rbb24
  1. rbb|24
  2. Politik
Video: Abendschau | 22.04.2021 | Max Kell | Quelle: dpa/Soeren Stache

Gesundheitsverwaltung

Berlin hebt Priorisierung bei Astrazeneca-Impfstoff auf

Der Impfstoff Astrazeneca kann ab sofort in den Berliner Arztpraxen unabhängig von der Priorisierung nach der Impfverordnung des Bundes verimpft werden - also etwa auch an junge Menschen. Dafür gibt es viel Lob, aber auch Kritik.

Der Impfstoff Astrazeneca kann ab sofort in den Berliner Arztpraxen allen Impfwilligen verimpft werden - unabhängig von der Reihenfolge in den Regelungen des Bundes. Er kann damit auch für unter 60-Jährige genutzt werden. Das teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit am Donnerstag mit.

Bereits seit Anfang April wird in Berlin bei der Erstimpfung Astrazeneca in Haus- und Facharztpraxen verimpft. Bisher war die Zielgruppe allerdings auf die Priorisierung nach der Impfverordnung beschränkt.

"Mit dieser Entscheidung werden wir der aktuellen epidemiologischen Lage gerecht, so wie es auch die Impfverordnung vorsieht", sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD). In der aktuellen Infektionswelle komme es darauf an, möglichst viele Menschen möglichst bald zu immunisieren – auch mit dem aufklärungsintensiven Astrazeneca-Impfstoff.

Kalayci erntet viel Lob, aber auch Kritik

Für die Freigabe des Impfstoffs bekam Kalayci viel Zustimmung, es gab aber auch Kritik. Die Aufhebung der Impf-Priorisierung sei längst überfällig gewesen, sagte der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Wolfgang Albers Linke), dem rbb. Er nannte die Freigabe in den Arztpraxen für alle Altersgruppen einen richtigen und wichtigen Schritt.

Tim-Christopher Zeelen (CDU) lobte, es sei gut, das jetzt mehr Menschen die Möglichkeit bekämen, sich gegen einen schweren Corona-Verlauf zu schützen.

Auch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin begrüßte die Astrazeneca-Freigabe grundsätzlich. Da aber in den Praxen nicht ausreichend Impfstoff vorhanden sei, sollten Impfwillige jetzt nicht sofort nach Terminen fragen. Die KV werde in ein paar Tagen auf ihrer Webseite eine Übersicht der Praxen veröffentlichen, in denen es noch nicht verplante Dosen von Astrazeneca gebe.

Mehr zum Thema

Priorisierung soll beibehalten werden

Brandenburg will Impfstoff von Astrazeneca nicht für alle freigeben

SPD-Politiker Isenberg warnt vor „Hauen und Stechen“

Kritisiert wurde Kalayci hingegen aus ihrer eigenen Partei. Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Thomas Isenberg, mahnte an, Impfstoffe müssten nach medizinischem Bedarf und Risiko vergeben werden.

Er warnte im rbb vor einem "Hauen und Stechen" um Impftermine. Es dürfe nicht sein, dass derjenige, der die besten Kontakte oder die stärksten Ellbogen habe, am schnellsten einen Termin bekomme.

Astrazeneca war bisher für Menschen unter 60 ausgesetzt

Bund und Länder hatten Ende März nach einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) beschlossen, Astrazeneca nur noch für Menschen ab 60 Jahren einzusetzen. Hintergrund sind Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen bei Jüngeren nach der Impfung.

Berlin hatte daraufhin die zusätzliche Möglichkeit für 60- bis 70-Jährige geschaffen, sich in den Impfzentren Tegel und Tempelhof mit Astrazeneca impfen zu lassen. Diese Altersgruppe wäre nach der Priorisierung des Bundes derzeit eigentlich noch nicht an der Reihe gewesen.

In drei weiteren Bundesländern ist Astrazeneca mittlerweile wieder für alle Altersgruppen freigegeben: Nach Sachsen entschieden am Mittwoch auch Mecklenburg-Vorpommern und Bayern, die Priorisierung für diesen Impfstoff komplett aufzuheben. Brandenburg behält die Priorisierung zunächst bei.

Prozedere für Zweitimpfungen

In Berlin sollen die Zweitimpfungen von über 60-Jährigen mit Astrazeneca, die ihre erste Impfung in den Corona-Impfzentren Tegel und Tempelhof erhalten haben, ab dem 3. Mai im CIZ-Tempelhof fortgesetzt werden, das derzeit vorübergehend geschlossen ist.

Unter 60-Jährige, die in den Impfzentren mit Astrazeneca geimpft worden waren, sollen ihre Zweitimpfung in den Impfzentren mit dem Impfstoff von Moderna erhalten, teilte die Senatsverwaltung mit.

Artikel im mobilen Angebot lesen