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Audio: Inforadio | 07.12.2017 | Kurt Beck im Interview | Quelle: dpa/Berg

Nach Anschlag am Breitscheidplatz

Kurt Beck fordert Opferberatung im Dauermodus

Nach dem Terroranschlag mit zwölf Toten am Breitscheidplatz hatten Angehörige nicht nur mit der Trauer zu kämpfen, sondern auch mit Bürokratie und fehlenden finanziellen Hilfen. Der Opferbeauftragte Kurt Beck will nun vorsorgen: mit Hilfeteams im Stand-by-Betrieb.

Knapp ein Jahr nach dem Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt hat der Opferbeauftragte des Bundes, Kurt Beck, gefordert, für mögliche weitere Terrorfälle Berater für Betroffene bereitzuhalten.

Opfer und Angehörige müssten "unmittelbar" in die Betreuung einer Opferberatungsstelle übergeben werden, "damit sie nicht selber mit all den Anträgen und all den Fragen, ohne Hilfe und ohne Unterstützung dastehen", sagte Beck am Donnerstag im rbb-Inforadio.

Ansprechpartner am Ort des Geschehens

Nach dem Anschlag am Berliner Breitscheidplatz, bei dem der Attentäter Anis Amri insgesamt zwölf Menschen getötet hatte, sei der Staat nicht ausreichend auf ein solches Ereignis vorbereitet gewesen, kritisierte Beck. Deshalb gelte es jetzt, aus den Erfahrungen zu lernen. So müssten von Anfang an "Ansprechstellen am Ort des Geschehens" geschaffen werden, "damit Menschen nicht umherirren" und ihre Angehörigen suchen.

Im Fall vom Breitscheidplatz hätten sie zum Teil erst nach drei Tagen erfahren, dass Familienmitglieder unter den Toten sind. Bis dahin hätten sie in Krankenhäusern selbst nach ihnen gesucht. Außerdem schlägt Beck vor, eine Opferberatungsstelle einzurichten und diese im Stand-by-Betrieb zu halten. Deren Mitarbeiter müssten immer auf dem aktuellen Stand des Entschädigungsrechtes und aller anderen Regelungen sein.

Kritik übte der Opferbeauftragte daran, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Angehörigen der Opfer erst am 18. Dezember, ein Jahr nach dem Attentat, treffen wird. Das sei "aus Sicht der Betroffenen zu spät". Am Beispiel Frankreich hätten sie gesehen, dass es auch anders geht. "Dort hat der französische Präsident ja eine öffentliche Trauerfeier mit Ansprache, mit Gedenkveranstaltung und Gottesdienst besucht und mit den Betroffenen geredet. Und ähnliches ist auch anderswo in Europa geschehen. Also insoweit hat man einen Mangel empfunden."

Sendung: Inforadio, 07.12.2017, 10.45 Uhr

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