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Quelle: dpa/Michael Kappeler

Corona-Auswirkungen

Flughafengesellschaft will fast jeden fünften Job streichen

Die Corona-Krise mit dem temporären Zusammenbruch des Flugverkehrs trifft die Beschäftigten der Berliner Flughäfen hart: 400 der rund 2.170 Stellen sollen in den nächsten Jahren abgebaut werden.

Nach dem beispiellosen Einbruch des Luftverkehrs in der Corona-Krise steht die Berlin-Brandenburger Flughafengesellschaft (FBB) vor dem Abbau Hunderter Arbeitsplätze. Sowohl in der Verwaltung, im Betrieb und der Operation müsse erheblich gespart werden, heißt es in einem Mitarbeiterbrief vom Mittwoch, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Gehaltsverzicht bei leitenden Angestellten

"Nach unserer Einschätzung geht es um einen Abbau von 400 Stellen in den nächsten Jahren", schreiben Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup und Personalchef Michael Halberstadt. Derzeit hat das staatliche Unternehmen rund 2.170 Stellen.

Betriebsbedingte Kündigungen sollen "unter allen Umständen" vermieden werden, heißt es in dem Brief. Die leitenden Angestellten und Geschäftsführer verzichten demnach auf zehn Prozent ihres Gehalts. Die Gespräche mit Aufsichtsrat, Gesellschaftern, Betriebsrat und der Gewerkschaft Verdi sollen nun beginnen. Die Mitarbeiter sollen bei einer Videokonferenz am Freitag ihre Fragen stellen können.

"Luftverkehr und Flughäfen stecken in schwerster Krise seit Zweiten Weltkrieg"

Viele Fluggesellschaften bauen Personal ab, darunter Easyjet. Der größte Kunde der Berliner Flughäfen will weltweit 30 Prozent seiner Arbeitsplätze streichen und Flugzeuge auch aus Berlin abziehen. Auch die Billigairline Ryanair will in der Corona-Krise in Deutschland Stellen streichen.

"Der Luftverkehr und damit auch die Flughäfen stecken in der schwersten Krise ihrer Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg", heißt es im Brief an die Berliner und Brandenburger Flughafenmitarbeiter. Derzeit gebe es in Tegel und Schönefeld 20 bis 25 Prozent der üblichen Passagiermenge. 35 Millionen Fluggäste im Jahr wie zuletzt werden erst 2023 wieder erwartet.

Mehr als 1.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit

Die Krise treffe die FBB besonders, weil die Kostensteigerungen beim Bau des BER zu hohen Schulden führten. "Durch den sehr teuren Bau des BER haben wir keinerlei finanziellen Puffer und sind auf die finanzielle Unterstützung unserer Gesellschafter angewiesen", betonte Lütke Daldrup.

Die Hälfte der rund 2.200 Mitarbeiter ist in Kurzarbeit. Diese werde trotz BER-Inbetriebnahme verlängert, hieß es. Seit März gilt ein Einstellungsstopp. So bleibt etwa die Stelle des Technikchefs unbesetzt. Die leitenden Angestellten und Geschäftsführer verzichten laut Mitarbeiterbrief auf zehn Prozent ihres Gehalts.

Finanzbedarf steht noch nicht fest

Nach dem Konzernabschluss, den die Flughafengesellschaft im Juni veröffentlichte, rechnet das Unternehmen in diesem Jahr mit einem Verlust von Hunderten Millionen Euro - eine verlässliche Schätzung sei noch nicht möglich, hieß es. Im ganzen Monat Mai beispielsweise wurden in Tegel und Schönefeld nur 52.000 Passagiere abgefertigt - so viele wie sonst an einem halben Tag.

Darüber hinaus hatte ein Bericht rbb24 Recherche enthüllt, dass die FBB die Erlöseinnahmen aus dem reinen Flugverkehr zu hoch angesetzt hat. Schon im Jahr 2021 hätte die FBB demnach 135 Millionen Euro geringere Einnahmen als prognostiziert – ohne den Corona-Effekt.

Sendung: Abendschau, 22.07.2020, 19.30 Uhr

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