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Video: rbb24 Abendschau | 15.09.2022 | Arndt Breitfeld | Quelle: dpa/Julian Stratenschulte

Energiekrise

Berliner Rentnerin soll fast 900 Euro für Gas zahlen - jeden Monat

Durch die Energiekrise steigen die Gas-Abschläge bei vielen Kunden deutlich. So auch bei Renate Sloma, die 82-Jährige soll plötzlich zehnmal so viel zahlen wie bisher. Die Rentnerin fürchtet um ihr gesamtes Erspartes.

Renate Sloma steht unter Schock. Ihr Gasanbieter will ihren Gaspreis nämlich verzehnfachen. 883 Euro soll die Berlinerin ab November zahlen - jeden Monat. "Da musste ich erstmal eine Blutdrucktablette nehmen", sagt Sloma. Dabei lebt die 82-Jährige sparsam, macht derzeit nur morgens beim Duschen kurz die Heizung an. Und vorgesorgt hat sie auch: "Statt wie üblich 85 Euro wollte ich 130 zahlen." Aber das reicht nun nicht mal annähernd. "Ich hab was gespart. Aber wenn ich Miete, Versicherung und alles andere zusammennehme, dann ist das bis zum letzten Pfennig weg", sagt die Rentnerin.

Quelle: rbb

Versorger: "Die extrem gestiegenen Beschaffungskosten können wir nicht beeinflussen."

Sloma bekommt ihr Gas von Mitgas, einem Unternehmen aus Sachsen-Anhalt, das in Berlin und Brandenburg fast 20.000 Menschen versorgt. Sloma hat keinen Computer, aber ihre Tochter hat Mitgas per Mail nach einer Erklärung gefragt. Vergeblich, sagt die Tochter, auch per Telefon sei niemand zu erreichen.

Auf rbb-Nachfrage meldet sich Mitgas schließlich doch: Kunden wie Renate Sloma hätten lange von einem günstigen Tarif mit Festpreisgarantie profitiert, der aber "kurzfristig kalkuliert" werde. Das Gas müsse nun "zu aktuellen, extrem hohen Martkpreisen beschafft werden", heißt es vom Unternehmen. "Die extrem gestiegenen Beschaffungskosten und die von der Bundesregierung beschlossenen Gasumlagen können wir als regionaler Versorger nicht beeinflussen."

Verbraucherschutz empfiehlt Wechsel in Grundversorgung

Renate Sloma wendet sich an die Verbraucherzentrale. "Wenn sich Mitgas ein Preisänderungsrecht vorbehalten hat - wie das in vielen Verträgen der Fall ist - dann darf das Unternehmen den Preis erhöhen. Es gibt da keine Deckelung", sagt Hasibe Dündar, die beim Verbraucherschutz das Projekt Energierechtsberatung leitet.

Einen Lösungsvorschlag hat sie dennoch: "Wenn man eine Preiserhöhungsmitteilung erhalten hat, steht dem Kunden ein Sonderkündigungsrecht zu", erklärt Dündar. Sloma solle nun ihren Vertrag kündigen, und sich keinen neuen Versorger suchen. Dann fallen Kunden nämlich automatisch in die Gas-Grundversorgung der Gasag. Und deren Preise sind laut Dündar derzeit die günstigsten in Berlin. 15 Cent pro Kilowattstunde müssten Kunden hier ab Oktober zahlen.

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Renate Sloma schöpft Hoffnung

Renate Slomas Gaspreis würde sich damit zwar immer noch etwa verdoppeln, aber immerhin nicht mehr verzehnfachen wie bei ihrem bisherigen Anbieter. "Auf so einen Tipp habe ich gehofft", sagt die Rentnerin, "Wenn das stimmt, dann freue ich mich und bin erleichtert."

Sendung: rbb24 Abendschau, 15.09.2022, 19:30 Uhr.

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