"Dieses Besucher-Echo ist phänomenal" - Potsdamer Landtag wird zum Besuchermagneten

So 19.01.14 | 20:47 Uhr
Brandenburg aktuell | 19.01.2014 | Beitrag von Hanno Christ

Auf dieses Ereignis haben viele Brandenburger lange gewartet - und das im wörtlichen Sinne. Lange Schlangen bildeten sich auch am zweiten Tag der offenen Tür im neuen Potsdamer Landtag. Mehr als 22.000 Besucher strömten am Wochenende nach Potsdam, um den Neubau des einstigen Stadtschlosses in Augenschein zu nehmen.

Laute Fanfaren und brechend volle Flure: Der neue Potsdamer Landtag ist auch am Sonntag ein absoluter Besuchermagnet gewesen. Mehr als 22.000 Besucher strömten an den beiden Tagen des Eröffnungswochenendes in den Neubau des einstigen Stadtschlosses. "Dieses Besucher-Echo ist phänomenal", resümierte Landtagssprecherin Katrin Rautenberg am Sonntag. "Wir haben keinen Interessierten abgewiesen."

Ursprünglich seien pro Besuchstag nur 8.000 Eintrittskarten vergeben worden. "Wir haben aber gemerkt, dass wir mehr Leute hereinlassen können", so Rautenberg. Der Mix aus historischer Fassade und modernem Innenleben sei hervorragend angekommen.

Landtagspräsident Fritsch : "Nehmen Sie es in Besitz!"

Am Samstag hatte der 72-Jährige zu den Klängen von Fanfaren das Fortunaportal zum riesigen Innenhof des neuen Potsdamer Landtags für die Bürger geöffnet. "Nehmen Sie es in Besitz!" rief Fritsch, bevor die erste Delegation mit Bürgern aus allen Landkreisen und Städten Brandenburgs das neue Parlament im historischen Gewand des Stadtschlosses stürmte.

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sprach von einem "wunderbaren Tag für Brandenburg": "Dass die Bürger nun ein Haus haben, dass dem Land würdig ist."

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Markus Dröge, mahnte in einem Festgottesdienst in der Nikolaikirche: "Wir dürfen nicht aufhören, daran zu erinnern, dass ein solches Fest wie heute, vor 25 Jahren, im Januar 1989, noch nicht möglich gewesen wäre."

Knobelsdorff-Treppenhaus, Plenarsaal und weißer Adler

Hunderte Menschen warteten bereits am Samstagvormittag auf dem Alten Markt auf Einlass. Architekt Peter Kulka rief die Besucher zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Neubau aus modernem Innenleben und historischer Fassade auf. "Es darf gemeckert werden, aber seien sie gnädig und denken sie daran, wie komplex die Aufgabe war."

Höhepunkte des Rundgangs waren das Treppenhaus, das nach dem originalen Entwurf des preußischen Architekten von Knobelsdorff gestaltet wurde, der neue Plenarsaal mit dem umstrittenen weißen Adler an der Wand und der Blick von der Dachterrasse über das Kupferdach des Schlosses auf die Dächer von Potsdam.

Im Erdgeschoss war durch einen Glasboden der Blick auf die denkmalgeschützten Überreste und die Bodenfliesen des einstigen kurfürstlichen Speisesaals möglich. Auch die Büros von Landtagspräsident Gunter Fritsch und Ministerpräsident Dietmar Woidke (beide SPD) standen den Besuchern offen.

Hitler, Goebbels und Stalin

Die Besucher konnten sich zudem selbst ein Urteil über die umstrittene Ausstellung des Berliner Malers Lutz Friedel mit 121 verfremdeten Porträts bilden, darunter auch Ansichten von Hitler, Goebbels und Stalin. Die CDU hatte die Ausstellung "Ich! Meine Selbstporträts zwischen 1635 und 2003", die auch etwa Helmut Schmidt, Bob Dylan und Anne Frank zeigt, als unpassend für einen Landtag kritisiert. Das Landtagspräsidium hatte jedoch am Mittwoch entschieden, dass die Bilder trotz der Kritik nicht abgehängt werden.

Auch nach dem Wochenende haben Interessierte Gelegenheit, das neue Parlament kennenzulernen. "Wir wollen ein offenes Haus für alle sein", sagte Landtags-Sprecherin Katrin Rautenberg. Von Februar an können immer am Freitag nachmittags jeweils 180 Besucher nach Anmeldung über die Website des Landtags an Gruppenführungen teilnehmen. Virtuell ist über die Website schon längst ein Rundgang über ein 360-Grad-Panorama möglich.

Besucher strömen in den Potsdamer Landtag

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