360-Grad-Video | Braunkohleförderung in der Lausitz - So wird Braunkohle zu Strom - und zum Klimakiller

Do 16.03.17 | 15:45 Uhr | Von Julia Fischer und Hanne Bohmhammel

Aus rund 100 Meter Tiefe wird die Lausitzer Braunkohle herausgebaggert, um Millionen Haushalte mit Strom zu versorgen. Der Aufwand dafür ist enorm: Riesige Maschinen sind im Einsatz - die eine völlig veränderte Landschaft hinterlassen. Von Julia Fischer und Hanne Bohmhammel

Ihr Spitzname ist "liegender Eiffelturm": In Braunkohlegruben trägt ein gigantischer Gerätekomplex die Erdschichten über der Braunkohle ab - die sogenannte Abraumförderbrücke. Im Tagebau Jänschwalde in der Lausitz kommt die größte Abraumförderbrücke der Welt, die F60, zum Einsatz - und diese ist tatsächlich noch viel größer als das Wahrzeichen von Paris. Ihre Länge beträgt 650 Meter, sie ist 72 Meter hoch und wiegt 30.000 Tonnen.

Riesige Förderbrücken, riesige Tagebaugruben: Dieser 360-Grad-Film nimmt Sie mit zur größten Förderbrücke der Welt im aktiven Lausitzer Tagebau.

Oder machen Sie sich ein Bild aus der Luft - und überfliegen Sie den Tagebau gemeinsam mit ems-Volontärinnen im Antenne Brandenburg Verkehrsflieger:

Auf der Website www.360lausitz.de finden Sie das komplette ems-Fimprojekt "Auf heißen Kohlen" mit weiteren 360-Grad-Videos.

Die Braunkohle liegt tief in der Erde. Entstanden ist sie ist im Laufe vieler Millionen Jahre aus abgestorbenen Sumpfwäldern, die nur in den Regionen rund um Köln, Leipzig, im Harz und in der Lausitz vorkamen. Die Wälder wurden durch Plattentektonik von mehreren Erdschichten bedeckt und verrotteten unter Luftabschluss; Inkohlung heißt dieser Vorgang. Über die Zwischenprodukte Moos und Torf wurde Braunkohle gebildet - sie liegt heute in sogenannten Braunkohleflözen in etwa 100 bis zu 150 Metern Tiefe.

Ist die Kohle mit Hilfe von Förderbrücken freigelegt, holen riesige Schaufelradbagger sie aus dem Boden. Über mehrere Kilometer transportieren Förderbänder und Züge sie in das Kraftwerk.

Die Erdschichten, die die Förderbrücke auf der einen Seite der Grube abgetragen hat, werden mithilfe von Förderbändern auf der anderen Seite der Grube nur zwei Minuten später wieder abgeworfen. Das Loch wächst also vorne und wird hinten gleichzeitig wieder zugeschüttet, nachdem die Kohle herausgeholt wurde.

Insgesamt werden 33 Prozent der deutschen Braunkohle im Lausitzer Revier gefördert, und Deutschland ist nach wie vor abhängig von Braunkohle: Laut Statistischem Bundesamt werden 23 Prozent des Stroms durch sie erzeugt. In Berlin und Brandenburg basiert die Stromerzeugung zu jeweils rund 60 Prozent auf Kohle.

 

Im Tagebau: Die größten beweglichen Maschinen der Welt

 

In der Braunkohlegrube trägt ein gigantischer Gerätekomplex, die Abraumförderbrücke, die Erdschichten über der Braunkohle ab. Im Tagebau Jänschwalde in der Lausitz kommt die größte Abraumförderbrücke der Welt, die F60, zum Einsatz. Ihr zweiter Name ist liegender Eiffelturm, obwohl sie eigentlich noch viel größer ist: Ihre Länge beträgt 650 Meter, sie ist 72 Meter hoch und wiegt 30.000 Tonnen.

Ist die Kohle freigelegt, holen riesige Schaufelradbagger sie aus dem Boden. Über mehrere Kilometer transportieren Förderbänder und Züge sie in das Kraftwerk.

Die Erdschichten, die die Förderbrücke auf der einen Seite der Grube abgetragen hat, werden mithilfe von Förderbändern auf der anderen Seite der Grube nur zwei Minuten später wieder abgeworfen. Das Loch wächst also vorne und wird hinten gleichzeitig wieder zugeschüttet, nachdem die Kohle herausgeholt wurde.

Insgesamt werden 33 Prozent der deutschen Braunkohle in der Lausitz gefördert.

