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Audio: rbb24 Inforadio | 29.10.2022 | Nachrichten | Quelle: dpa/Christin Klose

Personalmangel

Berliner Kinderstationen lehnen regelmäßig Patienten ab

Ärzte warnten schon im Januar vor "dramatischen Zuständen" auf Berliner Kinderstationen, nun gibt es Zahlen, die das belegen: Hunderte Kinder werden jedes Jahr an Kliniken abgewiesen und teilweise bis nach Frankfurt (Oder) verlegt.

Mehrere hundert Kinder konnten im vergangenen und in diesem Jahr wegen Engpässen in Berliner Kliniken nicht aufgenommen werden. Das geht aus den Antworten des Senats auf eine Anfrage der SPD-Abgeordneten Bettina König hervor.

Die Kinder wurden stattdessen in andere Krankenhäuser, zum Teil auch in Brandenburg, verlegt. Ziele dort waren unter anderem Eberswalde, Frankfurt (Oder), Ludwigsfelde, Oranienburg oder Nauen.

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Allein an der Charité 2021 mehr als 300 Kinder abgewiesen

Danach sind 2021 allein von der Charité 312 Kinder und Jugendliche für eine stationäre Aufnahme in andere Kliniken verlegt worden. Im ersten Halbjahr 2022 waren es 151. Zuvor hatte die "Berliner Morgenpost" [Bezahlschranke] darüber berichtet.

Das St. Joseph Krankenhaus in Berlin-Tempelhof hat den Angaben zufolge im vergangenen Jahr 209 Kinder abgelehnt, im ersten Halbjahr 2022 mit 29 deutlich weniger. Das Vivantes-Klinikum Neukölln verlegte im vergangenen Jahr 164 Kinder (erste Hälfte 2022: 92), das Vivantes-Klinikum Friedrichshain 135 (erstes Halbjahr 2022: 43).

Ein wichtiger Faktor für Engpässe auf den Kinderkliniken sei das Personal, sagte Vivantes-Sprecher Christoph Lang der "Berliner Morgenpost". "Sie können auf einer Kinderstation nicht alle Betten betreiben, wenn Sie das Personal nicht haben." Zu offenen Stellen kämen Ausfälle etwa wegen der Corona-Pandemie. "Wir haben gerade wieder deutlich erhöhte Ausfallquoten."

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Ärzte machen seit längerem auf Personalnot aufmerksam

Die Probleme sind schon länger bekannt: Im Januar 2022 hatten sich Ärzte von acht Berliner Kliniken an Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gewandt.

In dem Schreiben berichteten sie von "dramatischen Versorgungsengpässen" und der Sorge, der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen nicht mehr gerecht werden zu können.

Im November 2021 sorgte ein Brief von Assistenzärzten des Virchow-Klinikums für Aufsehen: Kinder, die nicht lebensbedrohlich krank seien, müsse man bis zu sieben Stunden in der Rettungsstelle warten lassen. Drei bis fünf Überstunden seien normal, hieß es in dem Schreiben.

 

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.10.2022, 13 Uhr

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