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Audio: Inforadio | 14.03.2017 | Interview mit Kaspar Bienefeld | Quelle: dpa/Patrick Pleul

Bienensterben im Winter

"Man kann nicht sagen, dass die Bienen am Aussterben sind"

Dramatische Verluste an brandenburgischen Bienenvölkern sind für diesen Winter gemeldet worden. Kaspar Bienefeld, Leiter des Instituts für Bienenkunde an der Humboldt Universität Berlin, wundert das sehr. Zumindest zum jetzgen Zeitpunkt.

Der Berliner Bienenexperte, Kaspar Bienefeld, wundert sich über Meldungen, wonach mehr als als 40 Prozent der Bienenvölker Brandenburgs den vergangenen Winter nicht überlebt hätten. Der Leiter des Instituts für Bienenkunde an der Humboldt Universität sagte dem rbb: "Mich wundert der Termin dieser Mitteilung. Denn noch kann man gar nicht endgültig beurteilen, wie viele Völker gestorben sind". Im Gespräch mit dem rbb Inforadio fügte er hinzu:  "Ich halte auch den Prozentsatz von 40 Prozent für etwas zu hoch".

Der Imkerverband hatte am vergangenen Sonntag entsprechende Zahlen mitgeteilt.  

Das Problem sind Milbe und Virus

Der Wissenschaftler schließt allerdings nicht aus, dass es in diesem Jahr tatsächlich höhere Verluste an Bienen geben wird als im vergangenen Winter. "Das Problem ist die Kombination aus Varroamilben plus Viren". Diese habe dramatische Auswirkungen auf das Überleben der Bienenvölker, so Bienefeld.

Auch der Sprecher des Landesverbands Brandenburgischer Imker, Holger Ackermann, hatte zuvor gesagt, die Hauptursachen des Bienensterbens seien die Varroamilbe, die Ausbreitung von Mäusen und der Klimawandel. "So ein großes Sterben hat es in Brandenburg seit mindestens zehn Jahren nicht mehr gegeben." Normal sei ein Verlust von etwa 10 bis 15 Prozent der Völker im Winter.

Um dem Parasit Herr zu werden, konzentriert das Institut von Kaspar Bienefeld nach seinen Angaben die Forschung auf die Züchtung von Bienen, die gegen die Varroa-Milbe resistent und in der Lage sind, befallene Brut zu erkennen. Davon gäbe es aber nur sehr wenige bisher. So solle der Parasit daran gehindert werden, sich weiter zu reproduzieren. Gelänge es nicht, der Varroa-Milbe Einhalt zu bieten, "wäre es ein Problem", so Institutsleiter Bienefeld. Da die meisten Pflanzen von Bienen bestäubt werden, "hätten wir weniger Ernten und eine reduzierte ökologische Vielfalt". "Die Bienen sind extrem wichtig und es sollte alles unternommen werden, damit die Verluste jedes Jahr reduziert werden". Es habe aber auch schon vor hundert Jahren große Verluste bei Bienenvölkern gegeben.

Die Imkerei erfreut sich großer Beliebtheit

Bienefeld stellte darüber hinaus klar, es gebe nicht kontinuierlich weniger Bienen. "Im Gegenteil. Wir haben weltweit einen Anstieg der Bienenhaltung. Man kann nicht sagen, dass die Bienen am Aussterben sind".

Das Interesse an der Imkerei, das nach der Wende jahrelang sank, steigt seit 2012 wieder, wie der der Imkerverband Brandenburg mitteilte. "Der Imkerverband verjüngt sich", sagte Verbandssprecher Ackermann.

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