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Audio: Inforadio | 30.04.2020 | Thomas Weber | Quelle: imago-images/Emmanuele Contini

Folgen der Corona-Krise

Arbeitslosigkeit in der Region im April deutlich gestiegen

Angesichts der Corona-Pandemie kommen die aktuellen Zahlen der Arbeitsagentur nicht überraschend: Im April sind die Erwerbslosenzahlen sowohl in Berlin als auch in Brandenburg deutlich gestiegen - um zweistellige Prozentwerte.

Die Corona-Krise schlägt voll auf die Arbeitsmärkte in Berlin und Brandenburg durch. In der Hauptstadt waren im ablaufenden April 182.618 Menschen ohne Job, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag mitteilte. Das sind 18,4 Prozent mehr als im März und 22,7 Prozent mehr als im April des Vorjahres.

Auch in Brandenburg stieg die Zahl der Arbeitslosen, allerdings deutlich geringer als in Berlin. Hier waren im April 83.140 Menschen ohne Job, das sind zehn Prozent mehr als im März und 8,4 Prozent mehr als im April 2019.

Die Arbeitslosenquote stieg in Berlin im Jahresvergleich um 1,6 Prozent auf jetzt 9,3 Prozent. In Brandenburg liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 6,2 Prozent, das sind 0,4 Prozentpunkte mehr als im April 2019.

In ganz Deutschland ist die Zahl der Arbeitslosen stark angestiegen: Im April lag sie bei 2,644 Millionen, das waren 308.000 mehr als im März. Die Arbeitslosenquote stieg saisonuntypisch um 0,7 Punkte auf 5,8 Prozent.

"Kurzarbeit verhinderte Schlimmeres"

In Berlin meldeten sich vor allem aus den Bereichen Dienstleistungen, Gastgewerbe, Verkehr und Lagerwirtschaft deutlich mehr Menschen arbeitslos. In Brandenburg betraf es insbesondere Dienstleistungsbereiche und Gastgewerbe sowie Handel, Instandhaltung und Reparaturen von Kraftfahrzeugen.

Die Vollbremsung in weiten Teilen der Wirtschaft spiegelt sich auch in einer sprunghaften Zunahme der Kurzarbeit wider, dabei vor allem in den Branchen Gastronomie und Einzelhandel in beiden Ländern. In Berlin haben wegen der Corona-Pandemie im März und im April 2020 insgesamt 32.201 Unternehmen Kurzarbeit angezeigt. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 32 Unternehmen.

In Brandenburg zeigten in den Monaten März und April dieses Jahres 21.584 Unternehmen Kurzarbeit an. Im Vorjahreszeitraum waren es 37 Unternehmen mit 755 Personen. Insgesamt sind in Berlin und Brandenburg derzeit 546.697 Menschen von Kurzarbeit betroffen. Im März und April des Vorjahres waren es in beiden Bundesländern insgesamt nur 1.515 Menschen. Kurzarbeit ist das wichtigste Instrument, um Kündigungen zu vermeiden und die Fach-und Arbeitskräfte in den Unternehmen zu halten. 

Die jetzt starke Nutzung der Kurzarbeit habe Schlimmeres am Arbeitsmarkt verhindert, betonte Bernd Becking, Geschäftsführer der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, bei der Vorstellung der Zahlen. Gleichwohl sei die Region "von der Corona-Krise hart getroffen", so Becking. "Die Unternehmen in beiden Ländern handeln verantwortungsbewusst. Wir müssen damit rechnen, dass die angespannte Situation mittelfristig anhält."

