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Quelle: DPA/Soeren Stache

Brandenburger Bildungsministerin

Ernst hält Schulöffnungen nach den Winterferien für unrealistisch

Bildungsministerin Britta Ernst rechnet damit, dass es mit Präsenzunterricht für die Mehrheit der Schüler in Brandenburg noch dauert. Bundesländer mit niedrigeren Corona-Zahlen sollten aber mit Schulöffnungen nicht auf andere Länder warten.

In Brandenburg wird es nach Einschätzung von Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) nach den Winterferien voraussichtlich keine Öffnung von Schulen geben. "Wir hätten gern mit den Grundschulen im Wechselmodell gestartet, aber wir müssen feststellen, dass die Infektions-Inzidenzen diese Entscheidung bisher nicht erlauben", sagte Ernst am Montag im Gesundheitsausschuss des Landtags.

Außerdem sei die Mutation des Coronavirus noch nicht einzuschätzen. "Daher werden wir wohl im Laufe der Woche zu einer Verständigung kommen, dass wir die Grundschulen nicht, wie erhofft, nach den Winterferien im Präsenzunterricht öffnen können."

Die Winterferien dauern vom 1. bis zum 6. Februar. Seit Anfang Januar lernen die Schüler in Brandenburg im Fernunterricht von zu Hause, ausgenommen sind die Abschlussklassen und die Förderschulen mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung. Nach Angaben von Ernst nutzen etwa 13 Prozent der Schüler und der Kinder in den Horten die Notbetreuung.

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Einige Bundesländer könnten schon früher öffnen

Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz Ernst hält erste Schulöffnungen in Deutschland Anfang Februar aber für denkbar. "Sicher nicht vollständig", schränkte sie in der "Rheinischen Post" [Bezahlinhalt] ein. "Aber ich halte das bei entsprechender Infektionslage beispielsweise mit Wechselunterricht für möglich. Allerdings kann das anfangs auch nur für Abschlussklassen und die ersten Klassenstufen gelten. Distanzunterricht über einen langen Zeitraum tut insbesondere den Grundschulkindern nicht gut."

"Kein Land sollte auf ein anderes warten müssen, um seine Schulen zu öffnen", sagte die SPD-Politikerin und verwies auf ein sehr unterschiedliches Infektionsgeschehen in den Bundesländern. "Ich finde es richtig, wenn die Länder die Spielräume, die ihnen die Beschlüsse bieten, unterschiedlich nutzen."

Linke kritisiert Kita-Regelungen, AfD lehnt Regelung grundsätzlich ab

Der Linke-Abgeordnete Ronny Kretschmer kritisierte im Ausschuss, dass Brandenburg im Widerspruch zum Bund-Länder-Beschluss die Kitas grundsätzlich offen halte. Daher stimmten die Linke-Vertreter im Ausschuss erstmals gegen die neue Corona-Verordnung, die das Kabinett am Donnerstag beschlossen hatte. Auch die AfD, die die Beschränkungen grundsätzlich ablehnt, stimmte dagegen. Mit der Mehrheit der rot-schwarz-grünen Koalition stimmte das Gremium aber insgesamt für die neue Verordnung.

"Es ist nicht zielführend, wenn jedes Bundesland sein eigenes Süppchen kocht und brandgefährlich, wenn man sich die Ausbreitung der Mutation ansieht", erklärte Kretschmer nach der Ausschusssitzung. Viele Erzieherinnen in den Kitas fühlten sich unzureichend geschützt, mahnte er. "Wenn man Kitas und Schulen unter Pandemie-Bedingungen öffnen will, dann müssen mindestens kostenlose FFP2-Masken für die Beschäftigten zur Verfügung gestellt und die Teststrategie dringend überarbeitet und ausgeweitet werden."

Ernst erkärte dazu, dass die Zahl der Corona-Tests für die Beschäftigten in den Kitas ausgeweitet werden soll. Weiterhin gilt in Brandenburg auch der Appell an die Eltern, ihre Kinder möglichst zu Hause zu betreuen. Nach Angaben von Ernst besuchen derzeit zwischen 40 und 60 Prozent der Kinder die Kitas.

Abschluss während der Pandemie sei Auszeichnung, kein Makel

Zur Frage, ob an Corona-Abschlüssen ein Makel haften bleiben könnte, sagte Ernst der "Rheinischen Post": "Diese Absolventen werden es sein, die unter sehr schwierigen Rahmenbedingungen einen Abschluss gemacht haben. Sie haben gelernt, noch eigenverantwortlicher zu arbeiten. Das wird ihnen im späteren Leben sogar helfen. Und ich hoffe, dass auch die Personalabteilungen in diesem Meistern der Krise einen besonderen Wert potenzieller Bewerberinnen und Bewerber erkennen werden. Ein Abschlusszeugnis der Jahre 2020 und 2021 kann künftig als besondere Auszeichnung gelten, nicht als Makel."

Die SPD-Politikerin sprach sich im Interview mit der Zeitung zudem für Lernangebote in den Sommerferien aus. "Das finde ich sehr wichtig. In den Sommerferien sollten Schulen Angebote machen, auch um Lernstoff nachzuholen, der im Distanzunterricht auf der Strecke blieb. Das hat es ja auch im letzten Jahr schon in vielen Bundesländern gegeben", sagte Ernst.

Zeugnisse per Post

Wegen des Fernunterrichts erhalten die meisten Schüler ihre Halbjahreszeugnisse in diesem Jahr derweil per Post und nicht am Freitag als letztem Schultag vor den Winterferien. Der Versand erfolge nach den Ferien am 8. Februar, teilte das Bildungsministerium mit.

Die Zeugnisse und weiteren Unterlagen für die Sechstklässler an den Grundschulen, die diese für den Übergang auf eine weiterführende Schule benötigten, würden bereits am Freitag versandt, hieß es. Lediglich die Schüler der Abschlussklassen und der Förderschulen, die im Präsenzunterricht sind, erhalten ihre Zeugnisse am Freitag in den Schulen. Per E-Mail dürfen aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Zeugnisse zugestellt werden.

Korrektur: In einer früheren Version hieß es, Britta Ernst halte eine Öffnung der Schulen vor den Winterferien für unrealistisch. Das war nicht korrekt - es muss nach den Winterferien heißen. Hinweis: Dieser Beitrag wurde mehrfach überarbeitet.

Sendung: Radioeins, 25.01.2021, 7:20 Uhr

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