rbb24
  1. rbb|24
  2. Politik
Video: Abendschau | 09.06.2020 | Sylvia Wasserman | Gespräch mit Astrid-Sabine Busse | Quelle: dpa/J. Carstensen

Senatsbeschluss

Regelbetrieb in Berliner Kitas ab 22. Juni, in Schulen nach den Sommerferien - ohne Abstandsregel

Deutlich schneller als zunächst geplant, nämlich schon ab dem 22. Juni soll in Berliner Kitas ein voller Regelbetrieb herrschen. In Schulen soll dies laut Senatorin Scheeres nach den Sommerferien wieder möglich sein. Die 1,50-Meter-Abstandsregel gelte dort dann nicht mehr.

Schulen in Berlin werden nach den Sommerferien wieder zum Regelbetrieb zurückkehren, Kitas bereits ab Mitte Juni. Das hat die Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Dienstagnachmittag nach einer Sitzung des Senats mitgeteilt. Dann soll wieder Vollbetrieb in allen Schularten und Jahrgangsstufen möglich sein. "Dort wird die 1,50-Meter-Abstandsregelung fallen", kündigte Scheeres an. Sie sei dann dort nicht länger praktikabel. 

Die Sommerferien starten in Berlin in diesem Jahr am 25. Juni und enden am 7. August. Die Schulen sind bereits seit 27. April wieder geöffnet, allerdings sind die Klassen in der Regel geteilt worden. Die Gruppen werden derzeit zeitlich versetzt oder in verschiedenen Räumen unterrichtet. Nur ein Teil des Unterrichts ist derzeit in der Schule möglich, daneben gibt es weiterhin Home-Schooling.

Quelle: rbb|24

Scheeres erwartet zum August "stabiles Kitasystem"

Die Kitas werden Scheeres zufolge noch schneller zum Normalbetrieb zurückkehren. "Wir können hier viel schneller vorgehen als es unser alter Stufenplan vorgesehen hat. Zum 15. Juni sollen die Träger die Möglichkeit haben, alle Kinder zu betreuen. Spätestens ab 22. Juni werden wir die volle Betreuunsgsituation nach Kitagutscheinen haben, damit sind wir einen Monat früher, als wir uns das eigentlich vorgenommen hatten", so Scheeres. Soll heißen: Ab dem 22. Juni gibt es wieder einen vollen Betreuungsanspruch für Kinder und auch Früh- und Spätdienste. Derzeit haben viele Eltern nur einen Anspruch auf eine Halbtagsbetreuung. "Die Liste der systemrelevanten Berufe verliert ihre Gültigkeit, die Eingewöhnung von neuen Kindern ist möglich", so Scheeres.

"Familien dürfen nicht die Verlierer in dieser Krise sein. Kinder haben ein Recht auf Bildung", betonte sie. Angesichts vieler Lockerungen in anderen gesellschaftlichen Bereichen hätten Eltern zurecht gefragt, wo sie dabei blieben. "Wir wollen den Eltern das Regelangebot wieder zur Verfügung stellen können. Wenn es einen personellen Engpass geben sollte, können Eltern sich an die Kita-Aufsicht wenden", so Scheeres. Sie erwarte, dass es ab dem 1. August wieder ein "stabiles Kitasystem" in Berlin geben werden.

Mehr zum Thema

Corona-Krise in Berlin

Eltern demonstrieren in Berlin für Kita- und Schulöffnung

   

Auch Klassenfahrten sind bald wieder möglich

Auch in den Schulen soll nach den Sommerferien in festen Gruppen unterrichtet werden. "Wir müssen schauen, wie das dann organisiert wird", so Scheeres. Zur Personalsituation in Schulen sagte sie, es würden Standards erarbeitet für den Fall, dass neue Infektionen auftauchten. "Wenn eine Lehrkraft eine Vorerkrankung hat, dann sollen Lehrer aus dem Home-Office arbeiten. Die Schulleitungen haben hier die Verantwortung, diesen Lehrkräften auch Aufgaben zu übermitteln", so die Bildungssenatorin. Bei personellen Engpässen müsse in jeder Einrichtung individuell entschieden und gehandelt werden. Notfalls würden auch Lehramtsstudenten und pensionierte Lehrkräfte einspringen.

