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Quelle: imago images/Eva Blanco

"Nach individueller Abwägung"

Stiko ändert Corona-Impfempfehlung für Schwangere

Bislang spielten Schwangere in Deutschland bei Corona-Impfungen keine Rolle, als zu hoch wurden für sie die Risiken eingeschätzt. Doch inzwischen scheint klar zu sein, dass der Nutzen überwiegt. Die Ständige Impfkommission hat ihre Empfehlungen überarbeitet.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt nun auch Schwangeren, sich nach einer individuellen Abwägung gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Wegen eines erhöhten Risikos für schwere Krankheitsverläufe infolge einer Corona-Infektion habe man die Impfempfehlung für diesen Personenkreis erweitert, sagte Marianne Röbl-Mathieu, Vertreterin der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) in der Stiko, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag).

"Es ist ein Signal an die Politik, aber auch an die betreuenden Frauenärzte, dass man Schwangeren eine Impfung nach individueller Prüfung großzügig empfehlen kann," so Röbl-Mathieu. Schwangere könnten ein entsprechendes Schreiben beim Hausarzt oder im Impfzentrum vorzeigen, wenn der Frauenarzt die Impfung nicht selbst vornimmt. Die Stiko empfiehlt, dass sich Schwangere im zweiten Schwangerschaftsdrittel mit mRNA-Impfstoffen, also mit Vakzinen von Moderna und Biontech, impfen lassen.

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Keine generelle Impfempfehlung

In der fünften Aktualisierung der Stiko-Impfempfehlung ist neben schwangeren Risikopatientinnen, denen nach Nutzen-Risiko-Abwägung und nach ausführlicher Aufklärung die Impfung angeboten werden könne, nun auch von Schwangeren mit "einem erhöhten Expositionsrisiko aufgrund ihrer Lebensumstände" die Rede. Auch wenn Schwangere von der Stiko nicht explizit in eine der Priorisierungsgruppen aufgenommen wurden, sieht Röbl-Matthieu Interpretationsspielraum: "Im Prinzip fallen Schwangere in dieselbe Kategorie wie ihre Kontaktpersonen, würde ich sagen." Diese sind aktuell in Priorisierungsgruppe 2 gelistet.

Mit einer generellen Impfempfehlung für Schwangere hält sich die Stiko weiterhin zurück. "Wo die Evidenz fehlt, wo es keine Kontrollgruppen gibt oder vergleichsweise geringe Datenmengen, kann die Stiko nichts empfehlen." Das bedeute jedoch nicht, dass die Stiko etwa ein erhöhtes Risiko befürchte, sie könne nur noch nicht ausreichend beurteilen.

Dass die WHO eine priorisierte Corona-Impfung von Schwangeren empfiehlt und dies in den meisten Nachbarländer Deutschlands praktiziert wird, sei für Röbl-Mathieu kein Widerspruch. "Das ist eine Abwägung, die eben nicht in allen Ländern gleich ausfällt." Aber natürlich werde die Stiko die Studienlage im Blick und das Thema weiter auf der Agenda behalten.

Sendung: Inforadio, 18.05.2021, 09:00 Uhr

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