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Audio: Antenne Brandenburg | 16.11.2022 | Daniel Mastow | Quelle: EWE

Rüdersdorf (Märkisch-Oderland)

EWE beginnt mit dem Bau von Deutschlands erstem unterirdischen Wasserstoff-Speicher

Wasserstoff könnte künftig als Alternative zu Erdöl und -gas an Bedeutung gewinnen. Um diesen im großen Stil zu lagern, wird in Rüdersdorf an Speichern gearbeitet. Aktuell werden Hohlräume in unterirdischen Salzschichten geschaffen.

Der Energie-Dienstleister EWE arbeitet aktuell in Rüdersdorf (Märkisch-Oderland) weiter am Bau der nach eigenen Angaben deutschlandweit ersten Wasserstoff-Testkaverne, ein künstlich angelegter Hohlraum zur Gasspeicherung.

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Salz wird ausgespült

Untertage wurde jetzt mit der sogenannten Aussolung begonnen, um den unterirdischen Hohlraum von etwa 500 Kubikmetern zu schaffen. Im Klartext bedeutet dies, dass ein Teil der Steinsalz-Schicht im Untergrund von Rüdersdorf mit Wasser ausgespült wird. Die so gebildete Salzlösung wird abgepumpt, der Hohlraum bleibt zurück. Die Salzschicht liegt in circa 600 bis 3.200 Metern Tiefe und stammt aus einem Meer, das es in Rüdersdorf vor 250 Millionen Jahren gab. Vorangegangen waren umfangreiche Tests für die Zuleitung bis auf 1.000 Meter Tiefe.

Das hierzu benötigte "Wasser entnehmen wir unserem eigenen Teich und dem nahegelegenen Mühlenfließ", sagt EWE-Projektleiter Hayo Seeba. Das entstehende Salzwasser soll über eine bestehende Rohrleitung nach Heckelberg gebracht werden. "Dort wird die Sole in 1.000 Meter tief gelegene Sandsteinformationen eingespeist, in denen sich bereits von Natur aus Salzwasser befindet", so Seeba weiter.

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Tests für künftigen Wasserstoff-Einsatz

Die Arbeiten sollen etwa bis Februar andauern. Nach Fertigstellung des unterirdischen Hohlraums wird EWE oberirdisch eine Anlage für die Wasserstoffspeicherung errichten. Nach Unternehmensangaben soll für die Speichertests zunächst aber kein eigener Wasserstoff produziert, sondern angeliefert werden. Die Erstbefüllung mit Wasserstoff und der Start umfangreicher Test des Speicherbetriebes sind ab Mitte 2023 geplant.

Das Projekt hat zum Ziel, überschüssigen Strom zu speichern - wie Ökostrom, der bei viel Wind oder Sonnenschein anfällt. Mit Strom kann Wasser zu Wasserstoff und Sauerstoff gespalten werden. Umgekehrt lässt sich aus dem Wasserstoff wieder Strom und Wärme erzeugen. Der EWE-Wasserstoff-Botschafter Paul Schnieder sagte dazu: "Wir sehen Wasserstoff als zukünftigen Energieträger, der besser speicherbar ist als Strom und der sich besser transportieren und importieren lässt."

Die Rüdersdorfer Kaverne soll auch Aufschluss darüber geben, wie hoch die Qualität des Energieträgers nach der Speicherung ist. So ist beispielsweise für den Einsatz in der Mobilität eine Reinheit von 99 Prozent notwendig.

Das Investitionsvolumen für das Projekt beläuft sich auf rund zehn Millionen Euro - vier Millionen davon sind EWE-eigene Mittel. Das restlichen Geld steuert der Bund bei.

EWE nutzt nach eigenen Angaben schon länger Kavernen zur Speicherung von Erdgas. In Rüdersdorf speichert das Unternehmen dieses seit 2007. Das Unternehmen beliefert im Nordwesten Deutschlands, in Brandenburg, auf Rügen und in Teilen Polens rund 1,4 Millionen Kunden mit Strom und jeweils rund 700.000 mit Erdgas sowie Telekommunikationsleistungen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.10.2022, 07:30 Uhr

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