Hunderttausende demonstrieren am Samstag in Berlin bei der Pride-Parade für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Intersexuellen und queeren Menschen unter dem Motto "United in Love! Gegen Hass, Krieg und Diskriminierung".

Für viele heißt der CSD: Feiern, sichtbar sein, Spaß haben. Stundenlang ziehen Menschen unter dem Motto "Vereint in Liebe - Gegen Hass, Krieg und Diskriminierung" von der Leipziger Straße über Schöneberg zur Siegessäule und dem Brandenburger Tor.

Der CSD ist nicht nur ein Tag der Freude und des Feierns, sondern auch eine politische Demonstration für Menschenrechte. Das ist auch der Gedanke hinter diesem Banner.

Paul kommt aus einem thüringischen Dorf nahe Greiz und könne sich dort nicht voll ausleben, sagt er. Beim CSD aber sei er unter Gleichgesinnten. "Es ist mal schön, derjenige zu sein, der man ist."

"Für mich bedeutet dieser Tag einfach Freiheit. Gerade ich als Drag-Queen bin nicht immer gern gesehen. Hier kann ich ich sein", sagt Shirin Cooper aus Schwerin. Corona und Affenpocken habe man zwar immer im Hinterkopf, aber das rücke beim CSD in Berlin in den Hintergrund. Sie wünscht sich mehr Akzeptanz für einander, auch in der queeren Community.

Unter Applaus läuft die Parade am Nollendorfplatz ein. Die Polizei spricht am Abend von insgesamt 350.000 Teilnehmenden, die Veranstalter*innen sogar von 600.000 Menschen, die dabei waren. Besondere Vorkommnisse gab es laut Polizei nicht.

Gaby Tupper (li.) aus Berlin und Alexandra "Lexi" McQueen (re.) aus Flensburg sind als Drag-Queens unterwegs. "Wir konnten zwei Jahre lang wegen der Pandemie nur kleine CSDs machen. Menschen, die anders sind, waren aus dem Blickfeld verschwunden", sagt Gaby. Jetzt sei man aber wieder da und müsse die eigenen Rechte verteidigen. "Eben hat hier jemand aus Hass nasses Klopapier aus dem Fenster geworfen. Die Stimmung wird dadurch getrübt, dass man immer wieder angefeindet werden kann", sagt Lexi. Beide freuen sich aber, mit vielen lieben Menschen den Tag zu verbringen.

Claudia und Christa sind aus Kassel angereist. Für sie bedeutet der CSD, dass jeder so leben können soll, wie sie oder er möchte. Nach dem Motto: "Freie Liebe für alle!" Die Menschen sollen sich freuen, sagen sie. Bisher hätten sie in Berlin nur nette Menschen getroffen.

"Wir sind viele und stehen für unsere Rechte ein", sagt Michelle de la Rose aus dem Saarland. Sie ärgert sich, dass es immer noch ein No-Go sei, in einem solchen Outfit nachts in Berlin in die U-Bahn zu steigen. "Warum stört das jemanden? Wie man angezogen ist, ist doch eigentlich scheiß egal", sagt sie.

Der CSD bedeutet für Fiona aus Oberbayern vor allem auch Feiern, etwa mit den schönen Wagen. "Aber es ist auch politisch, eine Demonstration." Dass manche etwa Angst vor dem Heimweg haben beziehungsweise Angriffe auf LGBTQ generell trübten die Stimmung, sagt sie. "Mehr Sicherheit, mehr Rechte, mehr Gleichberechtigung – und das auf der ganzen Welt", wünscht sie sich.

Immer wieder hört und sieht man in der bunten Menge die politische Forderung, das Transsexuellengesetz (TSG) abzuschaffen. Das TSG schreibt vor, dass Menschen Gutachten und ärztliche Atteste einholen oder Gerichtsverfahren anstregen müssen, ehe sie ihren Geschlechtseintrag im Pass ändern lassen können. Dadurch sei ihr Selbstbestimmungsrecht stark eingeschränkt, kritisieren sie.

Rund 500.000 Teilnehmende haben die CSD-Veranstalter*innen erwartet. Dabei waren auch
Oliver und Stefan, die sich zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor küssen.

| Sendung: rbb24 Abendschau, 23.07.2022, 19:30 Uhr | Zum Beitrag | Weitere Bildergalerien