auf Veranlassung des Landkreises zur Untersuchung ins Haus. Doch die Ergebnisse blieben unter Verschluss. Der rbb erzwang die Veröffentlichung. Von Michael Lietz

Anfang Oktober 2020 waren bereits 46 Mitarbeiter und Patienten im Helios Klinikum Bad Saarow mit dem Coronavirus infiziert. Und Oder-Spree meldete als erster Landkreis in Brandenburg eine Inzidenz von über 50. Beim rbb meldeten sich damals Zeugen, die über mangelnde Hygienemaßnahmen berichteten. Einer erzählte anonym, dass ein verwandtes Ehepaar nach einem Aufenthalt im Klinikum an Corona verstorben sei. Er berichtete, "dass es von Patient zu Patient direkten Kontakt gab, dass sie sich nicht die Hände desinfizierten bevor sie das Zimmer betraten und teilweise keine Handschuhe und kein Mundschutz getragen wurde."

Solche Verstöße seien die Ausnahme, erklärte damals die Klinikleitung. Dennoch eröffnete die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) nach einem Bericht von Brandenburg aktuell (15. Oktober) ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung.

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Ein anderer Zeuge, Lars Lorenzen aus Fürstenwalde, erinnert sich an seinen Klinikaufenthalt im Juni 2020. Es war ein geplanter Eingriff mit routinemäßigen Eingangsuntersuchungen. Nur das mit dem Corona-Test wunderte ihn. Gleich nach Abstrich, bevor das Ergebnis vorlag, wurde mit der Untersuchung begonnen. Andere Kliniken wie die in Eberswalde (Barnim) machten das auch vergangenen Sommer schon anders. Lorenzen sagt, wenn er infiziert gewesen wäre, hätte er am ersten Tag "das Virus schon ein Mal durchs ganze Krankenhaus geschafft."

Empfehlungen des RKI

Dass es Verstöße gegen Corona-Schutzmaßnahmen gab, steht auch in einem Bericht des Robert-Koch-Institutes (RKI). Anfang Oktober hatten die Experten auf Ersuchen des Gesundheitsamtes des Landkreises Oder-Spree die Klinik in Bad Saarow besucht. Die Experten kamen zu dem Schluss, dass nach Ausbrechen zahlreicher Infektionen bereits Ende September alle Patienten und das gesamte Personal hätte getestet werden müssen.

Das RKI empfahl der Klinik, das konsequente Tragen der Schutzausrüstung durch das Personal zu kontrollieren, Bereiche zu trennen und Wege von Personal und Patienten im Krankenhaus zu überprüfen. Auch mahnte das RKI an, Patienten zu identifizieren, die in Alten- und Pflegeheime verlegt wurden. Die ehemaligen Patienten müssten informiert werden, ein erhöhtes Risiko zu haben, SARS-CoV-2 positiv zu sein.

Und nicht zuletzt stellte das RKI fest, dass vier Patienten bei der Aufnahme ins Klinikum Corona-positiv waren.

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Das Klinikum will sich zum Bericht des Robert-Koch-Institutes nicht äußern. Es bleibt also unklar, ob die vier positiv getesteten Patienten das Virus in der Klinik verbreiten konnten.

Den RKI-Bericht selbst wollte der Auftraggeber, der Landkreis Oder-Spree, eigentlich nicht veröffentlichen. Zwischenzeitlich meinte der Landkreis sogar, dass es einen solchen Bericht gar nicht gegeben habe. Erst mit einer Klage am Verwaltungsgericht erstritt sich der rbb Einsicht in die Unterlagen. Der Landkreis wurde Ende Januar verpflichtet, die Auskünfte zu erteilen.

Das von der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) in dieser Sache eingeleitete Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wurde jetzt eingestellt. Es lasse sich nicht nachweisen, durch welche Hygieneverstöße einzelner Mitarbeiter Corona-Erkrankungen verursacht wurden, sagt Ricarda Böhme, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. "Sämtliche Ermittlungen können nicht nachweisen, wer für die konkrete Infektion der hier Betroffenen verantwortlich ist."

Lars Lorenzen aus Fürstenwalde ist sich jedenfalls sicher, dass in Bad Saarow viele mit einem blauen Auge davongekommen sind. Denn erst seit Mitte Oktober gibt es im Klinikum die Regel, dass bis zur stationären Aufnahme auf das Corona-Testergebnis gewartet werden muss.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.02.2021, 16:10 Uhr

Beitrag von Michael Lietz

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