Nach den Sommerferien soll es auch wieder Schulmittagessen wieder geben. Auch Einschulungsfeiern seien zum neuen Schuljahr hin wieder möglich, "es müssen aber Teilnehmerlisten geführt und Vorkehrungen getroffen werden", schränkte Scheeres ein. Solche Feiern orientierten sich grundsätzlich an der nach wie vor gültigen Eindämmungsverordnung, die auch die mögliche Teilnehmerzahl begrenze, so Scheeres. Auch Klassenfahrten könnten im neuen Schuljahr wieder durchgeführt werden, "unter den Bestimmungen des RKI und des Auswärtigen Amts. In Risikogebiete darf man logischerweise nicht."

Für die Sommerferien kündigte Scheeres erneut sogenannte "Sommerschulen" an, in denen förderbedürftige Kinder und Jugendliche Schulstoff nachholen können. "Diese Sommerschulen ziehen wir in die Herbstferien hinein", kündigte die Senatorin an.

Mehr zum Thema

Ankündigung für Berlin

Notbetreuung endet: In den Ferien gibt's reguläre Hortbetreuung für alle

   

Hygieneregeln bestehen auch nach den Sommerferien weiter

Scheeres betonte, dies alles sei nur möglich dank der zuletzt "positiveren Entwicklung bei den Neuinfektionen in Berlin." Auch im neuen Schuljahr 2020/21 müssten weiterhin Hygieneregeln eineghalten werden, wie regelmäßiges Händewaschen und das regelmäßige Lüften der Räume.

Schülerinnen und Schüler, die wegen einer Grunderkrankung zur Risikogruppe gehören, müssen dies durch Vorlage einer entsprechenden ärztlichen Bescheinigung glaubhaft machen, fügte Scheeres hinzu. "In diesem Fall erfolgt bis auf Weiteres das schulisch angeleitete Lernen zu Hause. Das gilt auch, wenn eine andere im Haushalt der Schülerin oder des Schülers lebende Person zur Risikogruppe gehört", heißt es in einer Pressemitteilung der Senatsbildungsverwaltung.

Begleitet wird die Rückkehr in den Regelbetrieb sowohl in Kitas als auch in Schulen von einer neuen Teststrategie, auf die sich der Senat mit der Charité und den Vivantes-Kliniken geeinigt hat. Getestet werden ein Jahr lang Personal, Kinder, Jugendliche und Eltern in verschiedenen Schulen und Kitas. Dies alles geschieht auf freiwilliger Basis. Treten bei Personal, Kindern, Jugendlichen und Eltern in Kitas und Schulen coronatypische Symptome auf, können sich Betroffene zügig testen lassen.

Mehr zum Thema

Stichprobenartige Corona-Tests

Neue Teststrategie beginnt in Berlin an Schulen und Kitas

   

Gewerkschaft und Elternvertreter kritisieren Senatspläne

Kritik an den Plänen des Senats übt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Bildungssenatorin Scheeres verliere die Beschäftigten aus dem Blick. "Auch wir wollen gerechte Bildung für Alle. Auf Abstandsregeln zu verzichten und Hygienekonzepte über Bord zu werfen, ist aber verantwortungslos", erklärte am Dienstag der Vorsitzende der GEW in Berlin, Tom Erdmann. Die Vorsitzende Doreen Siebernik kritisierte, dass Lehrer und Erzieher nicht bei den Entscheidungen einbezogen wurden. "Der Hygieneplan ist in vollen Schulen und Kitas nicht umzusetzen", sagte Siebernik.

Auch Elternorganisationen wie Kitakrise Berlin sind skeptisch, ob genügend Personal für die Rückkehr zum Normalbetrieb zur Verfügung steht. Sie demonstrierten am Dienstag vor dem Roten Rathaus und forderten tragfähige Konzepte für den Bildungsbereich in Berlin.

Sendung: Abendschau, 9.6.2020, 19:30 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen