Günther, Stahr und Graf - Die Neuen in der Grünen-Spitze

Sa 03.12.16 | 21:31 Uhr | Von Ute Schuhmacher

Drei Neue an wichtiger Position gibt es bei den Berliner Grünen: Verkehrs- und Umweltsenatorin soll Regine Günther werden. Und Nina Stahr und Werner Graf sollen die Landespartei künftig führen. Wer sind die Drei? Diese Frage beantwortet Ute Schuhmacher

Die Berliner Grünen haben auf ihrem Landesparteitag am Samstag mit großer Mehrheit für den rot-rot-grünen Koalitionsvertrag gestimmt. Und sie haben sich für Ramona Pop als Wirtschaftssenatorin, Dirk Behrendt als Justiz- und Verbraucherschutzsenator und Regine Günther als Verkehrs- und Umweltsenatorin ausgesprochen.

Ramona Pop ist bislang Fraktionsvorsitzende der Grünen im Abgeordnetenhaus, Dirk Behrendt war zehn Jahre direkt gewählter Abgeordneter seiner Partei. Regine Günther ist neu bei den Grünen. Sie ist parteilos und war bisher Generaldirektorin für Politik und Klima beim WWF Deutschland.

Nina Stahr und Werner Graf teilen sich Parteivorsitz

Neben diesen Personalentscheidungen haben sich die Grünen noch für zwei Neue an der Parteispitze entschieden. Denn die bisherigen Parteivorsitzenden Bettina Jarasch und Daniel Wesener sind jetzt Abgeordnete. Weil Jarasch und Wesener gern Amt und Mandat trennen wollen, gaben sie ihr Parteiamt auf.

Jetzt sind Nina Stahr und Werner Graf neue Parteivorsitzende. Damit haben die Grünen auf einen Schlag drei ganz Neue an wichtiger Position: Regine Günther, Nina Stahr und Werner Graf.

Regine Günther - vom WWF in die Landesregierung

Regine Günther (54) ist die ganz Neue in der wahrscheinlichen rot-rot-grünen Berliner Landesregierung. Die Generaldirektorin für Politik und Klima beim WWF Deutschland soll neue Senatorin für Verkehr und Umwelt werden. Die Parteilose war als einzige im Senatorenteam noch gar nicht landespolitisch tätig. Nichtsdestotrotz bekennt Regine Günther: "Ich mache seit 25 Jahren grüne Politik" - zuletzt bei der Umweltorganisation WWF, parallel dazu war sie in der Atomkommission.

Günther kennt den Politbetrieb genau, zumindest auf nationaler und internationaler Ebene. Sie macht sich auch deshalb überhaupt keine Illusionen darüber, dass es einigen Widerstand beispielsweise gegen die vielen geplanten breiten Radwege in Berlin geben wird. Eben weil mit dieser Veränderung Menschen in Berlin "lieb gewonnene Gewohnheiten oder Besitzstände werden aufgeben müssen", sagt Günther. Die verkehrs- und umweltpolitischen Ziele aus dem Koalitionsvertrag trotzdem zu erreichen, ist ihr erkennbar eine echte Herzensangelegenheit. Dafür will sie leidenschaftlich kämpfen und dafür bat Günther die Parteimitglieder um Unterstützung - "und zwar nicht nur heute, sondern über eine weite Strecke." Ohne Unterstützung kein Erfolg, da ist sich Regine Günther sicher. Ihr rhetorisches Talent kann ihr dabei helfen, genauso wie ihre große Führungs- und Strategieerfahrung. Zeigen muss sie, dass sie politische Ziele auch ganz praktisch umsetzen kann.

Nina Stahr - Parteivorsitz statt Schulbetrieb

Nina Stahr ist 34 und frisch gebackene Lehrerin für Englisch und Geschichte. Statt in den Schulbetrieb einzutauchen, ist sie jetzt Parteivorsitzende. Dabei ist sie erst seit zehn Jahren Mitglied der Grünen. Aber sie ist nicht die erste, die ziemlich zügig in der Partei aufstieg. Fleißig sei sie und ehrgeizig, heißt es bei den Grünen. Seit gut einem Jahr arbeitet sie bereits als Beisitzerin im Landesparteivorstand. Sie sitzt für die Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung von Steglitz-Zehlendorf und ist seit diesem Jahr Fraktionsvorsitzende dort. Nina Stahr gehört zum Realo-Flügel der Partei.

Vor allem liegt ihr die Kinder- und Jugendpolitik am Herzen. Man dürfe es nicht länger zulassen, dass, wer arm geboren wird, auch arm stirbt, sagt Stahr. Ideen sammeln, um das zu ändern, ist eines ihrer Ziele für ihre Parteiarbeit. Dass sie mit dafür sorgen muss, die Partei gleichzeitig geschlossen zu halten, Diskussionen zuzulassen, Ideen zu entwickeln und das, ohne der Regierungsmannschaft in den Rücken zu fallen, ist ihr wohl bewusst. Eine Aufgabe vor der sie sichtbar Respekt hat.

Werner Graf - von der Grünen Jugend bis an die Landesspitze

Neben Nina Stahr ist Werner Graf (36) neuer Landesparteivorsitzender der Berliner Grünen, ein leidenschaftlicher Vertreter des Linken Parteiflügels. Schon als er Anfang des Jahrtausends bei der Grünen Jugend war, kämpfte er für die Legalisierung von Cannabis. Ein Kampf, den er bis heute hoch hält. Werner Graf war drei Jahre lang persönlicher Referent der langjährigen Bundesvorsitzenden Claudia Roth und ist aktuell wissenschaftlicher Mitarbeiter des Grünen-Bundestagsabgeordneten Frithjof Schmidt.

Auch Werner Graf will, dass die Berliner Grünen eine geschlossene Partei sind. "Das heißt aber nicht Friedhofsruhe", sagt der Wahlkreuzberger. Er will die Partei als politisches Schwungrad und Ideengeber ausbauen. Erst sollen die Grünen gern auch kontrovers nach Lösungen für Probleme suchen und dann, wenn die Lösungen gefunden sind, will er mit allen gemeinsam Yogi-Tee trinken.

Beitrag von Ute Schuhmacher

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