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Audio: Antenne Brandenburg | 14.09.2022 | Daniel Mastow | Quelle: MDR/Moovie/Steffen Junghans

Preview in Schwarzheide

Krimiserie "Lauchhammer" stößt bei Lausitzer Zuschauern auf geteiltes Echo

Ein Mädchen wird tot an einem Lausitzer Tagebau-See gefunden. Die Ermittlungen führen bis in die DDR-Zeit zurück. Um diese Story dreht sich die neue Krimiserie "Lauchhammer". Die Meinung der Zuschauer bei der Preview am Dienstag war zwiegespalten.

Die Krimiserie "Lauchhammer" ist am Dienstagabend bei einer Preview in Schwarzheide (Oberspreewald-lausitz) präsentiert worden. Neben Darstellern, Produzenten und Autoren waren rund 120 weitere Zuschauerinnen und Zuschauer zugegen, um die ersten beiden Folgen des Sechsteilers zu sehen, der bei ARD und Arte ausgestrahlt wird.

Mit "Lauchhammer" kommt - nach dem "Spreewaldkrimi" und der "Wolfsland"-Reihe - eine weitere Krimiserie aus der Lausitz ins Fernsehen. Sie ist an Drehorten in der Nieder- und Oberlausitz entstanden, unter anderem in der namensgebenden Stadt. Dabei ist Lauchhammer laut Regisseur Till Franzen bewusst als Spielort ausgewählt worden: Es sollte sich um eine Kleinstadt im Herzen der Lausitz handeln, wo auch der Strukturwandel spürbar ist.

In der Serie muss ein Ermittlerduo den mysteriösen Mord an einem Mädchen aufklären. Der LKA-Ermittler Maik Briegand, gespielt von Misel Maticevic, kehrt deshalb in seine alte Heimat zurück und wird dabei mit seiner Vergangenheit konfrontiert. An seiner Seite ist Annalena Gottknecht, gespielt von Odine Johne. Die Publikumsreaktionen fielen im Anschluss an die Preview unterschiedlich aus.

Quelle: rbb/Schilka

Darstellung der Stadt sorgt für Diskussionen

Einig waren sich alle, dass es eine "tolle Krimiserie" sei. "Man ist jetzt doch gespannt nach dem zweiten Teil", sagte eine Frau. Auch ein anderer Zuschauer fand die Serie "sehr gelungen". Er habe auch seine Heimat deutlich wiedererkannt. "Sogar vereinzelte Bilder, die in meiner unmittelbaren Nachbarschaft sind."

Doch die Art, wie die Stadt dargestellt werde, sorgte auch für Diskussionen. "Es ist peinlich, wenn man das gesehen hat", sagte eine Frau nach der Vorstellung. "Der Krimi war gut, aber man hätte nicht 'Lauchhammer' sagen sollen, weil man ein völlig falsches Bild von Lauchhammer darstellt." Dennoch wolle sie die Serie weiterschauen.

Ähnlich sieht das eine 87-jährige Zuschauerin. "Man will versuchen, das Milieu in Lauchhammer deutlich zu machen – und das aus zwei verschiedenen Richtungen: DDR und Gegenwart. Aber die Gegenwart ist nicht realistisch", sagte sie nach der zweiten Folge. "Wenn der Film in Köln läuft, dann ist er gut, aber in Lauchhammer… Wir sind empfindlich, wir haben viel durchgemacht."

Einer anderen Zuschauerin war es dagegen nicht so wichtig, ob die Region richtig dargestellt werde. "Ich bin Krimifan. Ich fand’s gar nicht mal so düster. Im Gegenteil: Das Düstere ist teilweise so und hat mich zum Nachdenken angeregt, wie meine Kindheit so war", sagte sie der rbb-Reporterin. "Wie die Kinder gespielt haben im Tagebau, das habe ich gemacht. Im Nachhinein sage ich mir: Wie verrückt wir waren!"

"Man darf keine Dokumentation erwarten"

Dem Bürgermeister von Lauchhammer, Mirko Buhr (parteilos) gefiel nach seinen Aussagen die Serie, in der Mediathek habe er sie schon bis zum Schluss geschaut. "Als Krimi ist sie faszinierend, umwerfend." Dass sich manche in Lauchhammer durch die Darstellung der Stadt angegriffen fühlen, könne er nachvollziehen. "Wir haben einfach in den letzten Jahrzehnten sehr viel in Lauchhammer geleistet und sollten und müssen darauf auch stolz sein." Er betonte aber auch, dass es sich um Fiktion handelt. "Man darf nicht mit der Erwartungshaltung reingehen, dass eine Dokumentation über Lauchhammer gezeigt wird. Es ist eine Krimiserie."

Die Serie könne auch Ansporn geben, so Buhr. "Vielleicht kriegen wir auch mal durch den rbb oder MDR eine Liebeskomödie, eine Romanze nach Lauchhammer. Das ist auch ein Ansporn für mich, jetzt vielleicht auch einen Imagefilm zu drehen, um zu zeigen, wie Lauchhammer aussieht."

Ausstrahlung

Wichtiges Feedback für Serienmacher

Serien-Autorin Silke Zertz und der Crew sei es immer ein Anliegen gewesen, die Region sichtbar zu machen, sagte sie im Anschluss an die Preview. Zertz habe es viel bedeutet, dass die Zuschauer Anteil genommen haben. "Auch die Nachfragen waren interessant, auch die kritischen Nachfragen", sagte sie im Anschluss dem rbb. Für die Serienschaffenden sei es wichtig, dieses Feedback zu bekommen.

"Eine spannende Handlung erfordert natürlich auch Charaktere, die eine gewisse Problematik in sich tragen. Hier zu hören, wie das angekommen ist, fand ich großartig", sagte Zertz. Die Serienmacher hätten sich sehr bemüht, "spannende, warmherzige, ambivalente Charaktere zu erschaffen", so die Autorin weiter. "Einen Imagefilm sollen die Tourismusverbände machen."

Den Eindruck mancher Zuschauer nach den ersten beiden Folgen, dass die Serie zu düster sei, kann Produzentin Katrin Bullemer nicht teilen. Es gebe zum Beispiel auch fantastische Naturaufnahmen, die auch eine Weite und Dimension erzählen. "Ich glaube: Wenn man alle Teile gesehen hat, stellt sich dieses Gefühl auch nicht ein."

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.09.2022, 08:30 Uhr

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