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Video: Abendschau | 07.10.2020 | Frank Drescher | Gespräch mit Roberto Manteufel | Quelle: dpa/Christophe Gateau

Corona-Maßnahmen in Berlin

Kneipen-Vertreter sieht Sperrstunde als "Todesstoß für Bars"

Der Berliner Senat hat als Reaktion auf die steigenden Infektionszahlen eine Sperrstunde von 23 bis 6 Uhr für Gaststätten verhängt. Vertreter der Gastronomie berichten über Wut in der Branche. Es treffe jetzt auch die, die alle Regeln eingehalten hätten.

Der Hauptgeschäftsführer des Berliner Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, Thomas Lengfelder, hat mit Blick auf die nun beschlossene Sperrstunde für die Berliner Branche konsequente Kontrollen gefordert. "Die Vorschriften werden nichts bringen, wenn sie nicht kontrolliert werden", sagte Lengfelder am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses.

Es herrsche in der Branche eine große Wut gegenüber Betrieben, die die Vorgaben in der Krise "offensichtlich nicht eingehalten haben". Es gebe aber auch ein "Vollzugsdefizit, das heißt, dass im Zusammenhang mit dem Coronavirus die Vorschriften kaum kontrolliert und dann eben auch nicht sanktioniert werden".

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"Wir fürchten, dass Treffen in Wohnraum verlagert werden"

Der Berliner Senat hatte am Dienstag angesichts stark steigender Infektionszahlen in der Hauptstadt unter anderem eine Sperrstunde für Händler und Gastronomen von 23.00 bis 6.00 Uhr beschlossen. Diese Maßnahme treffe auch die vorbildlichen Betriebe, sagte Lengfelder. "Und ob das zielführend ist, wird sich zeigen. Wir fürchten, dass diese Treffen nun in den privaten Wohnraum verlagert werden." Der Hauptgeschäftsführer begrüßte, dass der Senat weitere Hilfen für die Branche in Aussicht gestellt habe.

Deutlich kritischer äußerte sich der Co-Gründer der Szenekneipen-Initiative "Bars of Berlin", Roberto Manteufel: "Mir fehlen die Worte vor Wut und Empörung", sagte er im Ausschuss. Die Betreiber fühlten sich "verraten und verarscht". Die Sperrstunde könne nur als "Todesstoß für Bars" bezeichnet werden. Auch Manteufel forderte weitere Hilfen und kritisierte, dass die jüngst neu aufgestellten Überbrückungshilfen der Bundesregierung nicht ausreichten.

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Hotelvertreter fordert weitere finanzielle Hilfen

Auch der Hotelbesitzer Michael Zehden, der sich als Vertreter der großen Tagungs- und Kongresshotels sieht, schilderte am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss die schwierige Situation seiner Branche. Große Hotels hätten weiterhin hohe Fixkosten, auch wenn Kongresse und Großveranstaltungen nicht stattfänden. Zehden forderte schnelle finanzielle Unterstützung vom Senat.

Wirtschaftsstaatssekretär Christian Rickerts sagte dazu im Ausschuss, es gebe seit März ein breites Programm an Zuschüssen und Krediten. Diese Maßnahmen würden fortlaufend angepasst werden. Allerdings, sagte Rickerts mit Blick auf die jüngste Entscheidung des Senats, für neue Hilfsprogramme brauche man ein paar Tage Zeit. Zeit, so der Eindruck nach der Anhörung der Barbetreiber und Gastwirte, die viele in der Branche scheinbar nicht mehr haben.

Sendung: Abendschau, 07.10.2020, 19:30 Uhr

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