Flughafen TXL schließt - Tegel gehörte zur DNA dieser Stadt

Hier wurden Staatsgäste, Weltmeister und Rockstars empfangen, pendelten Geschäftsleute und starteten Urlauber: Am Sonntag geht im Flughafen Tegel endgültig das Licht aus. rbb-Reporter Ulli Zelle wird ihn vermissen - freut sich aber auch auf den Neustart des Sechsecks.
Aus. Schluss. Vorbei. Der Flughafen Tegel gehört ab Sonntag der Geschichte an, das Zeichen TXL wird aus der Luftverkehrssprache gestrichen – doch wenn die letzte Maschine das Rollfeld am Sonntag verlässt, bleiben eine Menge Erinnerungen und Emotionen zurück.
Tegel gehörte zur DNA dieser Stadt. Und wer nicht gerade in der Einflugschneise lebte, mochte diesen City-Airport. Er war schnell zu erreichen. Und einmal da, waren es nur ein paar Meter vom Bus, Taxi oder Auto in den Flieger. Und das Schönste: Es gab kein ewiges Schlangenlinienlaufen durch Duty-Free-Shops. Es ist eine Meisterleistung der damals jungen Architekten von Gerkan und Marg, ihre Sechsecke-Idee war einfach genial. Das kann jeder bestätigen, der die endlos langen Rollbänder und Flure anderer Flughäfen kennt.
Provinziell, aber auch familiär
Vielleicht war Tegel provinziell, aber typisch Berlin. Das ging schon mit der Currywurst-S-Bahn am Eingang los. Und das Personal, so hörte ich immer wieder, fühlte sich wie eine "Flughafenfamilie". Schließlich haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Menge durchgemacht. Selbst als die Kapazität mit über 20 Millionen Passagieren pro Jahr - gebaut wurde er für zwei Millionen - erreicht wurde, hat es irgendwie doch geklappt, auch wenn es vorher klemmte. Wir erinnern uns an Warteschlangen am Counter oder beim Gepäck.
Und doch hat es der Liebe der meisten Passagiere zu ihrem Flughafen nicht geschadet. Wir haben Tegel verziehen. Am Ende war der Lack ab und wurde auch nicht mehr frisch gestrichen - der BER sollte ja bald ans Netz gehen. Danke Tegel für das Durchhalten.
Freiwillige stampften die Landebahn aus dem Boden
Mit Tegel verbindet sich so viel Berliner Geschichte. Während der Blockade stampften Freiwillige in wenigen Wochen die damals längste Landebahn Europas aus dem Boden. Tegel lag im französischen Sektor, war Heimathafen der Air France, später kamen PAN AM und British Airways dazu. Zu Mauerzeiten war Tegel ein Tor zur freien Welt – und das erklärt auch, dass viele ältere Berliner selbst in den Einflugschneisen den Fluglärm nicht als störend empfanden, sondern als sicheres Signal dafür, dass es diese unkontrollierte Brücke in die Bundesrepublik gibt. Das ist nun Geschichte, wie auch Air Berlin, diese private Fluggesellschaft, die den Namen der Stadt in alle Welt trug und mit der Tausende aus dieser Stadt in die Ferien flogen.
"In Tegel begegnete ich meinen Stars"
Die Tegel-Schilder in der Stadt werden alle verschwinden
Der Flughafen erfährt nun eine neue Nutzung als Hochschule, Campus, hölzerne Stadt der Zukunft mit vielen Start-Ups auf dem ehemaligen Rollfeld. Das ist gut so und wir werden uns daran gewöhnen – und das später auch toll finden. Aber der Ausbau dauert noch.
Und auch das werde ich mir abgewöhnen müssen: Diesen Reflex, auf der Stadtautobahn zu denken: Hier geht’s zum Flughafen. Das ist vorbei. Die Tegel-Schilder in der Stadt werden alle verschwinden. Die Erinnerung bleibt. Und sie bleibt länger als bei anderen Gebäuden, die aus dem Stadtbild verschwunden sind.
Der Abschied muss sein, die Zukunft des Berliner Flugverkehrs liegt jetzt im Süden der Stadt. Aber wie schwer dieser Abschied vielen fällt ist auf einer Spundwand an der Stadtautobahn, die am Flugfeld vorbeiführt, abzulesen. Selbst in den letzten Tagen von Tegel sitzen dort Leute und blicken aufs Rollfeld, beobachten und fotografieren die letzten Flieger. Tschüss TXL. Roger und Over.