Designierter Kultursenator bezieht Position - Lederer will Dercon-Berufung überprüfen

Do 17.11.16 | 11:52 Uhr
Der Linken-Politiker Klaus Lederer telefoniert (Quelle: dpa/Britta Pedersen)
Video: Abendschau | 18.11.2016 | Boris Hermel | Bild: dpa-Zentralbild/Britta Pedersen

Ein Museumsmann als Theaterleiter? Dass Chris Dercon 2017 neuer Intendant der Berliner Volksbühne werden soll, ist stark umstritten. Der designierte Kultursenator Lederer kündigte am Donnerstag an, diese Personalie zu überpüfen - und stieß damit auf offene Ohren.

Die umstrittene Berufung des belgischen Museumsmanagers Chris Dercon zum neuen Intendanten der Berliner Volksbühne kommt unter dem neuen rot-rot-grünen Senat nochmals auf den Prüfstand. Das sagte der designierte Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) am Donnerstag im rbb-Inforadio.

"Es ist sicherlich bekannt, dass das nicht alles so läuft, wie es damals Tim Renner und Michael Müller versucht haben, in Szene zu setzen: Da ist das Stichwort Volksbühne, da ist das Stichwort Staatsballett", sagte Lederer. "Da werden wir gemeinsam gucken, ob es so, wie es damals entschieden worden ist, auch wirklich trägt." Lederer führte aus: "Die Volksbühne hat ja durchaus eine Tradition - unter anderem mit Brecht und Piscator. Diese Tradition auch weiter beleben zu können - da ist die Frage, ob das mit der Personalentscheidung von damals auf einem guten Weg ist."

Andere Aufgaben für Dercon?

Dercon soll 2017 den langjährigen Intendanten der Volksbühne, Frank Castorf, ablösen. Kritiker fürchten, dass das traditionsreiche Polittheater dadurch zu einer "Eventbude" wird. Unter anderem gab es einen offenen Brief gegen Dercon.

Personalquerelen gab es auch am Staatsballett: So wehrte sich das Ensemble gegen die Ernennung der Choreographin Sasha Waltz zur neuen Ko-Intendantin. Die Tanzcompagnie wirft Waltz vor, für die Leitung einer klassischen Ballettkompanie nicht geeignet zu sein, und startete eine Petition gegen Waltz.

Lederer deutete nun an, Dercon möglicherweise mit anderen Aufgaben zu betrauen. "Auf der anderen Seite hat auch Chris Dercon seine Fähigkeiten", so Lederer. "Da wird man gucken müssen, wie alle an der Stelle, wo sie die Richtigen sind, auch das machen können, was sie machen wollen." Die Überlegungen liefen in Abstimmung mit dem bisherigen Kulturstaatssekretär Tim Renner und dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller.

Neue Kritik an Dercon

Die Grünen-Kulturexpertin Sabine Bangert forderte am Donnerstag jedoch, die Personalie breiter zu diskutieren, zum Beispiel an einem Runden Tisch. "Nötig ist eine einvernehmliche Lösung. Es muss Schluss sein mit Alleingängen", sagte Bangert am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Es sei verwunderlich, dass der designierte neue Intendant Chris Dercon bisher noch kein Konzept vorgelegt habe. "Stattdessen müssen wir aus der Presse erfahren, dass er ein mobiles Theater am früheren Flughafen Tempelhof plant. Das ist ganz schlechter Stil."

Am Mittwoch hatte der Architekt Francis Kéré bekannt gemacht, er plane für Dercon einen Theaterbau auf dem Gelände des Tempelhofer Flughafens.
 



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