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Quelle: rbb

Oberspreewald-Lausitz besonders betroffen

Mehr als vier verschiedene Corona-Mutanten in Brandenburg nachgewiesen

Vor ziemlich genau einem Jahr wurden aus Berlin und Brandenburg zum ersten Mal Corona-Infektionen gemeldet. Inzwischen ist das Virus mutiert. Die "britische" Variante wurde nun schon mehrfach nachgewiesen - und es gibt weitere. Von Martin Schneider

Die ansteckendere "britische" Variante des Coronavirus B.1.17 ist inzwischen in ganz Brandenburg angekommen. Sie wurde bei Tests von Proben aus allen Landkreisen und kreisfreien Städten nachgewiesen. Das geht aus Daten des Landesgesundheitsamtes hervor, die rbb|24 am Donnerstag vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes einsehen konnte.

Demnach sind in Brandenburg inzwischen mehr als vier Varianten des Coronavirus in insgesamt 747 Proben entdeckt worden. Konkrete Fälle werden für die Varianten B.1.17, B.1.1.8, B.1.258 und B.1.3.5.1 aufgeführt, weitere Varianten unter "Sonstige" zusammengefasst. Die meisten Meldungen kommen aus dem Oberspreewald-Lausitz-Kreis im Süden des Landes.

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Die meisten Varianten in Oberspreewald-Lausitz

Ende Januar war zum ersten Mal in Brandenburg bei einem Mann aus dem Landkreis Spree-Neiße die mutierte Corona-Variante B.1.1.7 nachgewiesen worden, die umgangssprachlich als "britische" Variante bekannt ist. Seitdem sind laut Landesgesundheitsamt brandenburgweit 674 Fälle mit dieser Mutante dazugekommen. Das zeigen die jüngsten Zahlen vom 3. März.

Die meisten Fälle werden aus den Kreisen Oberhavel (52), Havelland (86) und Oberspreewald-Lausitz (117) gemeldet. OSL ist der einzige Landkreis, bei dem die Gesamtzahl über 100 liegt - auch, wenn man die anderen gefundenen Varianten dazu zählt.

Die geringsten Nachweise von B.1.1.7 werden aus Frankfurt/Oder gemeldet (3), gefolgt von Brandenburg an der Havel (6) und der Uckermark (12).

Um die Daten der einzelnen Landkreise und kreisfreien Städte zu sehen, klicken Sie bitte auf den jeweiligen Kreis beziehungsweise die Stadt. Sollen Sie die folgende Karte nicht sehen, klicken Sie bitte hier.

Immer mehr Mutationsfälle nachgewiesen

Wie hoch der Anteil der Mutationen an der Gesamtzahl der positiven Tests ist, konnte ein Sprecher des Brandenburger Gesundheitsministeriums rbb|24 nicht sagen. Es gibt aber Daten des Robert-Koch-Instituts [rki.de], das die Testergebnisse bis zum 28. Februar ausgewertet hat.

Demnach wurden für Brandenburg in den Kalenderwochen vier bis acht insgesamt 434 "britische" Mutationen nachgewiesen. Die Daten zeigen einen kontinuierlichen Anstieg. So lag der Anteil der Virusvariante in der vergangenen Woche bei zehn Prozent aller positiven Coronatests in Brandenburg. Zwei Wochen zuvor waren es vier Prozent.

Anders sieht es bei der "südafrikanischen" Variante aus. Der prozentuale Anteil an allen positiven Coronaproben lag laut RKI in Brandenburg bei null Prozent.

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Corona-Referenzlabor Cottbus

Jede zehnte Corona-Probe aus Südbrandenburg zeigt britische Mutation

Landrat: Keine schwereren Krankheitsverläufe

Bereits am Mittwoch hatte sich Oberspreewald-Lausitz-Landrat Siegurd Heinze (parteilos) im rbb zu Corona-Mutationen in seinem Kreis geäußert. Demnach werde aktuell bei etwa jeder vierten positiven Corona-Probe die britische oder südafrikanische Mutante des Virus nachgewiesen. "Das ist eine ziemlich hohe Zahl, das muss man klar sagen", so der Landrat. Man könne bei den Fällen im Landkreis aber nicht feststellen, dass durch die Mutationen schwerere Krankheitsverläufe entstehen, auch wenn dies im Bundesdurchschnitt der Fall sei, so Heinze.

Eine Sprecherin des Landeskreises sagte rbb|24 zur Einordnung der Zahlen, dass im Moment im Kreis besonders viel getestet werde, weil Oberspreewald-Lausitz in der zweiten Welle stark von Coronafällen betroffen war. So sollten die Mutationen besser im Blick behalten werden.

Expertin rechnet mit weiteren Varianten

Mit Blick auf ganz Südbrandenburg hatte das Referenzlabor Cottbus Anfang der Woche Zahlen zu Mutationen bekannt gegeben. Demnach werde hier aktuell bei etwa zehn Prozent aller untersuchten positiven Corona-Tests die "britische" Variante B.1.1.7 nachgewiesen, sagte die Leiterin des Labors, Heidrun Peltroche, dem rbb.

Das Referenzlabor hatte Mitte Februar seine Arbeit aufgenommen. Es untersucht vor allem Corona-Proben aus dem Süden Brandenburgs. Dabei wird gezielt nach Fehlern im Genom des Virus gesucht. Sie sind Hinweise auf eine Mutation.

Laut Petroche sei es ganz normal, dass es neue Virusvarianten gibt. "Der Wildtyp des Virus, den wir jetzt seit einem Jahr kennen, wird einfach ausgetauscht durch einen Virus, das sich verändert hat und was erfolgreicher ist, um uns zu infizieren." Peltroche geht davon aus, dass es zukünftig weitere Virusvarianten geben wird, die möglicherweise noch infektiöser sind.

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1. März 2020

Heute vor einem Jahr: Berlin erlebt ersten Corona-Fall

WHO: Müssen bei Varianten wachsamer sein

Auch in Berlin setzt sich die zuerst in Großbritannien entdeckte, ansteckendere Mutante zunehmend durch. Sie sei in fast 44 Prozent von rund 1.700 positiven Proben aus der vergangenen Woche nachgewiesen worden, teilte die Gesundheitsverwaltung am Dienstag mit. In den Wochen zuvor hatte der Anteil noch 25 beziehungsweise zwölf Prozent betragen.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO ist diese Variante inzwischen in 43 der 53 europäischen Länder aufgetreten. Die "südafrikanische" Mutation B.1.351 sei in 26 Ländern, die "brasilianische" Variante in 15 Ländern gemeldet worden, gab das Europabüro der WHO am Donnerstag bekannt.

Der Regionaldirektor der WHO/Europe, Hans Kluge, rief die Länder auf, wachsamer bei den Varianten zu sein, die schneller übertragen werden. "Wir müssen die Ausbreitung des Virus
überall unterdrücken, indem wir die Mittel anwenden, von denen wir wissen, dass sie funktionieren", so Kluge. Besonders wichtig sei es, erkrankte Menschen zu testen und zu isolieren sowie ihre Kontakte nachzuverfolgen.

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