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Audio: Antenne Brandenburg | 15.07.2022 | U. Sander | Quelle: dpa/J. Wolf

Neue Zählung durch Hochschule

Alleenbestand auch in Brandenburg deutlich zurückgegangen

Seit Jahrzehnten setzen Verkehr und schädliche Umwelteinflüsse den Alleebäumen zu. Brandenburg hat bundesweit zwar den höchsten Bestand an Alleebäumen, doch nach neuen Erhebungen ist auch hier der Verlust erheblich.

Der Alleenbestand an deutschen Straßen und Wegen hat sich in den vergangenen 17 Jahren um 30 Prozent auf etwa 20.000 Kilometer verringert - besonders betroffen ist von dieser Reduzierung auch Brandenburg. Brandenburg gilt als das Land mit dem bundesweit höchsten Bestand an baumbewachsenen, alten und erhaltenen Alleen.

In einem Forschungsprojekt untersuchte die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) die Bestände genauer. Darin seien die bisher fehlenden Daten zu Alleenbeständen im Bundesgebiet erstmals auf der Basis von Geodaten erfasst worden. Hintergrund der Untersuchung ist der langfristige Schutz der Bestände.

Bestandsaufnahme bestätigte die Sorge um Erhalt der Alleen

Die Studie habe Klagen von Naturschutzverbänden über einen seit Jahrzehnten anhaltenden schleichenden Verlust von Alleen in Deutschland bestätigt, hieß es. Die Baumreihen fielen dabei meist dem Straßenausbau zum Opfer oder gingen durch Verkehrssicherungsmaßnahmen kontinuierlich zurück.

Schätzungen aus dem Jahr 2005 seien noch von bundesweit 27.500 Kilometern Alleen ausgegangen. Auffällig sei dabei ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg hätten flächenbezogen einen etwa zehnmal so hohen Alleenbestand wie etwa die großen Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern im Süden.

Wichtige Regelwerke für den Straßenbau müssen angepasst werden

Die Bedeutung der Alleen in Deutschland sei unbestritten, heißt es in der Studie. Sie bereicherten das Landschaftsbild und seien ein wichtiges Element der Biotop-Vernetzung. Sie leisteten zudem einen wichtigen Beitrag zur Klimaanpassung, da sie den Gehölzanteil in der offenen Landschaft steigerten und die Winderosion minderten.

Der Projektleiter der Studie, Jürgen Peters warnt, dass für das Anlegen neuer Alleen bestehende Hemmnisse verringert und Regelwerke für den Straßenbau verändert werden müssten

Viele Hürden für neue Bäume und neue Alleen

Der zurückgehende Baumbestand an Alleen in Brandenburg beschäftigte in den vergangenen Monaten auch den Landtag. 70 Prozent der Alleebäume hätten laut Landesregierung ihr Lebensende als Straßenbaum schon bald erreicht, hieß es in einer Debatte im Landtag im Frühjahr 2021. So seien in den letzten Jahren deutlich mehr Alleebäume gefällt als gepflanzt worden.

Zwar gebe es eine Alleenkonzeption aus dem Jahr 2007, doch müsse diese für einen dauerhaften Bestandschutz dringend überarbeitet werden, kritisierte dabei der umweltpolitische Sprecher der Linken-Fraktion, Thomas Domres. So seien etwa Ersatzpflanzungen bei Fällungen von Alleebäumen verbindlich vorgeschrieben, doch werde das von der Straßenbauverwaltung oft nicht umgesetzt.

Brandenburg trotzdem weiterhin alleenreichstes Bundesland

Eine der großen Hürden für schnelle Nachpflanzungen ist etwa die Bedingung, dass Straßenbäume einen Sicherheitsabstand von 4,50 Meter von der Asphaltkante haben müssen. In diesem Abstand zur Straße aber gehöre das Land oft gar nicht mehr den Gemeinden, dem Land oder dem Bund.

Eine frühere Zählung der Straßenbäume ergab einem Bericht der Märkischen Allgemeinen zufolge, dass der Bestand der Alleen entlang von Bundes- und Landesstraßen seit 2009 von damals 2.287 Kilometern auf nur noch 1.737 Kilometer verringert wurde. Brandenburg ist nach Aussage der Landesregierung das noch immer "mit Abstand" alleenreichste Bundesland.

Zu den Problemen für den Bestanderhalt gehört aber zudem, dass es sehr schwierig ist, Jungbäume zwischen große bestehende Bäume zu setzen, weil sie dort oft nur eingeschränkte Überlebenschancen haben. Wenn allerdings neue Alleen mit durchgehend neuen Bäumen gepflanzt werden, sind diese Bäume oft erst nach Jahrzehnten in der Lage - vor allem aufgrund größerer Abstände als in den alten Alleen - auch den Alleecharacter wiederherzustellen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.07.2022, 17 Uhr

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