Er flog und flog und flog: Otto Lilienthal.

Beziehungweise er glitt. 2.000 Gleitflüge absolvierte der Ingenieur und Erfinder. Sie erreichten in den Rhinower Bergen eine Weite von bis zu 250 Metern. Ende des 19. Jahrhunderts war das eine Sensation.

Schon früh begann der spätere Ingenieur und Erfinder zu tüfteln, um seinen Traum vom Fliegen zu realisieren. Schon mit 14 Jahren baute Otto (im Bild links, neben seinem Bruder Gustav) Flügel, die sich an die Arme schnallen ließen, und unternahm einen ersten Flugversuch.

Sein großes Vorbild waren die Vögel. Er studierte den Flug der Störche und ihre Anatomie und brachte im Dezember 1889 das Buch "Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst" heraus.

Lilienthals Sohn Fritz erinnerte sich später an den berühmtem Vater: "Er war ein sehr lebensfroher Mensch. Kerngesund. Er hätte ja auch seine Flugversuche gar nicht mit 48 Jahren noch machen können, wenn er nicht gesund, gewandt und ein guter Turner gewesen wäre."

In Berlin-Lichterfelde veranlasste er die Aufschüttung des 15 Meter hohen kegelförmigen Fliegeberges.

1881 eröffnet der an der an der Königlichen Gewerbeakademie in Potsdam ausgebildete Lilienthal seine eigene Maschinenfabrik in der Köpenicker Straße in Berlin. Als erster Berliner Maschinenfabrikant führte Lilienthal für die Arbeiter seiner Fabriken Gewinnbeteiligung von 25 Prozent ein.

Ab 1894 wurde der "Normalsegelapparat" in Serie gebaut.

Seine Konstruktion wurden auch im Ausland ausprobiert, wie hier in Washington.

Sein zuletzt konstruierter Hängegleiter sollte Otto Lilienthal schließlich zum Verhängnis werden. "Ich habe es noch in Erinnerung behalten: wie eine Fledermaus. Es waren große Flügel und da hängte sich eben der Herr Lilienthal ein", beschrieb die Schülerin Ella Storbeck aus Gollenberg sein Fluggerät [rbbkultur.de].

Am Sonntag, den 9. August 1896 war Otto Lilienthal zusammen mit seinem Monteur Paul Beilich zum Gollenberg bei Stölln, etwa 75 Kilometer von Berlin, gekommen. Das Wetter war wechselhaft und windig. Beilich hatte ihn noch gewarnt: "Das Wetter gefällt ma nicht. Wir können ja morgen weitermachen." Aber Lilienthal flog los.

"Wie er ein Stück geflogen war, steht er oben in der Luft vollständig still und dann sehe ich, dass er mit den Beinen so hin und her schlänkert, um den Apparat in Bewegung zu bringen. Und mit einmal kriegt der Apparat die Neigung nach vorne und saust runter. Schlägt auf und das Unglück war passiert", erzählte Beilich. Lilienthal war aus einer Höhe von 17 Metern abgestürzt.

Einen Tag später starb Otto Lilienthal an seinen schweren Rückenverletzungen im Krankenhaus. Auf dem Gollenberg bei Stölln erinnert eine Stele an den Flugpionier.

Auch in Berlin-Lichterfelde wird seit 1914 (Statue von Peter Breuer) an die waghalsigen Gleitflüge und die Erfindungen von Otto Liliental erinnert.

Sendung: rbbKultur, 23.05.2023, 6.20 Uhr | weitere Bildergalerien

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