 

Im Kraftwerk: Strom wird erzeugt

 

Nachdem die Kohle ins Kraftwerk transportiert wurde, zermahlen gigantische Mühlen sie dort zu Staub. Der Kohlestaub wird dann in einen Kessel geblasen und bei Temperaturen um 1.300 Grad Celsius verbrannt. Die dabei entstehenden heißen Rauchgase erhitzen Wasser in einem Rohrsystem und lassen es verdampfen. Der Wasserdampf treibt Schaufeln in einer Turbine an und diese beginnen sich zu drehen. Ähnlich wie bei einem Fahrraddynamo wandelt ein Generator die Dreh-Energie schließlich in elektrische um.

Im Lausitzer Kraftwerk Jänschwalde, dem drittgrößten Braunkohlekraftwerk in Deutschland, werden so bei Vollauslastung bis zu 82.000 Tonnen Kohle pro Tag zu Strom verarbeitet. Mit der erzeugten Menge Strom könnten rein rechnerisch 5,7 Millionen Haushalte versorgt werden.   

Ausstoß von Schadstoffen

Das beim Verbrennen der Kohle entstandene Rauchgas wird in mehreren Schritten gereinigt, bevor es durch einen Schornstein oder einen Kühlturm in die Luft entlassen wird. Laut LEAG, dem betreibenden Unternehmen, unterschreiten die Kraftwerke in der Lausitz heute alle vorgegebenen Emissionsgrenzwerte deutlich. Trotzdem stoßen Kohlekraftwerke in relevanten Mengen gesundheitsschädliche Feinstäube, Schwefeldioxid, Stickstoffoxide und Schwermetalle aus.

Zusätzlich ist Braunkohle mit Abstand der Energieträger mit den höchsten CO2-Emissionen. Das Gas trägt in der Atmosphäre zum Treibhauseffekt bei und ist maßgeblich für die globale Erwärmung verantwortlich. Rund 20 Prozent aller CO2-Emissionen in Deutschland stammen aus Braunkohlekraftwerken. Das Kraftwerk Jänschwalde stößt so etwa 23 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr in die Luft.

 

Unsichtbar und doch schädlich

Hoch in den Lüften, bei einem Flug über den Tagebau und das Kraftwerk Jänschwalde, bekommen Sie nochmal einen ganz eigenen Eindruck! Die Volontäre der electronic media school Elisa Luzius und Vanessa Kockegei nehmen Sie mit auf einen Flug mit dem Antenne Brandenburg Verkehrsflieger.

 

Feuer mit Kohlestaub treibt Turbinen an

Nachdem die Kohle ins Kraftwerk transportiert worden ist, zermahlen gigantische Mühlen sie dort zu Staub. Der Kohlestaub wird dann in einen Kessel geblasen und bei Temperaturen um 1.300 Grad Celsius verbrannt. Die dabei entstehenden heißen Rauchgase erhitzen Wasser in einem Rohrsystem und lassen es verdampfen. Der Wasserdampf treibt Schaufeln in einer Turbine an und diese beginnen sich zu drehen. Ähnlich wie bei einem Fahrraddynamo wandelt ein Generator die Dreh-Energie schließlich in elektrische um.

Im Lausitzer Kraftwerk Jänschwalde, dem drittgrößten Braunkohlekraftwerk in Deutschland, werden so bei Vollauslastung bis zu 82.000 Tonnen Kohle pro Tag zu Strom verarbeitet. Mit der erzeugten Menge Strom könnten rein rechnerisch 5,7 Millionen Haushalte versorgt werden.

Unsichtbar und doch schädlich

Das beim Verbrennen der Kohle entstandene Rauchgas wird in mehreren Schritten gereinigt, bevor es durch einen Schornstein oder einen Kühlturm in die Luft entlassen wird. Laut LEAG, dem betreibenden Unternehmen, unterschreiten die Kraftwerke in der Lausitz heute alle vorgegebenen Emissionsgrenzwerte deutlich. Trotzdem stoßen Kohlekraftwerke in relevanten Mengen gesundheitsschädliche Feinstäube, Schwefeldioxid, Stickstoffoxide und Schwermetalle aus.

Zusätzlich ist Braunkohle mit Abstand der Energieträger mit den höchsten CO2-Emissionen. Das Gas trägt in der Atmosphäre zum Treibhauseffekt bei und ist maßgeblich für die globale Erwärmung verantwortlich. Rund 20 Prozent aller CO2-Emissionen in Deutschland stammen aus Braunkohlekraftwerken. Das Kraftwerk Jänschwalde stößt so etwa 23 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr in die Luft.

Beitrag von Julia Fischer und Hanne Bohmhammel

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