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Quelle: dpa/rbb|24/Winkler

Berliner Mauer

Hier wurde vor 62 Jahren die Grenze abgeriegelt – so sieht es heute aus

Die Berliner wurden böse überrascht: Am frühen Morgen des 13. August 1961 riegelte die DDR-Regierung die Berliner Sektorengrenzen ab. rbb|24 zeigt Orte aus der ersten Zeit des Mauerbaus – und wie es heute dort aussieht. Von Caroline Winkler

Dieser Beitrag wurde erstmals im August 2021 veröffentlicht. Die Nachher-Bilder zeigen Berlin im Jahr 2021.

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Wedding/Prenzlauer Berg: Schwedter Straße/Ecke Gleimstraße

Am 12. Oktober 1961, genau zwei Monate nach dem Mauerbau, errichtet ein Arbeiter im Auftrag der DDR-Regierung an der Schwedter Straße/Ecke Gleimstraße, vor dem Gleimtunnel, eine Bretterwand. Sie soll als "Sichtschutz" dienen, damit auch der Blick über die neue Sperrmauer nicht mehr frei ist. Volkspolizisten beobachten die Arbeiten.

60 Jahre später herrscht reger Verkehr an der Kreuzung in Prenzlauer Berg. Die Gleimstraße führt über den Gleimtunnel nach Wedding. Die Schwedter Straße ist jetzt Fahrradstraße und verläuft parallel zur ehemaligen Mauer vom Mauerpark in Richtung Pankow. Ein Kinderbauernhof, eine Kletterwand und zahlreiche Cafés machen die Gegend rund um die Schwedter Straße zu einem beliebten Treffpunkt.

Wedding/Mitte: Bernauer Straße

Am 23. August 1961 steht eine hüfthohe Mauer vor dem U-Bahneingang Bernauer Straße. Beidseits der Brunnenstraße liegen die Wohnhäuser der Bernauer Straße, auf Ostberliner Seite direkt an der Sektorengrenze. Ohne Vorwarnung werden Menschen aus ihren Wohnungen geholt, sukzessive die Fenster in Richtung Westen zugemauert. Einigen Anwohnern gelingt noch die Flucht. Später werden die gesamten Wohnhäuser abgerissen.

Der U-Bahnhof Bernauer Straße ist heute Anbindung für die beiden Ortsteile Mitte und Wedding, die 2001 in der Berliner Verwaltungsreform zum gemeinsamen Bezirk Mitte zusammengelegt wurden. Der U-Bahn-Eingang wurde offenbar etwas nach vorne verlegt. Neu zu sehen: der Fernsehturm, der erst 1969 eröffnet wurde.

Tiergarten/Mitte: Brandenburger Tor

Die Original-Pressemeldung des DDR-Nachrichtendienstes ADN auf der Rückseite des historischen Bildes vom Brandenburger Tor lautet: "Westberliner Bürger lassen sich durch Frontstadtpropaganda nicht vom Besuch der Hauptstadt der DDR abhalten - Zahlreiche Westberliner Bürger passierten schon in den Morgenstunden des 13.8.61 mit ihren Kraftfahrzeugen die für den Übergang in das demokratische Berlin vorgesehenen Kontrollstellen, um ihre Verwandten und Freunde zu besuchen oder den herrlichen Sommertag an den schönen Berliner Seen zu verbringen. Nur vereinzelt liessen sich Westberliner Kraftfahrer durch verlogene Behauptungen von Stummpolizei [gemeint ist die Westberliner Polizei, auch StuPo genannt, Anm.d.Red.] vom Besuch des demokratischen Berlin abhalten."

Bild und Text geben einen Einblick in die offizielle Darstellungsweise der Ereignisse um den 13. August 1961, wie sie an die Presse und Bevölkerung der DDR weitergegeben wurde.

Heute ist der Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor, ehemals Ostberlin, ein Touristenmagnet und beliebter Ort für Demonstrationen. Seit 2002 ist er Fußgängerzone mit eingeschränktem Fahrverbot.

Kreuzberg/Mitte: Prinzenstraße /Heinrich-Heine-Straße

Eine weiße Linie markiert den Grenzverlauf: Im August 1961 errichten Arbeiter unter Aufsicht die Mauer am Sektoren-Übergang an der Prinzen-/Heinrich-Heine-Straße Ecke Sebastianstraße. Der Ortsteil SO36 ist damit von drei Seiten von der Mauer umgeben. Kreuzberg wird zum Randbezirk Westberlins. Studenten, Schüler, (türkische) Migranten und Künstler zieht es nach Kreuzberg.

60 Jahre später renovieren am ehemaligen Grenzübergang Fassadenmaler auf Kreuzberger Seite ein Haus in der Prinzen-/Ecke Sebastianstraße. Kreuzberg gilt als Szeneviertel, die Wohnungen sind begehrt und viele Mieten steigen.

Neukölln/Treptow: Lohmühlenbrücke

Mehrere Gruppen Westberliner Bürger beobachten am 13. August 1961 von der Neuköllner Lohmühlenbrücke aus die Errichtung der Grenzmauer in Treptow. Zwei Volkpolizisten überwachen das Geschehen. Sie stehen neben der Brücke an einem Geländer und schauen über den Kanal in Richtung Kreuzberg. Im Hintergrund ist das Alte Abspannwerk zu sehen. Später wird die Lohmühlenbrücke im Bezirk Neukölln durch die Sperrmauer gesperrt.

Das führt dazu, dass die Neuköllner Anwohner des Kiehlufers, der Harzer Straße und der übrigen anliegenden Straßen einen großen Umweg machen müssen, um zu ihren Wohnungen zu gelangen.

Im März 1963 wird nahe der Brücke der Lohmühlensteg errichtet, der die Neuköllner Straßen über den Kanal miteinander verbindetIm August 2021 herrscht rund um das sogenannte Dreiländereck von Neukölln, Treptow und Kreuzberg reges Treiben. Auch noch nach dem Mauerfall habe eine kleine Holzbrücke ermöglicht, über den Kanal zu kommen, erzählt ein Anwohner, denn die Lohmühlenbrücke sei noch einige Zeit zugemauert gewesen. Neben der Brücke ist das Geländer zu erkennen, vor dem die Volkspolizisten standen. Die Gebäude am Paul-Lincke-Ufer sind entweder nicht mehr vorhanden oder – wie das Alte Abspannwerk – von Bäumen verdeckt.

Wannsee/Potsdam

Die historisch bedeutendste Straßenverbindung zwischen Potsdam und Berlin, die Glienicker Brücke wurde nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und Wiederaufbau ironischerweise als "Brücke der Einheit" bezeichnet. Ab dem 13. August 1961 ist sie unpassierbar. Soldaten der US-Armee stehen 1962 auf westlicher Seite mit Maschinengewehren am Grenzübergang. Bekannt wurde die Glienicker Brücke auch dafür, dass sie später mehrfach zum Austausch von Agenten und Gefangenen zwischen dem Osten und dem Westen genutzt wurde.
Heute verbindet die Brücke wieder Berlin und Potsdam. An einem Augusttag 2021 sind zahlreiche Radfahrer und Spaziergänger am Schloss Glienicke, der Glienicker Brücke und dem Park Babelsberg unterwegs. Eine Frau zeigt einem jungen Mann den damaligen Ort der Teilung. Das Foto ist von etwas weiter vorn aufgenommen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.08.2023, 10:00 Uhr

Beitrag von Caroline Winkler

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