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Breitenbach und Müller fordern Korrekturen beim Kurzarbeitergeld

Berlins Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (Die Linke) teilte in einer ersten Reaktion mit, es sei "deutlich" sichtbar, wie stark sich die Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt auswirke. Als Konsequenz fordert sie, beim Kurzarbeitergeld nachzubessern. Die Bundesregierung hatte sich am Mittwoch darauf verständigt, diese Leistung von derzeit 60 bzw. 67 Prozent auf 80 bzw. 87 Prozent zu erhöhen – allerdings erst nach sieben Monaten in Kurzarbeit. Das reiche nicht aus, denn viele Geringverdienende blieben außen vor, so Breitenbach. Wichtig sei auch, "Kurzarbeitende und Arbeitslose jetzt gezielt mit Qualifizierungen zu unterstützen", so die Linke-Politikerin.

Auch der Regierende Bürgermeister und Berliner SPD-Chef Michael Müller fordert Nachbesserungen beim Kurzarbeitergeld: "Die Erhöhung beim Kurzarbeitergeld auf 80 bzw. 87 Prozent ist richtig - und zwar ab dem ersten Tag und nicht erst nach mehreren Monaten", teilte Müller am Donnerstag mit.

Die Berliner CDU rief den Senat dazu auf, angesichts der aktuellen Arbeitslosenzahlen mehr für den Mittelstand zu unternehmen. "Mittelständler erhalten noch immer nicht die zielgerichtete Unterstützung, die sie verdienen. Der Senat muss schnelle und unbürokratische Soforthilfen in Form nicht rückführbarer Zuschüsse für den Mittelstand beschließen", forderte CDU-Landeschef Kai Wegner. Der deutliche Anstieg der Zahl der Arbeitslosen sei "ein Weckruf an den Senat". Rot-Rot-Grün müsse Hemmnisse für die Wirtschaft entschlossen aus dem Weg räumen, so Wegner.

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Steinbach fordert Fokus auf Auszubildende

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) appellierte an die Unternehmen, trotz der derzeitigen schwierigen Situation den Fachkräftenachwuchs nicht aus dem Blick zu verlieren. Wer das tue, werde es schwerer haben, nach der Krise wieder durchzustarten, betonte Steinbach am Donnerstag in einer Mitteilung.

Er sei beeindruckt, welche Lösungen viele Betriebe gefunden hätten, Auszubildende in der Zeit der Schließung der Berufsschulen eng zu begleiten. Gemeinsam würden sie mit ihnen zielgerichtet auf den Ausbildungsabschluss hinarbeiten. Brandenburg biete Jugendlichen auch in der aktuellen Situation vielfältige Möglichkeiten, eine berufliche Ausbildung zu beginnen, betonte der Minister.

Starker Einbruch bei der Personalnachfrage

Bereits am Mittwoch hatte die Regionaldirektion der Arbeitsagentur Zahlen für Berlin und Brandenburg veröffentlicht, die einen Vorgeschmack auf die aktuellen Erwerbslosenzahlen gaben. In Berlin wurden im April so wenige Arbeitskräfte gesucht wie seit 2015 nicht mehr. Das machte sich vor allem im Gastgewerbe bemerkbar, das besonders stark von den Corona-Einschränkungen betroffen ist. Bei Hotels und in der Gastronomie ist der Personalbedarf im Vergleich zum April 2019 um die Hälfte eingebrochen. In der Zeitarbeit sank die Nachfrage um rund 27 Prozent. Auch in anderen Wirtschaftszweigen wie dem Baugewerbe (-24), Industrie und Handwerk (-23) sowie dem Handel (-17) liegt der Rückgang jeweils im zweistelligen Prozentbereich.

Trotz der Corona-Maßnahmen verzeichnen einige Berliner Branchen im April 2020 im Vergleich zum Vorjahr allerdings einen erhöhten Arbeitskräftebedarf. Laut Agentur für Arbeit ist der Personalbedarf im Bereich der öffentlichen Verwaltung (+13 Prozent), dem Grundstücks- und Wohnungswesen (+8) und dem Gesundheits- und Sozialwesen (+3) im Vergleich zum April 2019 gestiegen. 

Auch in Brandenburg sank im April die Nachfrage nach Personal, allerdings bei weitem nicht so stark wie in Berlin.

Sendung: Inforadio, 30.04.2020, 10:20 Uhr

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