rbb24
  1. rbb|24
  2. Kultur
Audio: rbb24 Inforadio | Di 30.08.22 | Niebert, M. | Quelle: dpa/A.Riedl

20 Jahre "Mensch" von Herbert Grönemeyer

"Ich setze ein Puzzle zusammen"

2002 erschien die Platte "Mensch" von Herbert Grönemeyer - das bis heute erfolgreichste Album eines Künstlers in Deutschland. Für Fans gibt es jetzt auch ein Buch über den Entstehungsprozess. Grönemeyer war bei der Lesung am Montag in Berlin dabei. Von Magdalena Bienert

96 Wochen war "Mensch" in den Charts, über zwei Millionen Fans haben Herbert Grönemeyer damals während seiner zweijährigen Tour live gesehen. Er sei völlig "geflasht" gewesen vom Erfolg dieser Platte, erzählt der Musiker am Montagabend im ausverkauften Saal des Kino International in Berlin-Mitte.

"Es geht wieder"

Nun hat die Buchautorin und Grönemeyers Textdramaturgin Arezu Weitholz Gespräche aus der Zeit rund um das Album aufgeschrieben. In "Skizzen und Blicke zurück auf Herbert Grönemeyers Album 'Mensch'", im Mai erschienen, beschreibt sie den Moment, als Grönemeyer Anfang 2001 wie so oft am Klavier Melodien klimpert und da ganz plötzlich eine Tonfolge auftaucht, die alles verändert: "Sie ist schneller, hat Kraft und bricht aus dem Balladenhaften aus. Sie ist die erste Melodie, bei der er ahnt: Es geht wieder." Diese Melodie wird später der Refrain zum Lied "Kein Pokal".

Es war Grönemeyers langjähriger Produzent Alex Silva, der die Idee eines Buches zum 20-jährigen "Mensch"-Jubiläum hatte. Eine Graphic Novel stellte er sich vor. Das ist es nicht geworden, aber neben den Texten finden sich auch viele Zeichnungen oder Infokästen.

Texten als Matheaufgabe

Das entstandene Buch ist ein Muss für Fans, die sehr wahrscheinlich noch Neues erfahren und ihre Freude an dem aufwändigen Layout, den Skizzen und Anekdoten haben werden. Zum Beispiel wie Grönemeyer ans Texten geht: "Ich setze ein Puzzle zusammen. Für mich besteht alles aus Einzelteilen", heiß es da. "Texten ist letztendlich auch das Lösen einer Aufgabe, einer Mathematikaufgabe." So erfährt der Leser, dass der Musiker seine Texte immer per Hand aufschreibt und jedes Album einen eigenen neuen Stift bekommt. Und die Band philosophiert im Buch, dass sich der Bochumer an keine kompositorischen Regeln halte - vielleicht macht das ja Grönemeyers Erfolg aus?

Alles beginnt mit Bananentexten

Bei einer Lesung im Berliner Kino International liest Weitholtz am Montagabend kurze Auszüge, dann kommt Grönemeyer gemeinsam mit seinem Produzenten Alex Silva auf die Bühne - der Jubel ist groß, viele erheben sich. Im gespräch zwischen Moderatorin Marion Brasch und den Dreien erfährt man natürlich viel über den Entstehungsprozess der "Mensch"-Platte, aber nebenbei auch mehr über den Mensch Herbert Grönemeyer: über sein "chaotisches Arbeiten" und wie die richtigen Texte zu ihren Melodien kommen. Es geht immer erst über "Bananentexte", also Fantasiegesang.

Das Album, aufgenommen in den Londoner Abbey Road Studios, ist tatsächlich schon 20 Jahre alt, der 66-jährige Musiker wird nostalgisch. Abgesehen davon, dass es kaum Fotos aus der Zeit gibt, bedauere er die neuen digitalen Prozesse des Abmischens einer Platte, sagt er. Ihm fehle da was, wenn jemand im Computer einfach "zack hier ein Dezibel lauter oder leiser" macht, statt wie früher, wo jedes einzelne Instrument händisch am Pult "eingefahren" werden musste. "Es hat nichts mehr mit der Wärme zu tun, wenn du alles einfährst."

Dieses besondere Album - darüber ist man sich nach zwei Stunden einig - sei "sehr gut gealtert". Grönemeyers elftes Studioalbum - und das erste nach dem Tod von Grönemeyers Frau Anna 1998 - habe nichts von seiner Schlagkraft eingebüßt.

Die Berlinerin Sofia Portanet

Der Popstar und die Reise zu den Sternen

Die BBC nannte Sofia Portanet schon "Germany's next international Popstar". Allerdings vor Corona. Jetzt ist die Zeit gekommen, das zu beweisen. Mit Popmusik, die schon mal rockig und punkig klingt. Am Montag tritt sie an einem besonderen Ort auf. Von Christian Titze

"Mensch" in neuem Gewand

Man könnte stundenlang zuhören. Herbert Grönemeyer ist einfach immer unterhaltsam und grundsympatisch. Am Ende, bei den Publikumsfragen, wird es so gar kurz politisch: Der Musiker fordert nach wie vor einen Sozial-Fonds, in den alle Reichen des Landes einzahlen sollen.

Doch kurz bevor man "Herbie for president" oder "Herbert an die Macht" denken könnte, geht der Musiker - und lässt als letzten Gruß eine völlig neue Song-Version von "Mensch" zurück: Gerade erschienen sind zum einen das französische Lied "Humaine" von Camille und zum anderen das deutschsprachige Lied "Es ist okay, Mensch". Das Schwarz-Weiß Video mit Drum'n Bass Beats der drei Künstlerinnen Balbina, Ace Tee und Ebow läuft als Rausschmeißer.

Das Lied war übrigens nicht Grönemeyers Idee, sondern die der Musikerinnen - eine Hommage an einen großen Pop-Song.

Sendung: Inforadio, 30. August 2022, 07:55 Uhr

Beitrag von Magdalena Bienert

Artikel im mobilen Angebot lesen