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Audio: Antenne Brandenburg | 28.09.2022 | Martin Krauß | Quelle: dpa/Soeren Stache

Vorerst bis Ende Dezember

900 Stahlwerker in Eisenhüttenstadt gehen in Kurzarbeit

Die Stimmung im Stahlwerk Eisenhüttenstadt ist angespannt. Hohe Preise für Gas und Strom treiben die Produktionskosten in die Höhe. Der Absatz ist eingebrochen. Die Folgen treffen jetzt auch die Belegschaft.

Die Gas- und Energiekrise betrifft nicht nur die Privathaushalte. Auch die energieintensiven Industrien bekommen sie zu spüren. Eine davon ist die Stahlindustrie beispielsweise in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree). In dem integrierten Stahlwerk von ArcelorMittal wird zur Produktion auch Gas genutzt.

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Sinkende Nachfrage und Rezession verunsichern Stahlwerker

Im dortigen Stahlwerk wird in einer Stunde so viel Erdgas verbraucht, wie ein Einfamilienhaus im ganzen Jahr benötigt. Das berichtet Ralf-Peter Bösler, Geschäftsführer für den Bereich Primary, dem rbb. Aber nicht nur das. Die explodierenden Gas-Preise führten dazu, dass sich parallel dazu auch die Fertigungskosten erhöhen. "Das andere Problem ist die sinkende Nachfrage aufgrund der Rezession, ausgelöst durch die Energiekriese", so Bösler. Die betreffe darüber hinaus auch die weiterverarbeitenden Unternehmen. "Das führt ganz klar zu einem Preisverfall. Und dazu kommt noch ein Import-Druck, der dazu führt, dass man einfach nicht in der Lage ist, die höheren Preise an den Kunden weiterzugeben." Der Geschäftsführer beschreibt die wirtschaftliche Situation deshalb als schwierig.

Kurzarbeit bis Ende des Jahres

Von den hohen Energiepreisen seien vor allem Unternehmen in der EU betroffen. Die internationale Konkurrenz könne also mit günstigeren Preisen punkten. Als Folge der gesunkenen Nachfrage hatte der Konzern in den vergangenen Monaten auch in Eisenhüttenstadt die Produktion zurückfahren müssen. Deshalb gab es für die Beschäftigten Kurzarbeit, und die wird nun verlängert, so Arbeitsdirektor Michael Bach. "Wir werden ab dem 1. Oktober zunächst erstmal bis Ende Dezember wieder in Kurzarbeit gehen. Davon sind circa 900 Beschäftigte betroffen, vor allem im Warm-, Kaltwalzwerk und der Verwaltung." Ursache dafür sei unter anderem die Inflation und eingebrochene Absatzmärkte. "Wir haben im Moment nicht ausreichend Auftragslage, um alle Mitarbeiter zu beschäftigen."

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ArcelorMittal will monatlich prüfen, ob die Auftragslage wieder steigt. Ist das der Fall, soll die Kurzarbeit auch vor Jahresende wieder abgeschafft werden, wie Bach berichtet. Diese Entscheidung sei befürchtet worden, sagt Betriebsratsvorsitzender Dirk Vogeler. "Das beunruhigt die Kollegen auch, weil es bis zum Jahresende wahrscheinlich eine unsichere Situation geben wird. Vor dem Hintergrund, dass die großen Energie- und Gasrechnungen zu Hause ankommen, macht das unseren Kollegen Sorgen, wie sie ihr Leben noch gestalten sollen." Es gebe zwar im Falle von Kurzarbeit geregelte Zuzahlungen. Diese würden jedoch nicht ausreichen, um die Ängste der Beschäftigten zu mindern, so Vogeler weiter.

Forderungen an die Politik

Der Betriebsratsvorsitzende hofft darauf, dass die Nachfrage wieder steigen wird. Dafür müsse aber die Politik stärkere Maßnahmen ergreifen. Eine Forderung, die auch Arbeitsdirektor Michael Bach unterstreicht. "Wir brauchen vor allem stabile Energie- und Gaspreise auf einem niedrigeren Niveau. Mit den jetzigen Preisen lässt sich Stahl kaum verkaufen."

Sendung: Antenne Brandenburg, 28.09.2022, 15:10 Uhr

Mit Material von Martin Krauß

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