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Audio: Inforadio | 28.05.2020 | Jule Käppel | Quelle: imago images/Jochen Eckel

Kontaktverfolgung bei Corona

Wie sicher sind gespeicherte Daten in Restaurants?

Seit gut einer Woche haben Restaurants wieder geöffnet, aber wegen Corona hat sich so einiges verändert. Maske, Desinfektionsspray, laminierte Speisekarten und die Frage nach den Kontaktdaten der Gäste. Ist das sinnvoll oder eine Gefahr für den Datenschutz? Von Jule Käppel  

Über seine Stammgäste Bescheid zu wissen, bedeutet seit rund einer Woche, nicht mehr nur die Vorliebe beim Steak zu kennen, sondern "Name, Adresse, Aufenthaltszeit, Telefonnummer, Unterschrift und die Tischnummer". Das alles erfährt Kellner Ali im argentinischen Ecklokal "Doreedos" in Berlin-Steglitz.

Den Restaurants und Cafés macht diese Kontakt-Aufnahme mehr Arbeit. Die Kellnerinnen und Kellner teilen nicht nur Zettel aus, in die sich die Gäste eintragen. Die Lokale müssen die persönlichen Daten auch geschützt aufbewahren. Im "Doreedos" gibt es dafür eine Schublade unten im Kassenschrank. "Diese Kiste ist immer voll", sagt der Kellner und er versichert: "Da kommt auf gar keinen Fall jemand ran, denn die Gäste haben hier hinten nichts zu suchen und abends verschließen wir die Daten im Tresor."

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Einige Eigentümer entscheiden sich dagegen

Das Steakhaus orientiert sich an der amtlichen Verordnung. Darin wird die Datenabfrage "dringlich empfohlen". Eine Vorschrift ist das nicht und deshalb hat sich ein paar Straßen weiter die Inhaberin des Cafés "Fendricks", Paulina Nicolaou, dagegen entschieden. "Wenn Leute sich einen Kaffee geholt haben und dann Name und Telefonnummer aufschreiben – das war ziemlich kompliziert zu handhaben und deswegen haben wir das gelassen. Wir wussten auch nicht, wo bringen wir die Tonnen an Ordnern unter? Wo lagere ich das? Da gab es nicht viele Infos, sodass man weiß, was man machen soll."

Nur 15 Personen hatten Fragen an die Datenschutzbeauftragte

Mit Fragen zur Datensammlung haben sich bei der Berliner Datenschutzbeauftragten Maja Smoltczyk nur 15 Personen gemeldet. In der Abwägung zwischen dem Gesundheitsschutz der Vielen und der Datensicherheit jedes Einzelnen hält sie die Informationsabgabe für gerechtfertigt. "Allerdings muss natürlich sichergestellt sein, dass diese Daten datenschutzgerecht erhoben und aufbewahrt werden. Das ist ganz klar."

Die Grenze zieht Berlins Datenschützerin unter anderem bei folgender Handhabung: "Es ist zum Beispiel nicht zulässig, dass Listen ausgelegt werden, in denen alle Gäste ihre Adressen eintragen, sodass andere Gäste die Adressen von ihnen fremden Personen sehen und abfotografieren können." Es genügen die Namen und die Telefonnummern der Gäste, um sie im Ernstfall erreichen zu können.

Café "Fendricks" in Berlin-Steglitz | Quelle: rbb/Jule Käppel

Kontaktinformationen müssen nach vier Wochen vernichtet werden

Die Berlinerinnen und Berliner machen unterschiedliche Erfahrungen in den Restaurants. "Ich wusste gar nicht, dass man darauf verzichten kann, aber ich finde es sinnvoll, wenn wir unsere Daten hinterlassen. Falls sich hinterher herausstellen sollte, dass hier etwas passiert ist, ist es doch gut, wenn man das nachverfolgen kann", sagt eine Besucherin nach ihrem Mittagessen. Am Nachbartisch sagt ein Gast: "Sobald es nützlich ist, nicht nur für den Staat, sondern auch für die Gastronomen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln – warum nicht? Die Wirtschaft ist wichtiger als die einzelne Person und ihre Daten."

Alle persönlichen Kontaktinformationen müssen die Gastronomen exakt vier Wochen nach dem Besuch vernichten oder löschen.

Sendung: Inforadio, 28.05.2020, 08:50 Uhr

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