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Quelle: dpa/Coskun

Zentren in Tegel und Schönefeld geplant

Berliner Corona-Tests an Flughäfen am Montag noch nicht gestartet

Weil Reiserückkehrer aus Risikogebieten das Coronavirus einschleppen könnten, soll es an den deutschen Flughäfen spezielle Testzentren geben. Denn Erfahrungsberichte zeigen: Bisher ist das Kontrollsystem lückenhaft.

Die geplanten freiwilligen Corona-Tests für Reiserückkehrer aus Risikogebieten starten erst im Laufe der Woche. Das bestätigte am Montag ein Sprecher der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg.

Vergangenen Freitag hatten sich die Gesundheitsminister der Länder darauf verständigt, dass es an allen deutschen Flughäfen kostenlose Corona-Tests für Reisende geben soll, wobei Rückkehrer aus Risikogebieten direkt nach ihrer Einreise am Flughafen getestet werden sollen. Das gilt auch für Menschen ohne Symptome - was bei einigen Amtsärzten in Berlin Kritik auslöste. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller hatte die Tests für diese Woche angekündigt.

An welchem Tag das Testzentrum nun öffnen wird, sei noch unklar, so der Flughafensprecher. Man arbeite derzeit gemeinsam mit der Charité an der Umsetzung. Berlins wichtigstes Coronakrankenhaus wird den Aufbau des Zentrums koordinieren.

Flug von New York nach Frankfurt (Main): Bislang keine Kontrollen | Quelle: rbb/Daniela Reinsch

Erfahrungsbericht zweier USA-Reisenden

Wie löchrig das Überwachungssystem derzeit ist, erfuhren zuletzt auch die in New York lebende Künstlerin Ute Niemuth und ihre Bekannte Daniela Reinsch. Sie war vergangene Woche aus New York gemeinsam nach Frankfurt gereist, Niemuth flog danach noch weiter nach Berlin. Nirgendwo hätten sie als Rückkehrer aus dem Hochrisikogebiet USA spezielle Kontrollen durchlaufen müssen. "Nein, das ist alles Eigenverantwortung", sagte Reinsch dem rbb. Zwar gebe es am Frankfurter Flughafen bereits ein Zentrum für Corona-Tests, diese seien aber freiwillig - und die Wartezeit extrem lang. "Ich habe zwei Stunden in der Schlange gestanden." Das Ergebnis bekomme man online zwei bis acht Stunden später. Reinsch selbst sei nach dem Test allerdings direkt mit dem Zug weitergereist.

Niemuth stieg in den Flieger nach Berlin, wo sie ebenfalls nicht mehr kontrolliert wurde oder einen Passagierschein zur Kontaktnachverfolgung ausfüllen musste. "Da war gar nichts anders als sonst." Beide Frauen hatten sich vor und nach der Reise auf eigene Faust bei den jeweiligen Gesundheitsämtern gemeldet. Daniela Reinsch musste in ihrer Heimtstadt den negativen Corona-Tests zumindest per Email an die Behörde weiterschicken. In Berlin musste Ute Niemuth nur per Telefon Bescheid sagen, Unterlagen wie etwa das Testergebnis habe das Gesundheitsamt in Friedrichshain-Kreuzberg nicht angefordert. "Das hat mich echt gewundert", sagte Niemuth. "Aber da könnte ja jetzt jeder anrufen."

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Kalayci gegen Pflicht-Test

Bislang ist nicht geplant, die Tests an den Flughäfen auch verpflichtend zu machen. Die Reisenden seien "ja erst mal nur ein Verdachtsfall", sagte die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci am Montag im ZDF-"Morgenmagazin". "Einen Test vorzunehmen ist schon ein starker Eingriff in die Intimsphäre beziehungsweise in die körperliche Unversehrtheit", sagte die SPD-Politikerin. Müller sprach vergangene Woche von einem "Angebot", dass man den Reisenden machen wolle: "Entweder ihr geht in die freiwillige Quarantäne, oder ihr lasst euch hier testen." Man gehe davon aus, so der Regierende Bürgermeister, dass die Quarantäne nur von einer "geringen Zahl von Menschen attraktiv" gefunden wird.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will hingegen prüfen lassen, ob es rechtlich möglich sei, verpflichtende Tests einzuführen. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) drängte am Montag erneut auf eine Testpflicht: Diese müsse "unbedingt" und "so schnell wie möglich" kommen, forderte Söder. Bayern werde nun alles organisatorisch vorbereiten, um bei einer entsprechenden Regelung des Bundes direkt mit Pflichttests anfangen zu können.

Ticketschalter am John F. Kennedy International Airport | Quelle: dpa/Coskun

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Auch Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) hat sich dafür ausgesprochen, zu prüfen, ob
Reise-Rückkehrer zu Corona-Tests verpflichtet werden können. Braun sagte am Montag im Inforadio vom rbb, eine "stärkere Verbindlichkeit" bei den Corona-Tests wäre sicher gut. "Weil wir eben in den letzten Tagen sehen, dass das diffuse Infektionsgeschehen - hier Reiserückkehrer, da eine Feierlichkeit - deutlich zunimmt. Das macht uns natürlich Sorgen." Dieses kleinteilige Infektionsgeschehen sei sehr schlecht zu kontrollieren, so Braun.

Darüber hinaus würden Tests auf freiwilliger Basis auch nur einen Teil der Menschen erreichen: "Meistens sind es die fürsorglichen Menschen, die sich auch im Urlaub ohnehin sehr vorsichtig verhalten haben, die freiwillige Angebote wahrnehmen, während diejenigen, die eher sorglos sind, dann auch einen freiwilligen Test nicht wahrnehmen."

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