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Quelle: dpa/Jan Woitas

Verdreifachung gegenüber 2021

119 Waldbrände in Brandenburg möglicherweise mit Absicht gelegt

Brandenburg hat dieses Jahr besonders viele Waldbrände erlebt. Ein Grund dafür liegt in der deutlichen Zunahme von Feuern, die möglicherweise absichtlich gelegt wurden. Ein Schwerpunkt ist der Landkreis Oberhavel. Von Roberto Jurkschat

Die Zahl mutmaßlich absichtlich gelegter Waldbrände in Brandenburg hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast verdreifacht. Von den 501 Waldbränden, die der Landesforstbetrieb in diesem Jahr registriert habe, bestehe in 119 Fällen ein Verdacht auf Vorsatz, sagte der Brandenburger Waldschutzbeauftragte, Raimund Engel rbb|24.

Verheerende Waldbrandbilanz für Brandenburg

"Die Frage ist nicht ob, sondern wann die ersten Häuser verbrennen"

Große Waldbrände haben in diesem Jahr die Häuser hunderter Menschen in Brandenburg bedroht. Experten appellieren an die Landesregierung, gefährdete Siedlungen besser zu schützen. Von Roberto Jurkschat und Torsten Mandalka

340 Hektar Wald vermutlich von Brandstiftern beschädigt

Waldbrandberichten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zufolge lag die Zahl mutmaßlicher Brandstiftungen in den zehn Jahren davor im Schnitt bei 43, auch im Jahr 2021 vermerkten Feuerwehren in Brandenburg in 43 Fällen einen Verdacht auf Vorsatz in den Einsatzprotokollen.

In wievielen Fällen Strafanzeigen gestellt und Ermittlungen aufgenommen wurden, lasse sich statistisch kaum auswerten, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Potsdam mit. In den meisten Fällen dürften die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sein.

Auch der flächenmäßige Schaden, die vorsätzlich gelegte Brände verursacht haben, ist 2022 überdurchschnittlich groß. Insgesamt brannten dieses Jahr 1.411 Hektar Wald. Davon seien 340 Hektar aufgrund mutmaßlicher Brandstiftungen in Mitleidenschaft gezogen worden, so Engel. Das ist mehr als in den zehn Vorjahren (211 Hektar) zusammen.

"Massive Häufung" im Landkreis Oberhavel

Hauptgrund für die außergewöhnlich große Schadenfläche von 340 Hektar ist der Waldbrand, der im Juli an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen bei Falkenberg (Landkreis Elbe-Elster) wütete und allein auf Brandenburger Seite 316 Hektar Wald beschädigte oder vollständig zertörte. In Sachsen hat die Polizei inzwischen einen 16-Jährigen ermittelt, der das Feuer in der Gohrischheide auf sächsischer Seite gelegt haben soll.

In den übrigen Fällen, in denen Verdacht auf Vorsatz bestehe, ist die Schadensfläche laut Engel überschaubar. Einen Grund dafür sieht der Waldschutzbeauftragte darin, dass viele dieser Feuer bei niedrigeren Waldbrandgefahrenstufen und in der Nacht festgestellt worden seien. "In der Regel sind die Böden dann weniger trocken", sagte Raimund Engel rbb|24.

Mit Blick auf den Landkreis Oberhavel sprach Engel von einer "massiven Häufung" möglicher Brandstiftungen: Bei 37 der 62 Brände im Landkreis bestehe Verdacht auf Vorsatz. Die meisten dieser Brände, so der Waldschutzbeauftragte, hätten sich in wochenweisen Blöcken im Mai ereignet.

Hoffnung auf Hilfe vom Land

Elbe-Elster rechnet nach Waldbränden mit Rekordkosten

Rund 500 Mal hat der Wald in Brandenburg in diesem Jahr bereits gebrannt. Das ist Rekord. Der Landkreis mit dem größten Feuer, Elbe-Elster, rechnet mit einem weiteren Rekord - bei den Kosten. Hoffnungsvolle Blicke richten sich jetzt auf das Land.

20.000 Euro Belohnung

Vier Kommunen haben inzwischen eine Belohnung von 20.000 Euro für Hinweise auf die mutmaßlichen Täter ausgesetzt. Ein Großteil der Feuer in den Gemeinden sei absichtlich gelegt worden, wie es in einer Mitteilung der Kommunen Oranienburg, Löwenberger Land, Zehdenick und Liebenwalde (Landkreis Oberhavel) in der vergangenen Woche hieß. Nach Angaben der Stadt Oranienburg gab es in den Vorjahren ähnliche befristete Auslobungen, diesmal ist sie unbefristet. Hinweise können bei der Polizeiinspektion Oberhavel oder den Kommunen abgegeben werden.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 28.09.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von Roberto Jurkschat

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