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Audio: Antenne Brandenburg | 16.12.2020 | Thomas Krüger | Quelle: rbb

Hilferuf aus dem Corona-Hotspot

Nach Hilferuf setzt Klinikum Niederlausitz freiwillige Helfer ein

Als erstes Krankenhaus im Corona-Hotspot Südbrandenburg hatte das Klinikum Niederlausitz die Bevölkerung um Hilfe gebeten. Die medizinische Versorgung sei gefährdet, hieß es. Die Resonanz war enorm. Inzwischen sind die ersten Helfer im Einsatz. Von Martin Schneider

"Wir brauchen zur Aufrechterhaltung der Gesundheitsversorgung im Krankenhaus Senftenberg Unterstützung." Mit diesem öffentlichen Hilferuf hatte das Klinikum Niederlausitz Anfang Dezember nach Freiwilligen gesucht, um auf die steigenden Corona-Zahlen zu reagieren. Die Klinik in Senftenberg liegt im Corona-Hotspot Oberspreewald-Lausitz.

Seitdem haben sich über 160 Personen auf den Aufruf gemeldet, wie der rbb am Mittwoch aus dem Krankenhaus erfuhr. Die ersten haben demnach bereits mit der Arbeit begonnen - und sorgen nach ersten Angaben schon jetzt für spürbare Unterstützung.

Notaufnahme im Klinikum | Quelle: rbb

Feuerwehrleute, Pfleger, Yogalehrerinnen - alles dabei

Gemeldet haben sich Frauen und Männer aus verschiedenen beruflichen Bereichen. Nach Angaben von Dagmar Krause, die die Helfer koordiniert, hat rund ein Viertel von ihnen eine pflegerische Vorbildung oder Erfahrung aus dem Rettungsgsanitäter-Bereich. So kämen viele Ehrenamtliche von der Feuerwehr, die oft auch als Ersthelfer ausgebildet sind. Es sei aber von "Heilerziehungspflegerin bis zur Yogalehrerin" alles dabei, so Krause.

"Die Unterstützer, die aus den Pflegebereichen kommen, nutzen zum Teil ihren Weihnachtsurlaub, ihre freien Tage", erklärte Krause. "Andere sind in Kurzarbeit. Denen fällt quasi zu Hause die Decke auf den Kopf und sie wollen etwas tun." Manche Freiwillige kommen aus dem Gaststätten- und Servicebereich, "die ja jetzt auch im Prinzip zum Nichtstun verurteilt sind".

Die Koordinatorin zeigte sich beeindruckt davon, dass die meisten Freiwilligen bereit sind, auch an Feiertagen oder am Wochenende zu arbeiten. Für ihren Einsatz bekommen die Helfer eine individuelle finanzielle Entschädigung.

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Helfer sind schon jetzt "eine riesige Unterstützung"

Am dritten Advent-Wochenende traten die ersten Unterstützer zu ihren Schichten an. Die Aufgaben würden individuell festgelegt, sagte Krause. Nach einer kurzen Eingewöhnung könnten die Helfer dann ihre Aufgaben übernehmen. "Je nach medizinischer Vorbildung können sie mehr Handgriffe machen", so Krause.

Das Stamm-Personal sei nach den ersten Tagen "total begeistert", denn die Betreuung von Covid-Patienten sei aufwändig. Durch die verschärften Hygienemaßnahmen sei Arbeit aufgelaufen, zum Beispiel Desinfektionsarbeiten, "dass es eine riesige Unterstützung ist, wenn da Helfer vor Ort sind". Diese werden im Moment in der normalen Covid-Station und der Covid-Intensivstation eingesetzt. Aus beiden Bereichen gebe es bisher nur positive Rückmeldungen, so Krause.

Einzige Sorge der Klinik-Mitarbeiter sei, dass sie die Unterstützer nicht gut genug empfangen können, "weil sie halt so im Stress sind". Doch dafür würden Lösungen gefunden werden.

Viola Weinert | Quelle: rbb

"Für mich selbstverständlich, zu helfen"

Eine der ersten, die freiwillig hilft, ist Viola Weinert. Sie ist eigentlich Lehrerin für Flüchtlingskinder. Weil diese Arbeit aber gerade ruht, kann sie im Krankenhaus anpacken. Für sie sei das selbstverständlich, zu unterstützen, soweit sie es kann, sagt sie. "Ich arbeite nicht am Patienten, weil ich keine Fachkraft bin."

Im Moment bestehe ihre Arbeit in einem "Hol- und Bringedienst", sagt Weinert. "Wenn die Schwestern am Patienten arbeiten, reiche ich ihnen alles, ich desinfiziere, ich räume weg, ich koche auch mal Kaffee für die Schwestern und Ärzte und für die Patienten den Tee." Dass ihre Unterstützung gebraucht wird, erkenne sie mit Blick auf die Mitarbeiter am Klinikum Niederlausitz. "Die Menschen müssen wirklich sehr, sehr hart arbeiten.“

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Für Viola Weinert ist es nicht das erste Mal, dass sie in einer Klinik die Mitarbeiter unterstützt. "Ich hab das 1990 schon in Lauchhammer gemacht, als die ganzen Krankenschwestern in den Westen gegangen sind. Ein bisschen Einblick habe ich auch durch meine Arbeit als Aufsichtsrätin [beim Klinikum Niederlausitz, d. Red.]." Auch in anderen Ländern war sie bei Hilfseinsätzen dabei, erzählt sie, zum Beispiel in Kamerun und im Flüchtlingslager Moria.

Corona-Hotspot Südbrandenburg

Auch wenn die Resonanz nach Angaben des Krankenhauses riesig ist, können sich weiterhin Freiwillige melden, die das Personal unterstützen wollen. Auf seiner Webseite hat das Klinikum Niederlausitz dafür ein Kontaktformular zur Verfügung gestellt [myconvento.com].

Auch das Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum hat inzwischen einen öffentlichen Hilferuf gestartet. "Wir stoßen nicht nur bettenmäßig an Grenzen, sondern auch personell", hieß es in der vergangenen Woche vom größten Krankenhaus Südbrandenburgs. Es gab schon viele Rückmeldungen, doch auch hier können sich noch weitere Freiwillige melden. "Wir sind froh über jede helfende Hand", hieß es von Pflegedirektorin Andrea Stewig-Nitschke. Ein Kontaktformular steht auf der Internetseite der Klinik [ctk.de].

Aus Südbrandenburg werden seit Wochen die höchsten Corona-Neuinfektionszahlen Brandenburgs gemeldet. Besonders betroffen ist der Kreis Oberspreewald-Lausitz. Hier lag die 7-Tage-Inzidenz am Mittwoch bei 571.

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