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Video: Brandenburg aktuell | 08.02.2021 | Stephanie Teistler | Quelle: dpa/Paul Zinken

"Kein Promibonus"

Cottbuser OB Kelch wehrt sich gegen Kritik an Corona-Impfung

In Brandenburg warten viele Über-80-Jährige noch immer auf ihre Impf-Termine. Doch in Cottbus haben Oberbürgermeister Kelch und Ordnungsdezernent Bergner ihre Impfungen bereits erhalten - weil sonst Impfstoff hätte weggeworfen werden müssen, wie beide erklären.

Der Cottbuser Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU) wehrt sich gegen Kritik an seiner Corona-Impfung. Dem rbb gegenüber wies er am Montag Behauptungen zurück, dass er zeitiger als andere gegen Corona geimpft wurde, weil er prominent sei. "Ich habe keinen Promibonus erhalten", sagte er. Er habe eine Impfdosis bekommen, die ansonsten weggeworfen worden wäre.

Ähnlich äußert sich auch der Cottbuser Ordnungsdezernent Thomas Bergner (CDU), der ebenfalls bereits geimpft wurde, obwohl er wie Kelch der Prioritätenliste der Ständigen Impfkommission zufolge noch nicht dran gewesen wäre. Das hatte in der Vorwoche Kritik ausgelöst, vor allem in den sozialen Medien, aber auch durch Stadtverordnete wie Andreas Rothe (SPD).

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Ehrenamtlicher Impf-Begleiter

Der 53-jährige Kelch habe bereits am 8. Januar seine erste Impfung im Rahmen seiner ehrenamtlichen Arbeit erhalten, "bei der ich alte Leute zum Impfzentrum und anschließend ins Pflegeheim transportiert habe", erklärt er. Er habe an dem Tag als einer der letzten "eine übriggebliebene Impfdosis erhalten", nachdem er gefragt wurde, sagt Kelch dem rbb. Stadtsprecher Jan Gloßmann antwortete dem rbb, dass Kelch unter anderem seit 13 Jahren ehrenamtlich für den Malteser e.V. tätig ist.

Als Ortsbeauftragter für Cottbus begleite er Seniorinnen und Senioren zu den Impfungen, stehe ihnen als Gesprächspartner zur Verfügung und helfe beim Ausfüllen von Formularen: "Er hat sich als Chauffeur im Privatfahrzeug sowohl zur Erst- als auch zur Zweitimpfung für drei ältere Damen zur Verfügung gestellt, fährt aber nicht regelmäßig Transporte des Vereins", schrieb Gloßmann zu dem konkreten Fall.

Der Impfstoff hätte ansonsten vernichtet werden müssen, betonte Kelch nun. Also habe er sich für die Impfung entschieden, denn "hier geht es um Steuermittel." Auch die zweite Impfung habe er mittlerweile erhalten, so Kelch.

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Zur Impfung "wie die Jungfrau zum Kind"

Ordnungsdezernent Thomas Bergner bekam seine erste Impfung am 6. Januar - und dazu kam er, wie er dem rbb am Montag sagte, "wie die Jungfrau zum Kind": Er habe seine Schwiegermutter ins Impfzentrum gebracht, wo sie als letzte nach Termin geimpft worden sei. "Und dann bin ich angesprochen worden 'Herr Bergner, wollen Sie noch eine Impfung?'" Er habe zunächst abgelehnt, weil er noch nicht an der Reihe sei. Als Bergner gehört habe, dass die Impfdosis andernfalls weggeworfen wäre, habe er sie genommen. Er sei also privat unterwegs gewesen, habe auch "keinen Promibonus" gehabt.

Die Kritik, die vor allem in sozialen Medien aufgekommen ist, könne Bergner aber nachvollziehen. Er könne sie schon deshalb verstehen, weil sein Sohn erst nach dem 77. Anruf bei der Impf-Hotline einen Termin für seine Mutter und Schwiegermutter bekommen habe.

"Wenn ich mir ältere Leute vorstelle, die in der gleichen Situation sind, resigniert aufgeben und die mitbekommen, dass Bergner schon geimpft wurde, und [sie] sind verärgert - das kann ich durchaus nachvollziehen." Man müsse aber auch seine Situation verstehen, sagt Bergner. Er wollte nicht derjenige sein, der das Impfzentrum verlassen hat "und die Dosis, die noch übrig war, ist verworfen worden".

Künftig keine überschüssigen Impfstoffe mehr

Ab sofort soll es so etwas wie überschüssigen Impfstoff, der möglicherweise weggeworfen werden muss, in Cottbus nicht mehr geben. Bisher hat das Impfzentrum einmal pro Woche neue Impfdosen bekommen. Jetzt wird täglich geliefert, so dass der Bedarf auch täglich angepasst werden kann, hat der Zentrumsleiter Jens Rohloff am Montag dem rbb gesagt.

Wenn zum Beispiel wegen der Witterungsverhältnisse an Montag 50 Personen nicht kämen, werde "einfach für morgen oder übermorgen weniger bestellt", so Rohloff. Damit soll nun auch nicht mehr möglich sein, dass Menschen überschüssigen Impfstoff erhalten, die noch gar nicht an der Reihe wären.

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Termin-Vergabe wird neu organisiert

Ebenfalls am Montag hatte der Brandenburger Gesundheitsstaatssekretär Michael Ranft bekannt gegeben, dass die Vergabe von Impf-Terminen für den Corona-Impfstoff in Brandenburg neu organisiert werden soll. In Zukunft sollen Anmeldungen nicht wie bisher direkt über die Telefon-Hotline laufen. Man wolle stattdessen zielgerichtet die Menschen im Alter von über 80 Jahren anschreiben, damit diese sich dann beim Callcenter für einen Termin anmelden. Man orientiere sich damit am Berliner Modell, so Ranft.

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