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Quelle: imago/Noah Wedel

Interview | Füchse-Manager Bob Hanning

"Wer heute an Olympia glaubt, ist ein Fantast"

Füchse-Manager Bob Hanning scheut keine klaren Worte. Und so macht er im rbb|24-Interview deutlich, dass wirtschaftliche Probleme auf den Verein zukommen werden. Er erklärt, wie er diese abzufedern hofft - und was er über die Olympischen Spiele denkt.

Die Füchse Berlin befinden sich in der Pause. Bis zum 22. April hat die Handball-Bundesliga wegen der Corona-Krise ihre Spiele ausgesetzt. Vorerst. "Mir fehlt ganz ehrlich der Glaube, dass das etwas nützt", sagt Bob Hanning im Gespräch mit rbb|24. Er rechnet nicht wirklich damit, dass die Saison noch einmal fortgesetzt wird. Das wird schnell deutlich.

Die Probleme, vor denen der Manager und seine Füchse Berlin damit stehen, sind massiv. Es ist ein erheblicher Betrag, der dem Handball-Bundesligisten fehlt. "Wir müssen Lösungen finden, wie wir gemeinsam überleben. Mit dem nötigen Respekt der Gesellschaft grundsätzlich gegenüber", sagt Hanning mit Blick auf die Vereine - und er sagt auch: "Ob jetzt eine Mannschaft auf- oder absteigt, ist doch völlig egal." Wie er die Füchse durch die Krise steuern will, erzählt er im ausführlichen Interview mit rbb|24.

Gehaltsverzicht

Die in der Spielergewerkschaft Goal Deutschland organisierten Akteure haben sich angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie mit der Handball Bundesliga (HBL) auf einen Gehaltsverzicht verständigt. Zudem teilten die Erstligisten SC DHfK Leipzig und Frisch Auf Göppingen am Donnerstag mit, ihre Spieler würden ihre Gehälter freiwillig reduzieren.

rbb|24: Herr Hanning, können Sie schon absehen, was für Konsequenzen eine Pause auf unbestimmte Zeit - sollte es denn bei ihr bleiben - für die Füchse Berlin hat?

Bob Hanning: Wir sind grundsätzlich ein gesunder Verein. Wir haben keinen Konzern, der uns führt, sondern wir leben seit 16 Jahren von unseren Partnern. Jetzt ist die Situation so, dass wir Hilfestellung von allen Seiten brauchen - und daran arbeiten wir gerade. Wir brauchen Hilfestellung von unseren Zuschauern, dass sie sich dazu bereiterklären und sagen: Wir stehen zu der Mannschaft und dem Verein, der in Deutschland die herausragendste Jugendarbeit überhaupt macht. Denn die steht mit auf dem Spiel. Wir brauchen unsere Sponsoren, dass sie zu ihrem Wort erstmal stehen - und das in einer Stuation, in der sie auch Sorgen um sich und ihre Mitarbeiter haben. Dann brauchen wir ein Stück weit den Staat. Da sind wir beim Thema Kurzarbeitergeld. Und wir brauchen die Spieler, die jetzt auch verzichten müssen. Es kann ja nicht sein, dass die ganze Gesellschaft verzichtet, die Spieler aber nicht und auf ihrer Wolke leben. Das müssen wir zusammenführen und dann sehen, wie weit die Luft reicht. (Anm.: Kurz nach unserem Interview mit Bob Hanning gab es erste Reaktionen aus Spielerkreisen - siehe Box!)

Wenn Sie die Spieler ansprechen: Geht es dann um ganz konkrete finanzielle Verzichte und ist auch für sie Kurzarbeit denkbar?

Wir leben nicht auf einer Insel der Glückseligkeit, sondern wir gucken ja auch den Tatsachen ins Auge. Und natürlich müssen die Spieler ihren Beitrag dazu leisten. Anders ist es auch gar nicht machbar - schon alleine aus dem einzigen Grund heraus, dass wir ja auch etwas Luft brauchen für das, was danach kommt. Ich bin mir aber sicher, dass wir Lösungen finden werden. Wir haben sehr schlaue Spieler. Wir sind auch bereits in Gesprächen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Spieler genauso ihren Beitrag leisten wie die Sponsoren, die Zuschauer und dann letztendlich auch der Staat über Kurzarbeitergeld oder andere Hilfestellungen.

Welche Signale bekommen Sie bislang von Sponsoren? Sie haben ja selbst bereits angesprochen, dass diese in der Corona-Krise auch mit ihren ganz eigenen Problemen zu kämpfen haben...

Da habe ich eine klare Haltung: Erst einmal alle in Ruhe lassen. Die haben auch eine Verantwortung für ihre Mitarbeiter und müssen sich jetzt in allererster Linie darum kümmern. In einem zweiten Schritt haben sie natürlich auch eine Verantwortung für uns, weil bei uns ja nicht nur die Profiabteilung dahintersteht, sondern viele, viele Trainer, die unsere Jugendlichen trainieren und die wir bezahlen müssen. Wir sind - wie gesagt - in Deutschland die Nummer eins, was die Nachwuchsarbeit angeht. Wir produzieren viele junge deutsche Nationalspieler. Von daher gibt es eine unglaublich große Verantwortung unserer Partner gegenüber unseren Spielern und unserer Jugend. Aber auch da gilt: Alles mit Augenmaß. Alles mit Geduld und Ruhe. Denn in den heutigen Zeiten ist das glaube ich besser, als unnötig Hektik zu verbreiten. Wie ich unsere Partner seit 16 Jahren kenne, werden sie an unserer Seite stehen und mit uns kämpfen, dass wir das alles aufrechterhalten können.

Wenn Sie ganz konkret auf den Geldbeutel schauen. Was für Folgen hat die Pause für die Füchse?

Das sind große Auswirkungen. Das ist ja ganz normal. Wir haben die Situation, dass wir noch vier Heimspiele gehabt hätten - darunter zwei sehr, sehr attraktive - in denen es um den Einzug nach Europa und sogar die Champions League gegangen wäre. Da rechnet man mit Zuschauereinnahmen. International wäre es auch noch um den Einzug ins Europapokal-Final-Four in Berlin gegangen. Dafür hatten mit Partnern Vereinbarungen. Die hatten wir natürlich in der Kalkulation. Wir waren Ausrichter. Das sind natürlich Probleme, die auf uns zukommen und die wir zu bewältigen haben. Wir sind ein gesunder Verein. Das heißt, wir haben die Chance, das auch ein stückweit länger aufrechtzuerhalten. Aber eine Sache ist klar: Es geht uns so, wie es anderen Unternehmen auch geht. Deshalb sage ich: Wir brauchen natürlich Hilfestellung. Wir wollen aber auch nicht mehr Hilfestellung als alle anderen. Bei uns hängt auch eine Vielzahl von Arbeitsplätzen dahinter. Sei es Hallenpersonal. Sei es, dass wir um die Heimspiele herum viele Dienstleister haben. Da steckt hinter dem Sport auch eine unfassbar hohe Zahl von Menschen, die von den Vereinen auch maximal partizipieren. 

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Wie läuft denn derzeit überhaupt die Kommunikation mit der Mannschaft - sind die alle für sich Zuhause und man skypt?

Wir haben das sehr unterschiedlich gemacht. Wir haben zum einen in Telefonkonferenzen gesprochen. Aber wir haben uns aufgrund der wirtschaftlichen Situation auch mal treffen müssen. Wir haben das dann tatsächlich im Freien gemacht - mit weitem Abstand. Da ging es auch darum, den Mitarbeitern die Sorge zu nehmen. Du kannst natürlich alles am Telefon machen. Keine Frage. Aber du hast auch ausländische Spieler, die auch Familien und Kinder haben und die sagen: "Bob, was machen wir denn jetzt? Dürfen wir in die Heimat oder müssen wir hier in Deutschland bleiben und warten, was du sagst?" Ganz ehrlich: Ich glaube, dass es für jeden Arbeitnehmer einfach wichtig ist, dass er gerade in so einer Situation seinen Chef auch mal zu sehen bekommt. Von daher das Treffen im Freien und ich habe ihnen auch mal ganz transparent unsere Zahlen gezeigt: Was heißt der Ausfall von vier Heimspielen für uns? Was bedeutet das mit den Zuschauerzahlen? Damit die Spieler auch sehen, dass wir Sorgen haben und dass wir alle gemeinsam jetzt mehr in den Topf einzahlen müssen als wir uns rausnehmen.

Durften denn ausländische Spieler bereits in ihre Heimatländer abreisen?

Wir werden das jetzt in dieser Woche abschließend besprechen. Ich glaube, dass wir bis Montag eine Entscheidung haben werden - da arbeiten wir auch mit den Spielern dran. Dann kann natürlich jeder von ihnen nach Hause. Dort zumindest, wo die Grenzen noch offen sind.

