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Audio: Inforadio | 25.09.2020 | Martin Krebbers | Quelle: dpa/M. Murat

Bezirke entscheiden weiter individuell

Gastro-Gipfel findet keine berlinweite Regelung für Heizpilze

Reinickendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf wollen sie, Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg nicht: Auch ein "Gastro-Gipfel" am Freitag bei Wirtschaftssenatorin Pop hat keine einheitliche Linie hervorgebracht. Pop plädiert derweil für CO2-arme Infrarotstrahler.

Ein "Gastro-Gipfel" bei der Berliner Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) hat sich nicht auf eine einheitliche Linie im Umgang mit Heizpilzen in der Außengastronomie geeinigt. Ob diese umstrittenen Geräte zum Einsatz kommen, bleibt damit jedem Bezirk selbst überlassen.

Vor allem die von den Grünen regierten Bezirke Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg sind gegen den Einsatz von Heizpilzen. Pop hatte sich kürzlich für den Einsatz dieser Heizgeräte ausgesprochen, dies aber an die Bedingung geknüpft, als Klimaausgleich einen autofreien Sonntag in Berlin einzuführen.

Pop betonte nach dem Treffen am Freitag, einig sei man sich darin, auch in der kalten Jahreszeit die verstärkte Nutzung des Außenbereiches zu ermöglichen. Das gehe beispielsweise durch "schnelle Genehmigungen, Überdachungen und Einhausungen, die unbürokratisch ermöglicht werden sollen, und CO2-arme Wärmequellen wie Infrarotstrahler", so Pop. Genehmigungen für eine vergrößerte Außennutzung sollen demnach bis zum 31. März 2021 verlängert werden. Verstärkte Kontrollen zur Einhaltung der Regeln durch die Ordnungsämter seien unumgänglich, auch in diesem Punkt sei man sich einig gewesen.

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Balzer fordert schnelles Handeln

Auch über Schutzmaßnahmen in Innenbereichen der Gastronomie habe man sich ausgetauscht, sagte die Wirtschaftssenatorin weiter: "Für die Innenbereiche brauchen wir Lösungen, die den Schutz gewährleisten, wie beispielsweise Plexiglasscheiben oder zertifizierte Lüftungsanlagen."

Zu dem Gespräch geladen waren die Bezirksbürgermeister sowie Vertreter der Tourismusgesellschaft Visit Berlin, der Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK) sowie der Initiative Bars of Berlin.

Bislang wollen nur Reinickendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf den Gastronomen gestatten, im Außenbereich Heizpilze aufzustellen. Der Reinickendorfer Bürgermeister Frank Balzer (CDU) wies im rbb darauf hin, dass viele Menschen wegen des Corona-Ansteckungsrisikos Innenräume vermeiden wollten. "Man muss jetzt nicht nur reden, sondern auch schnell handeln", sagte Balzer im rbb-Inforadio. Die Gastronomie sei ein wichtiger Wirtschaftszweig der Stadt, der durch die Pandemie schwer gebeutelt sei.

Streit um CO2-Ausstoß

Den Einsatz von Heizstrahlern in der dunklen Jahreszeit hatte der Gaststättenverband Dehoga ins Spiel gebracht. So könnten Gastwirte trotz Abstandsregel mehr Gäste bewirten.

Scharfe Kritik kommt von Umweltschützern. Der BUND nennt die Geräte eine "Klimasauerei" und rechnet vor, dass ein einziger Heizpilz pro Jahr soviel CO2 ausstoßen kann wie ein Kleinwagen. Deshalb wird bei den Grünen über einen autofreien Tag als Ausgleich nachgedacht.

Seit 2009 sind die Wärmequellen auf öffentlichem Boden in einigen Bezirken verboten. Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf wies am Freitag darauf hin, dass gasbetriebene Wärmequellen nur außerhalb überdachter Bereiche aufgestellt werden dürfen und appellierte an die Gastronomen, "klimaschutzfreundliche Geräte zu benutzen und verantwortungsvoll mit den Geräten umzugehen".

Sendung: Abendschau, 25.09.2020, 19:30 Uhr

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