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Audio: Antenne Brandenburg | 08.03.2021 | Marie Stumpf | Quelle: snapshot/Future Image/C.Hardt

Corona-Krise

Nach dem Impfchaos jetzt das Testchaos

Das Impfchaos ist noch nicht gelöst, nun beklagen Ostbrandenburger Politiker ein Corona-Testchaos: Zu wenige Tests vorhanden, zu spät informiert, kritisieren sie. Einige Landkreise und Städte behelfen sich deshalb jetzt selbst.

Noch immer gibt es in Deutschland zu wenig Impfstoff. Gleichzeitig aber wird der Ruf nach Lockerungen immer lauter und die Politik versucht, mit einer Teststrategie zu antworten. Mit massenhaften Schnelltests soll die Zeitspanne des Impfstoffmangels überbrückt werden. Seit Montag übernimmt der Bund die Kosten für einen Schnelltest pro Woche und Bundesbürger. Doch das ruft zunächst mal ein neues Chaos hervor, auch weil es zu wenig Testmaterial gibt.

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Die Empfehlung von Astrazeneca auch für über 65-Jährige bringt das bislang vergleichsweise gemächliche Impf-Tempo in Brandenburg voran: Ab dem 10. März wird in den elf landesweiten Zentren an jedem Werktag vier Stunden länger geimpft - und auch am Samstag.

Landrat drängt dringend auf Test-Nachschub

Barnims Landrat Daniel Kurth (SPD) zeigt sich stinksauer. Innerhalb von wenigen Tagen musste er für seinen Landkreis Testzentren aus dem Boden stampfen. Zwei sind es nun geworden - in Bernau und Eberswalde. Sie testen seit Montag. Die Nachfrage ist laut dem Landrat gewaltig: "Das Bernauer Zentrum ist mit über 280 Terminen ausgebucht für diese Woche", klagt Kurth. Dass sich jeder Bürger seit Montag 0 Uhr testen lassen kann, rege Kurth auf, sagt er, denn so viele Tests gebe es gar nicht auf dem Markt. Und es sei auch illusorisch, davon auszugehen, dass 186.000 Menschen im Barnim wie vorgesehen alle sieben Tage einen Test bekommen könnten.

Noch sind im Barnim Tests da - wenn auch eigentlich gedacht zur Abklärung bei lokalen Ausbrüchen. Wie lange sie reichen, ist unklar. Der Landrat drängt deshalb auf den versprochenen Nachschub des Bunds.

Frankfurt (Oder) bestellt 15.000 Tests und geht in Vorkasse

Ähnlich sieht die Situation in anderen Teilen Ostbrandenburgs aus. In Beeskow, Fürstenwalde, Eisenhüttenstadt und Erkner (alle Oder-Spree) etwa sind Testzentren in der Planung, allerdings ohne feste Eröffnungstermine. Hier fehlt es noch an Personal, heißt es.

In Frankfurt (Oder) soll ab Mittwoch ein Zentrum in den Messehallen entstehen. Dafür sei die Stadt in Vorkasse gegangen, erklärt der Oberbürgermeister René Wilke (Linke). "Wir haben etwa 15.000 Tests bestellt. Für den Erstaufschlag sind wir ausgestattet", sagt Wilke dem rbb. Allerdings verfüge auch die Oderstadt noch nicht über genug Mitarbeiter, um Massentestungen vornehmen zu können. "Da finde ich es vonseiten des Bundes eine gewagte Sache, so etwas kurzfristig anzukündigen", betont Wilke.

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Auch Apotheker und Ärzte könnten testen. Barnims Landrat Daniel Kurth sieht seinen Worten zufolge aber auch hier eher schwarz. Es gebe Ärzte, die das wunderbar machten, sagt er. "Es gibt aber auch Leute, die sagen, da muss ich mich von oben bis unten 'anturteln', Schutzkleidung anlegen und die habe ich gar nicht, das gefährdet meine Praxis", so Kurth. Hier solle stattdessen das Gesundheitsamt ran, beschreibt Kurth diese Einstellung.

Das aber lehnt beispielsweise die Kreisverwaltung von Märkisch-Oderland komplett ab. Hier gibt es noch keine Möglichkeit sich testen zu lassen. Der Landrat Gernot Schmidt (SPD) will die Tests ausschließlich über die Apotheker organisieren - denn die Priorität des Amtes sieht er beim Impfen. "Ich sag es mal drastisch, ich sehe diese Testorgien als Ablenkungsmanöver. Wir müssen impfen. Die klassische Pandemie-Bekämpfung hat für uns Vorrang vor dem Testen von Gesunden", erklärt Schmidt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.03.2021, 16:10

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