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Wie halten sich die Spieler aktuell fit: Wahrscheinlich gibt es individuelle Trainingspläne?

Auch das ist ganz spannend: Wenn man Kurzarbeitergeld beantragt, dann darf man gar keine Trainingspläne schicken. Auf diese Situation ist ja überhaupt keiner vorbereitet. Lange ist über die Situation diskutiert worden: Was passiert, wenn ich einen Spieler rausschicke, ihn im Wald laufen lasse und er dort umknickt. Übernimmt das dann eine Berufsgenossenschaft? Und wäre die Situation bei Kurzarbeit eine ganz andere? Er ist dann darüber überhaupt nicht versichert. Es sind alles Themen, die die Welt eigentlich nicht braucht, aber um die wir uns jetzt im Sport kümmern müssen. Deswegen ist es wichtig, möglichst viele Fakten zu sammeln. Nicht alle fünf Minuten eine Wasserstandsmeldung abzugeben, sondern jetzt das Ganze zusammenzubringen. In der Tat wird es so sein, dass wir den Spielern die Möglichkeit geben wollen, sich - wenn sie wollen - beim Athletiktrainer nach Plänen zu erkundigen. Im Moment findet das Training mit Ausnahme der Verletzten und der Spieler aus dem Olympiakader nur sehr begrenzt statt.

Wie ist die Situation für die Olympia-Athleten. Die haben ja nochmal eine zweite Motivation - noch sind die Spiele ja nicht abgesagt...

Nein, Olympia ist nicht abgesagt. Aber die Welt können wir uns nicht so malen, wie wir das wollen. Wer heute an Olympia glaubt, ist ein Fantast. Olympische Spiele ohne Zuschauer? Dafür brauchen wir keine Olympischen Spiele machen! Auch das finde ich albern. Wenn die Fußball-Bundesliga das überlegt, ist das immer noch einmal was Anderes. Auch da gilt: Wir sollten den Blick für das Machbare nicht verlieren. 

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Simon Wenzel, rbb Sport.

FAQ zum Umgang mit dem Coronavirus

Ich fürchte, infiziert zu sein. Was tun?

Menschen, die befürchten, sich mit dem Coronavirus angesteckt zu haben, sollten vor allen Dingen zu Hause bleiben und telefonisch abklären, ob und wo sie auf das Virus getestet werden können.

Die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit hat hierfür eine Hotline geschaltet. Unter der Telefonnummer 030/9028 2828 beraten Experten zwischen 8 und 20 Uhr.

In Brandenburg gibt es seit dem 5. März eine landesweite Hotline für Fragen: Sie ist montags bis freitags zwischen 9 und 15 Uhr unter der Nummer 0331/8683 777 zu erreichen.

Außerdem haben mehrere Landkreise Hotlines eingerichtet: 
In Cottbus können unter der Nummer 0355/632 339 von Montag bis Sonntag rund um die Uhr Fragen zu Symptomen gestellt werden.
Das Bürgertelefon für Dahme-Spreewald ist unter 03375/26 2146 zu erreichen (8 bis 18 Uhr). 
Für Elbe-Elster lautet die Nummer 03535/46 4600 (8 bis 15 Uhr). 
Frankfurt/Oder hat unter 0335/552 5300 eine Hotline eingerichtet.
Im Havelland wurde eine Hotline unter der 03385/551 71 19 eingerichtet, die täglich ab 9 Uhr erreichbar, an manchen Wochentagen aber nur bis 14.30 Uhr besetzt ist. 
In Märkisch-Oderland lautet die Nummer 03346/850 6790 (8 bis 16 Uhr).
Und im Landkreis Oberhavel gibt es ein Infotelefon, das unter der Telefonnumer 03301/601 3900 (8 bis 15 Uhr) zu erreichen ist.
In Potsdam-Mittelmark informiert die Hotline 033841/91 111 (9 bis 14 Uhr).
Das Gesundheitsamt Teltow-Fläming hat unter 03377/608 6666 ein Bürgertelefon eingerichtet (8 bis 18 Uhr).

Wer glaubt, betroffen zu sein, kann sich auch direkt an den Hausarzt wenden, sollte dies aber ebenfalls telefonisch tun. Ebenso können Symptome auch mit dem Kassenärztlichen Notdienst besprochen werden (deutschlandweit 116 117). In Berlin wird die Kassenärztliche Vereinigung von der Feuerwehr mit einem Fahrdienst für Corona-Verdachtsfälle unterstützt.

