1721 soll es das erste Kaffeehaus in Berlin gegeben haben, also vor fast 300 Jahren. Seitdem hat sich in Berlin eine ordentliche Kaffeehauskultur entwickelt. Geblieben aber ist aus dieser Zeit, dass das doppelte "E" am Ende keine Pflicht ist.
24 kleine Geschichten über die großen Errungenschaften und kleinen Niederlagen der Brandenburger und Berliner in Sachen "Essen und Trinken". Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.
"Kaffe" sagt der Berliner. Einige zumindest. Wahrscheinlich soll diese Aussprache suggerieren, dass es schnell gehen muss und man nicht allzu viel Zeit mit dem langen "e" vertrödeln sollte.
Jeder hat eine Meinung zum Kaffee und kann irgendwie erklären, was guter Kaffee ist, wo er her sein sollte und wo man den besten Kaffee bekommt. Und dann ist da immer mindestens einer, der betont, dass es eigentlich doch nur darauf ankomme, dass dieser Kaffee auch ordentlich heiß ist.
Unterschiede, die verbinden
Auto, Musikanlage, Kaffee - die älteren Menschen unter uns betonen immer, dass sie ja früher schon froh sein konnten, dass sie diese Dinge überhaupt hatten und die Jüngeren glänzen dann genauso oft mit Expertise und Fachwissen über Allrad, Dolby und Mahlgrad. Natürlich eignet sich das Thema "Kaffee" besonders gut für den Small Talk, weil auch jeder eine kleine Geschichte dazu hat: Etwa wann man den ersten Kaffee getrunken hat, wie er am besten schmeckt und welche Rituale man damit verbindet: am liebsten zuhause, bevorzugt natürlich aus einer ganz bestimmten Tasse und sehr schnell kommt man dann auch darauf, wie einem dieser Kaffee hilft, den Tag einzuteilen. Und einen Song dazu, natürlich in Berlin produziert, gibt es auch.
Eigentlich könnte man meinen, dass genau diese Debatten die Kaffeetrinkgemeinde entzweien, aber das Gegenteil ist der Fall: Die Ritualpflege sorgt dafür, dass jeder was beitragen kann. Da erzählen die Uralt-Ostler gern, dass sie in den Ost-Cafés schwer schikaniert wurden, wenn sie im Sommergarten ein Tässchen Kaffee bestellten und der Kellner daraufhin nur auf ein Schild verwies: "Draußen nur Kännchen!" Dann sind da noch die Neuköllner, die sich darüber streiten, ob es rund um Jacobs Kaffeproduktion am Britzer Kanal nun nach Kaffee riecht oder stinkt, und dann kommt die Debatte, ob man "immer noch" oder "schon wieder" ins Cafe Kranzler gehen sollte.
Brandheißes im Café
Berliner Kaffee und Cafés sind auch Thema in der Stadt. Stadtmagazine veröffentlichen Bestenlisten, Regionalzeitungen empfehlen die angesagtesten historischen Cafés, und Journalisten schreiben über Berliner Cafés wo sich andere Journalisten mit Vorliebe mit ihren Informanten und Gesprächspartnern treffen, um bei einer Tasse Kaffee brandheiße Geheimnisse zu erfahren.
Und für all diese Listen und Aufzählungen gibt es Regeln oder Anhaltspunkte für Expertise: Von welcher Rösterei kommt der Kaffee, wie muss das Gestühl konstruiert sein für die höchste Bequemlichkeit, welcher Keks passt am besten und wo muss der geheimnisverratende Informant am besten sitzen, damit er möglichst viel preisgibt.
Der "Kaffe" kam im 18. Jahrhundert in die Stadt
Leider aber gibt es kaum historische Kaffeedaten, die Berlin oder Brandenburg in irgendeiner Form eine Art Kaffeehaus-Ursprung attestieren. 1721 soll es das erste Berliner Kaffeehaus gegeben haben. Das war lange nach den Städten der Hanse, wo die Übersee-Kaffee-Importe schon Jahrzehnte vorher angelandet waren. Für Berlins ganz eigene und darum auch durchaus historische Bedeutung aber spricht der angeblich verbürgte Name des ersten lokalen Kaffeehauses: "Spreebudike" - ein Name wie von Zille selbst erfunden. Und natürlich hieß dort der Kaffee "Kaffe". Und zwar schon immer.