rbb24
  1. rbb|24
Audio: Antenne Brandenburg | 14.12.2021 | Quelle: dpa/O. Marques

Grenzregion

Corona-Situation in Polen spitzt sich zu

Mit 90.000 Menschen, die an oder mit dem Coronavirus gestorben sind, belegt das Nachbarland im europäischen Vergleich den dritten Platz. Das medizinische Personal kämpft nahe der Belastungsgrenze. Ärzte berichten von teils dramatischen Szenen.

Die Corona-Lage in Polen spitzt sich weiter zu. "Es ist schon vorgekommen, dass Patienten in kritischem Zustand mehrere Stunden in unserem Rettungswagen verbracht haben", berichtet der Arzt Robert Gorski im Gespräch mit dem rbb. Gorski ist selbst ständig mit dem Krankenwagen in Zielona Gora unterwegs und kennt die Situation vor Ort. So hätten Patienten am Beatmungsgerät teilweise im Krankenwagen auf eine Aufnahme in die Intensivstation warten müssen, schildert er die Situation.

Krankenwagen werden teilweise knapp

Doch auch weitere Probleme verschärfen die Situation: "Es passierte auch schon, dass die Rettungswagen knapp wurden. Dann hat man auf den Krankenwangen aus einem anderen Ort so eine halbe Stunde warten müssen", sagt Gorski. Sogar Feuerwehrwagen seien bereits ersatzweise zum Einsatz gekommen.

Hochrisikogebiet

Diese Einreisebestimmungen gelten nun aus Polen nach Deutschland

Deutschland stuft Polen seit Sonntag als Corona-Hochrisikogebiet ein. Dadurch gelten für nicht geimpfte oder genesene Personen, die in die Bundesrepublik einreisen, verschärfte Bestimmungen. Es gibt jedoch auch Ausnahmen.

Im direkten Nachbarkreis von Frankfurt (Oder) sei die Lage noch angespannter, wie Kreis-Pressesprecher Wojciech Obremski berichtet: "Wir haben 86 Betten für Covid-19-Kranke, davon drei mit Beatmungsgeräten. Derzeit sind alle belegt." Erkrankte würden demnach bereits in andere Krankenhäuser in der Woiwodschaft Lubuskie – wie beispielsweise nach Zielona Gora – verlegt. Doch auch dort drohe bereits ein Kollaps.

Krankenhäuser kommen an Kapazitätsgrenze

Denn eigentlich sollten in Zielona Gora Kapazitäten freigehalten werden, da das dortige Krankenhaus als Covid-Schwerpunkt-Klinik gilt. Mittlerweile würden jedoch auch dort die Bettenkapazitäten knapp werden, wie Klinik-Leiter Barosz Kudlinski berichtet: "Noch zwei Betten sind bei uns frei. Das Krankenhaus ist voll mit Covid-Kranken." Kudlinski gehe davon aus, dass die angespannte Situation noch andauern werde.

Frankfurt (Oder)

Verbraucherzentrum wirbt für Geschenke- statt Böllerkauf in Polen

In der Woiwodschaft Lubuskie ist etwa die Hälfte der Bevölkerung gegen das Coronavirus geimpft. Das entspricht ungefähr dem polnischen Landesdurchschnitt. Dabei gibt es gravierende regionale Unterschiede. So ist die Grenzstadt Słubice mit 62 Prozent vollständig Geimpfter Polens Vorzeigeort. Im Gegensatz dazu liegt die Impfquote im östlichen Landesteil mit nicht einmal 40 Prozent deutlich niedriger. Dementsprechend werden dort derzeit auch die meisten Todesfälle gemeldet. Derzeit sterben in Polen rund 500 Personen - täglich.

Forderung nach verschärften Maßnahmen

Epidemiologen fordern auch aus diesem Grund verschärfte Eindämmungsmaßnahmen - sonst gäbe es zu Weihnachten noch höhere Zahlen. In Polen gelten derzeit nur eine allgemeine Maskenpflicht und ein Abstandsgebot. 2G-Regelungen (Zugang nur für Geimpfte oder Genesene) oder 3G-Regelungen (Geimpfte, Genesene und Getestete) sind derzeit nicht in Kraft. Zudem werde weniger als in Deutschland getestet, heißt es.

Sollte sich die Situation in der polnischen Grenzregion weiter verschärfen, seien auch Hilfegesuche an Deutschland möglich, räumt Pressesprecher Obremski ein: "Wir schließen so eine Zusammenarbeit mit Frankfurt (Oder) nicht aus." Gleiches gelte auch im Marschallamt in Zielona Gora, wo bereits über eine grenzüberschreitende medizinische Kooperation nachgedacht werde.

Auswärtiges Amt rät zur Achtsamkeit

Deutschland stuft Polen seit Sonntag, 5. Dezember, als Corona-Hochrisikogebiet ein. Wer aus dem Nachbarland in die Bundesrepublik einreist und dabei weder vollständig geimpft noch genesen ist, müsse sich grundsätzlich direkt nach Ankunft zu Hause für zehn Tage in Quarantäne begeben und könne diese frühstens nach fünf Tagen durch einen negativen Corona-Test vorzeitig verlassen, hatte das Robert-Koch-Institut (RKI) erklärt.

Das Auswärtige Amt warnt derzeit vor nicht notwendigen, touristischen Reisen nach Polen. Zudem sollten Bundesbürger sich vor einem Aufenthalt in die Krisenvorsorgeliste eintragen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.12.2021, 16:10 Uhr

Mit Material von Magdalena Dercz



Sendung:  

Artikel im mobilen Angebot lesen