Linken-Politiker Klaus Lederer - Berlins neuer Mann für die Kultur

Do 17.11.16 | 09:03 Uhr | Von Nina Amin
Archivbild: Linkenpolitiker Klaus Lederer am 28.08.2014 (Quelle: imago/Uwe Steinert)
Audio: rbb | 17.11.2016 | Nina Amin | Bild: imago/Uwe Steinert

In den vergangenen zehn Jahren war der Regierende Bürgermeister für die Berliner Kultur verantwortlich. Das ändert sich jetzt: In der neuen rot-rot-grünen Landesregierung wird Klaus Lederer den Job des Kultursenators übernehmen. Nina Amin stellt den 42-jährigen Linken vor.

Klaus Lederer ist ein Kind der DDR: Geboren in Schwerin, aufgewachsen in Frankfurt (Oder). Als er 14 Jahre alt ist, zieht die die Familie nach Berlin-Hohenschönhausen. Der Umzug - wohl ein Glücksfall für den politisch interessierten und aktiven Jugendlichen: "Es ist auch schön, wenn man mal woanders ist. Wenn man zurückkommt, weiß man, warum man Berlin mag" sagt Lederer über seine heutige Heimat. Er könne sich gerade nicht vorstellen, woanders zu wohnen.

Es ist auch schön, wenn man mal woanders ist. Wenn man zurückkommt, weiß man, warum man Berlin mag."

Klaus Lederer

Als Teenager tritt Lederer in die Marxistische Jugendvereinigung ein. Dort lernt er Gleichaltrige kennen, mit denen er später im Berliner Abgeordnetenhaus Politik machen wird. 2005, da ist er gerade 31, wird er Berliner Landesvorsitzender der damaligen Linkspartei.PDS.

Lederer vermisst "Buntheit der Stadt" in Berlins Kultur

Nach einem Studium an der Humboldt Universität wird Lederer promovierter Jurist. Er trägt Kurzhaarschnitt und zwei Ringe im linken Ohr, mit Kapuzenpulli unterm Sakko und seinem verschmitztem Lachen wirkt der 42-Jährige heute noch immer studentisch und jugendhaft.

Politik, sagt er, ist für ihn überall - auch im Privaten. Der Chef der Berliner Linken wohnt mit seinem Mann im Prenzlauer Berg. Die Verdrängung von sozial Schwachen aus dem hippen Bezirk im Nordosten Berlins erlebe er täglich: "Schon allein die Situation permanent unter dem Druck zu leben, dass einem das passieren kann. Denken Sie an Alleinerziehende mit Kindern oder an Familien. Es wird immer erwartet, dass die sozialen Netzwerke funktionieren. Aber was machen Sie, wenn Sie von heute auf morgen ans Ende der Stadt verpflanzt werden?", fragt er.

Bei den Koalitionsverhandlungen zwischen SPD, Linken und Grünen sticht Lederer in den vergangenen sechs Wochen als knallharter Verhandler hervor - mit Erfolg. Er bekommt sein Wunschressort in der bundesweit ersten rot-rot-grünen Regierung unter SPD-Führung: die Kultur. Und das, in einer Stadt, die weltweit von ihrem Image als aufregende Kulturmetropole lebt. Lederer macht deutlich, was dieser Metropole aus seiner Sicht fehlt: "Gehen Sie mal ins Theater. Gucken Sie sich mal um. Da finden Sie die Buntheit der Stadt nicht wieder."

"Kultur soll allen offen stehen"

Charakteristisch für Lederer ist es, schnell - teils hastig - zu reden und gedanklich scheinbar stets zwei Schritte weiter zu sein. Er kündigt eine neue, integrierende Kulturpolitik für Berlin an. "Kultur soll nicht nur für einen Teil der Stadtgesellschaft zugänglich sein und nicht nur von einem Teil der Stadtgesellschaft gemacht werden, sondern soll allen offen stehen", sagt Lederer. "Unabhängig vom Sozialstatus, der Ethnie, der Religion. Dafür muss man was tun. Da muss sich Kultur auch drauf einlassen."

Ein konkretes Ergebnis der harten Koalitionsverhandlungen von SPD, Linken und Grünen: ein kostenloser Museumstag für alle Berliner.

Aber nicht nur für sozial schwache Kulturnutzer will der Linken-Politiker etwas tun, auch Kreative sollen besser abgesichert werden, sagt er. Allerdings zeigt sich Lederer realistisch, was den finanziellen Spielraum der klammen Hauptstadt angeht. "Wir wollen prekäre Arbeit und Tarifflucht zurückdrängen. Ich sage jetzt bewusst zurückdrängen, denn wir sind uns im Klaren darüber, dass auch das Stück für Stück ein Prozess sein wird und nicht von heute auf morgen geht. Alles im Rahmen der finanziellen Bedingungen, unter denen wir hier agieren", erklärt er.

"Unduldsam, beherzt und gerecht"

Mit Klaus Lederer als Senator bekommt Kultur in Berlin einen höheren Stellenwert. Schon allein dadurch, dass das Land nach zehnjähriger Pause wieder ein eigenes Ressort mit einem Jahresetat von gut 500 Millionen Euro haben wird. Mit einem Chef an der Spitze, der sich selbst als "unduldsam, beherzt und gerecht" bezeichnet.

Beitrag von Nina Amin

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