Zudem gibt es ein Bürgertelefon des Bundesministeriums für Gesundheit (Telefon: 030/346 465 100). Auch die Unabhängige Patientenberatung Deutschland steht für Fragen zur Verfügung (0800/011 7722). Für Gehörlose und Hörgeschädigte ist ein Beratungsservice erreichbar per Fax: 030 340 60 66 – 07 oder E-Mail: (info.gehoerlos@bmg.bund.de). Zudem gibt es das Gebärdentelefon.

Wer zur Risikogruppe gehört, in einer Risikoregion [rki.de] war oder mit jemandem aus dieser in engerem Kontakt stand und unter Husten, Fieber oder Atemnot leidet, sollte vorsichtshalber den Kontakt zu anderen vermeiden und sich testen lassen.

Wie kann ich mich schützen?

Bleiben Sie zu Hause! Wichtigstes Ziel ist es aktuell, die Infektionskette zu unterbrechen und die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Das gesellschaftliche Leben wurde deshalb weitgehend stillgelegt: geschlossene Schulen, Kitas und Geschäfte - keine Kino-, Spielplatz- oder Restaurantbesuche.

Außerdem gelten weiterhin folgende Grundregeln:

- Verzichten Sie auf das Händeschütteln, waschen Sie sich gründlich die Hände und halten Sie Abstand - nach Einschätzung von Experten mindestens 1,5 Meter.

- Auch die sogenannte Husten- und Nies-Etikette sollte eingehalten werden:Beim Husten oder Niesen mindestens einen Meter Abstand von anderen Menschen halten und sich wegdrehen.
- Am besten ein Einwegtaschentuch benutzen - nur einmal verwenden und anschließend in einem Mülleimer mit Deckel entsorgen. Wird ein Stofftaschentuch benutzt, sollte dies anschließend bei 60°C gewaschen werden.
- Nach dem Naseputzen, Niesen oder Husten gründlich die Hände waschen.
- Ist kein Taschentuch griffbereit, kann in die Armbeuge geniest werden.

Desinfektionsmittel sind eine gute Unterstützung beim Händewaschen. Das Robert Koch-Institut (RKI) schreibt dazu:

"Zur chemischen Desinfektion sind Mittel mit nachgewiesener Wirksamkeit, mit dem Wirkungsbereich 'begrenzt viruzid' (wirksam gegen behüllte Viren), 'begrenzt viruzid PLUS' oder 'viruzid' anzuwenden."

Generell werden die Maßnahmen empfohlen, die grundsätzlich bei ansteckenden Krankheiten ratsam sind. So sollten akut Erkrankte möglichst zu Hause bleiben, um sich auszukurieren, damit das Virus nicht weiterverbreitet wird.

Ist das Virus meldepflichtig?

Ja. Die Ärztin oder der Arzt, der bei einem Patienten den Verdacht auf eine Erkrankung mit dem neuartigen Coronavirus stellt, muss dies unverzüglich (binnen 24 Stunden) dem Gesundheitsamt gemäß Coronavirus-Meldepflichtverordnung melden. Auch das Labor, das das neuartige Coronavirus bei einem Menschen nachweist, muss dies dem Gesundheitsamt melden.

Was ist das Coronavirus?

Das Wort Corona stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Krone oder Heiligenschein. Aufgrund ihrer vielen Fortsätze erinnern die Erreger dieser Virengruppe unter dem Mikroskop an eine Krone oder an die Strahlen der Sonnenkorona.

Die Coronavirus-Familie hat viele Typen, die den Mensch befallen können. Einige lösen eine gewöhnliche Erkältung aus, während andere, die ihren Ursprung in Fledermäusen, Kamelen und anderen Tieren haben, in schwere Krankheiten wie Sars oder Mers (Mittlerer-Osten-Atemwegsyndrom) ausgeartet sind.

Das nun erstmals in China entdeckte Sars-CoV-2 ist ein neuer Virenstamm, der zuvor noch nicht beim Menschen aufgetreten war. Es gehört, wie das Sars-Virus, zu den beta-Coronaviren und hat zu 80 Prozent das gleiche Erbgut wie Sars. Die Proteine, mit denen das Virus an menschliche Zellen andockt, unterscheidet sich jedoch wesentlich von Sars.

Die ersten Fälle traten im Dezember 2019 in Wuhan auf, einer Millionenmetropole in der zentralchinesischen Provinz Hubei. Viele Betroffene konnten als Besucher oder Arbeiter eines Markts identifiziert werden, auf dem Wildtiere lebend verkauft oder zum Schlachten angeboten worden. Offensichtlich spielt dieser Markt eine wichtige Rolle beim Überwinden der Arten für das Virus. Von welchem Tier Sars-Cov-2 zuerst auftrat, ist noch unklar. In Wuhan fanden erste Übertragungen von Mensch zu Mensch statt.

Der offizielle Name für die neue Krankheit lautet inzwischen Covid-19. CO steht für Corona, VI für Virus, D für Krankheit (disease) und 19 für das Jahr, in dem es auftauchte.

Woher kommt das Virus?

Die WHO sucht noch nach der tierischen Quelle für das neue Virus. Bekannt ist: Das Reservoir aller Coronaviren sind bestimmte Fledermaus-Arten, die Hufeisennasen-Fledermäuse. Da Fledermaus und Mensch nicht so eng in Berührung kommen, dass eine Übertragung stattfinden könnte, geht die Wissenschaft von einem Zwischenwirt aus.

Christian Drosten, Virologe von der Charité, sprach sich gegen die Theorie chinesischer Wissenschaftler aus, dass das "Schuppentier" oder Tannenzapfentier dieser Zwischenwirt sein könnte: "Schuppentiere fressen keine Fledermäuse, und wir würden schon eher eine carnivore (fleischfressende, Anm. d. Red.) Tierart vermuten, die Fledermäuse jagt", sagte Drosten.

Auch bei Sars und Mers hatten Tiere das Virus an den Menschen weitergegeben: Sars ging 2002 von Schleichkatzen oder Marderhunde auf den Menschen über, ebenfalls in China. Bei Mers waren zehn Jahre später Kamele die Ausgangstiere, das Ursprungsland war Saudi-Arabien.

Wie geschieht die Krankheitsübertragung?

Vermutlich wird Covid-19 auf dem Luftweg weitergetragen. Menschen atmen sogenannte Aerosole ein, winzig kleine mit Erregern bestückte Tröpfchen, die beim Husten oder Niesen entstehen. Offenbar können auch scheinbar Gesunde die Krankheit übertragen. Die Zahl derjenigen, die zwar von dem Virus befallen sind, aber keine Symptome zeigen, wird auf etwa 80 Prozent der Infizierten geschätzt. Viele Menschen können die Krankheit also weitergeben, ohne davon zu wissen.

Zudem ist die Inkubationszeit der Krankheit - also die Zeit, in der die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist, vergleichsweise lang. Bis zu 14 Tage können zwischen Infektion und den ersten Symptomen liegen. Dadurch ist das Virus schwer einzudämmen.

Auch Flächen und Griffe, die zuvor von Infizierten angefasst wurden, gelten als Infektionsquellen.

Wie ansteckend ist das Virus?

Im Schnitt steckt ein Infizierter zwei bis drei Menschen an. Ob das so bleibt, hängt davon ab, wie gut die Eindämmungsmaßnahmen sind – die Rate der Weitergabe muss unter den Faktor 1 fallen, um die Ausbreitung von Sars-Cov-2 zu stoppen.

Zum Vergleich: Ein Grippekranker gibt Influenzaviren an zwei bis drei Leute weiter. Besonders ansteckend sind Masern: zwölf bis 18 Personen werden durch einen Infizierten krank.

Die Übertragbarkeit dieses neuartigen Virus ist höher als anfangs gedacht, da es sich ähnlich wie das Grippe- oder Influenzavirus bereits im Rachen vermehrt - und nicht erst in der Lungentiefe wie Sars. Das vereinfacht den Nachweis mit Hilfe von Rachenabstrichen - verkürzt aber auch den Übertragungsweg und erklärt die hohe Ansteckungsgefahr.

Wer ist besonders gefährdet?

Zu den Risikogruppen gehören diejenigen, die schon vorher krank waren. "Eine besondere Risikogruppe sind zudem ältere Menschen, dabei gebe es eine Betonung auf das männliche Geschlecht", so der Berliner Virologe Christian Drosten.

Mit Vorerkrankungen sind vor allem solche Erkrankungen gemeint, die die Immunabwehr schwächen, wie chronische Lungen- oder Nierenkrankheiten. Gefährlich werden könne das Virus auch für Menschen mit transplantierten Organen oder denen, die an einem Tumor leiden, sagte der Leiter der Infektiologie des Gesundheitsamtes Frankfurt am Main, Antoni Walczok, dem Hessischen Rundfunk.

