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Quelle: dpa/Ben Kriemann

Konzertkritik | The Cure in Berlin

Sie stehen nur rum und spielen - aber das ganz wunderbar

The Cure haben seit 14 Jahren kein neues Album veröffentlicht. Trotzdem ist ihre Fan-Schar riesig. Und ihre Konzerte lang. Hendrik Schröder konnte sich am Dienstagabend in der Berliner Mercedes-Benz-Arena davon überzeugen.

Das Licht geht aus, Strobo-Blitze zucken über die Bühne, Regen und Donner kommen aus den Boxen. Es ist, als würde gleich ein Unwetter hereinbrechen. Dabei kommen ja "nur" the Cure auf die Bühne und das lässt alle erstmal jubeln und lächeln.

Aber bevor es so richtig losgeht, schreitet Robert Smith die Bühne auf und ab und schaut sich das Publikum in der knallvollen Halle an, deutet eine Verbeugung an, fasst sich symbolisch ans Herz. Ganz vorne am Bühnenrand schlendert er lang, wo ihn die Scheinwerfer nicht erwischen können, als wolle er diesen kleinen Moment ganz nah bei den ersten Reihen und bevor er überhaupt einen Ton gesungen hat ganz intim erleben. Dann erst geht er gemächlich zum Mikro und tritt ins Licht.

Konzertbericht | Madness im Tempodrom

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Die britische Band Madness gehört zu den bekanntesten Ska-Bands weltweit. Mit ihrem Song "Our House" feierten sie auch in Deutschland große Erfolge. Am Wochenende brachten Madness ihre Fans bei gleich zwei Konzerten im Tempodrom zum Tanzen. Von Hendrik Schröder

Viele "unbekannte" Songs

Mit "Alone" fangen sie an, einem ganz neuen, noch gar nicht veröffentlichten Song. Und das soll nicht der einzige vom kommenden Album an diesem Abend werden. Es wird die erste Platte seit 14 Jahren sein. Eigentlich sollte sie zu dieser riesigen Tour, 44 Konzerte in ganz Europa, längst fertig sein, hat aber nicht geklappt. Außerdem spielen sie etliche Songs, die nur Cure-Kenner auf dem Schirm haben. Das machen sie immer, und fast jeden Abend sind es andere. The Cure sind bekannt dafür, endlose Shows zu spielen. Fast drei Stunden dauert der ganze Auftritt, und erst am Ende kommen die meisten Hits wie "Friday I'm in love" oder "Boy's don't cry". Die Überlänge finden manche Event-Fans ermüdend, die eingefleischten Anhänger aber hängen bei jedem Song an Robert Smiths Lippen und können gar nicht genug bekommen.

Alles wie immer: Vogelnestfrisur und Melancholie

Robert Smith ist Sänger und Mastermind von the Cure, er IST the Cure, mit 17 hat er die Band quasi gegründet. Jetzt ist er 62, hat die ergrauten Haare immer noch zum wirren Vogelnest hochtoupiert, die Augen mit Schminke umrahmt, das Gesicht weiß gepudert. Schwarze Stiefel, schwarze Hose. Er sieht aus wie früher, nur älter und mit kleinem Bauch. Und er singt erstaunlicherweise auch fast wie früher. Klar, rein, hell, so melancholisch und bittersüß, wie einer, der alle Abgründe der Seele nach links und rechts und vor allem nach unten ausgeleuchtet hat und sich am Ende doch ganz wohl fühlt damit. Der Sound ist erstaunlich gut für so eine riesige Halle, wo eine zarte, sensible Band wie the Cure eigentlich gar nicht hingehört. Bei denen der Bass so schön trocken viele Songs quasi von unten dominiert und sich dann diese feinen kleinen Gitarrenlicks um die Lieder legen.

Furioses Finale

Bei aller Traurigkeit in der Musik ist Robert Smith aber ansonsten ganz gut aufgelegt, macht am Ende des Konzerts sogar ein paar Gags, indem er Songs anspielt, die dann gar nicht kommen und ein paar launige Ansagen macht, die echt keiner versteht, so nuschelt er sie in seinem starken britischen Slang in das Mikrofon. Trotzdem jubeln alle. Zum Finale steht und klatscht und singt natürlich die ganze Halle und schwelgt in Erinnerungen an die Zeit, als die Songs und man selbst noch viel jünger waren. Ein wirklich gutes Konzert einer Band, die in Würde altert, sich nicht anbiedert, so gut wie keine Show macht, die meiste Zeit nur rumsteht (nur Bassist Simon Gallup in Muskelshirt und mit tief hängendem Instrument bangt über die Bühne wie losgelassen und würde so auch zu den Foo Fighters oder so passen) und einfach nur spielt. So wunderbar spielt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 19.10.2022, 7:00 Uhr

Beitrag von Hendrik Schröder

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