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Quelle: dpa/Uli Deck

Home-Schooling im Lockdown

Wenn das Schul-Tablet den Internetanschluss der Eltern braucht

Rechtzeitig zum neuen Lockdown teilt der Senat Tausende Tablet-Computer an bedürftige Schüler aus. Die Geräte haben allerdings etwas gemeinsam mit der Digitalisierung der Berliner Schulen: Den Internetzugang muss man selber mitbringen. Von Sebastian Schöbel

Wie schlecht die Internetverbindung vieler Schulen in Berlin ist, hat der rbb Anfang Dezember berichtet: In zwei Drittel der allgemeinbildenden Schulen sind Bandbreiten von maximal 50 Mbit/Sekunde verfügbar - wobei in den allermeisten dieser Schulen nicht einmal mehr als 16 Mbit/Sekunde anliegen. "Die moderne Technik zieht morgens mit den Schülern ein und um 16 Uhr wieder aus", sagt Norman Heise, Sprecher des Berliner Landeselternausschusses. Er meint damit vor allem die Handys, die viele Schülerinnen und Schüler inzwischen in der Tasche mit sich herumtragen, aber auch die Erfahrung mit schnellem Internet.

Der Landeselternausschuss habe sich ebenfalls die Internetverbindungen der Schulen genauer angeschaut, so Heise. "Und wir haben festgestellt, dass nur rund 40 Prozent der Schulen in der Lage sind, eine einzige Videokonferenz durchzuführen."

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Das sind nicht die besten Voraussetzungen, wenn ab Mittwoch Schülerinnen und Schüler bis mindestens 10. Januar wieder per digitalem Fernunterricht betreut werden sollen. Auch die Lehrergewerkschaft GEW kritisiert die mangelhafte Digitalisierung der Schulen. Individuelles Engagement der Lehrkräfte könne weder langsames Internet, noch das Fehlen einer einheitlichen Lernplattform ersetzen. So hätten viele Schulen bis heute keine eigene Schul-Cloud, datenschutzrechtliche Fragen seien oft ungeklärt, zudem fehle die Unterstützung im Bereich IT.

Der Landeselternausschuss fordert, Schulen ohne Breitband-Anschluss wenigstens über Mobilfunk mit schnellerem Internet zu versorgen. Heise spricht von Pop-up-Lösungen. Das sei bei der guten Bandbreite im Berliner Mobilfunknetz auch realistisch, erklärt Telekom-Sprecher Georg von Wagner. "Das ließe sich bestimmt auch für die Schulen dahingehend nutzen, dass mehr Bandbreite für mehr Schüler zur Verfügung stehen würde. Aber da müssen auch die entsprechenden Verträge gemacht werden, damit wir das anbieten können."

Unbegrenzt Lern-Surfen für 10 Euro im Monat

Was die Telekom, genauso wie Konkurrent Vodafone, bereits jetzt anbietet, ist eine sogenannte Bildungsflatrate: Eine SIM-Karte, mit der man für zehn Euro im Monat unbegrenzt über das Mobilfunknetz surfen kann. Vertragspartner sind nicht die Eltern, sagt Telekom-Sprecher von Wagner, sondern ausschließlich staatlich anerkannte Schulträger.

"Es handelt sich um einen reinen Datentarif", sagt von Wagner auf rbb-Nachfrage. "also keine SMS und Whatsapp, und auch keine Gespräche." Zugelassen ist der Tarif zudem nur für Geräte, die ausschließlich für Bildungszwecke und den Unterricht genutzt werden sollen: Auf ihnen muss eine Software installiert sein, die reguliert, welche Inhalte abgerufen werden können, also etwa den Zugang zur Schul-Cloud oder spezielle Unterrichts- und Lern-Apps. Kontrolliert werde das aber nicht von den Mobilfunkanbietern. "Die Schule legt fest, welche Inhalte erreichbar sind", so von Wagner.

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Genau solche, speziell für den Unterricht vorbereitete Tablets hat der Senat bereits angeschafft: insgesamt mehr als 50.000 Stück, Ipads, Windows- und Samsung-Geräte, für 27 Millionen Euro, gab Bildungssenatorin Sandra Scheeres bekannt. Sie würden nun nach und nach ausgeteilt, vor allem an Schüler aus einkommensschwachen Familien.

Die allermeisten Geräte werden allerdings erst nach dem Weihnachts-Lockdown die Schulen erreichen, kritisiert die Lehrergewerkschaft GEW. Zudem hätten die Schulen kein Mitspracherecht bei der Beschaffung gehabt - und würden nun zum Beispiel Apple-Geräte bekommen, die sie in ihrem Medienkonzept eigentlich ausgeschlossen haben. Zudem sei unklar, wer im Schadensfall für die mehrere hundert Euro teuren Geräte haftet.

Ob die Schülerinnen und Schüler mit den Tablets wirklich etwas anfangen können, ist noch aus einem anderen Grund fraglich: Für den Unterricht zu Hause nutzbar sind sie nämlich nur, wenn es daheim Internet gibt. SIM-Karten mit der günstigen Bildungs-Flatrate hat laut Bildungsverwaltung keines der Geräte.

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