Für die meisten Kinder, jungen Menschen und Menschen im mittleren Alter ist das Coronavirus aller Wahrscheinlichkeit nach nicht lebensgefährdend, wenn sie grundsätzlich gesund sind. Das ist der aktuelle Stand der Forschung. Für Infizierte sei vor allem entscheidend, wie der Körper mit dem Virus fertig werde, sagt Torsten Bauer, Chefarzt für Pneumologie am Helios Klinikum Emil von Behring in Berlin-Zehlendorf, im rbb.

Wie funktioniert der Test?

Beim Verdacht auf das Coronavirus Sars-Cov-2 wird der Erreger in der Regel mit einem molekularbiologischen Test nachgewiesen. Zunächst nimmt ein Arzt eine Probe aus den Atemwegen eines Patienten - entweder einen Abstrich oder ausgehusteten Schleim. Spezialisten bereiten diese Probe dann im Labor auf und suchen mit einem sogenannten PCR-Test nach dem Erbmaterial des Virus. Vereinfacht gesagt wird dabei ein bestimmter Abschnitt des Viren-Erbguts millionenfach kopiert.

Die Kopien werden mit einer sogenannten Sonde farblich markiert. Diese Farbmarkierung kann dann mit komplexen Geräten sichtbar gemacht werden. Sind entsprechende Farbsignale vorhanden, handelt es sich um eine "positive Probe". Unter idealen Bedingungen dauert ein solcher Test im spezialisierten Labor drei bis fünf Stunden.

Getestet werden nach Angaben von Stephan Hofmeister, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, nur ernsthaft Erkrankte, die auch Kontakt zu infizierten Personen hatten. Die Kosten für die Tests übernehmen die Kassen.

Was sind die Symptome?

Husten und Fieber sind die häufigsten Anzeichen für Covid-19, aber auch andere Erkältungssymptome wie Schnupfen oder Halskratzen oder Fieber können Anzeichen sein. Laut RKI leiden einige Betroffene auch an Durchfall.

Die Erkrankung tritt in der Regel als Erkältungskrankheit in Erscheinung. Kinder sind praktisch nicht betroffen. Die besondere Risikogruppe sind ältere Patienten. Es erkranken mehr Männer als Frauen.

Bei einigen Patienten nimmt die Erkrankung einen schwereren Verlauf und führt dann zu Atemproblemen und einer Lungenentzündung. Bei Menschen mit einem schweren Krankheitsverlauf dauert die Krankheit drei bis sechs Wochen, bis sie wieder abklingt. Wahrscheinlich sind die Betroffenen während der gesamten Erkrankungszeit ansteckend. Leichter Betroffenen erholen sich innerhalb von zwei Wochen

Todesfälle traten bisher vor allem bei Patienten auf, die älter waren und/oder bereits zuvor an chronischen Vorerkrankungen litten.

Welche Behandlung gibt es für Infizierte?

China vermeldete im Januar erste Erfolg bei der Behandlung betroffener Patienten - Fieber und Atemwegssymptome seien zurückgegangen, das Virus nicht mehr nachweisbar. Allerdings ist unklar, womit die Chinesen behandelt haben.

Der WHO zufolge gibt es bislang weder eine Impfung noch eine spezielle Therapie gegen Sars-CoV-2. Vielmehr werden die Patienten symptomatisch therapiert: mittels Gabe von Sauerstoff, Antibiotika, fieber- und schmerzsenkenden Therapien sowie Stabilisierung des Flüssigkeitshaushaltes.

Weltweit sind Wissenschaftler mit der Entwicklung eines Impfstoffes beschäftigt.

Doch das Robert Koch-Institut hat Hoffnungen auf einen baldigen Impfstoff gedämpft. Auch Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) mahnt zu Geduld. "Die Entwicklung braucht ihre Zeit", sagte sie. Es gebe bei der Entwicklung von Medikamenten hohe Sicherheitsstandards. "Soweit wir es verantworten können, beschleunigen wir die Verfahren."

Gibt es Immunität gegen das Virus?

Viele Experten sind der Meinung: Ja, nach überstandener Covid-19-Erkrankung ist man immun gegen den Erreger."Wir wissen aber nicht, wie lange die Immunität hält", so RKI-Präsident Wieler. Es würden viele Tests entwickelt, um eine Immunität nachzuweisen. Etwa die Hälfte der Menschen, die sich angesteckt haben, bemerkten das gar nicht.

Von denjenigen, die etwas merken, werden laut RKI vier von fünf nur leicht krank.

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