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Audio: Inforadio | 16.01.2017 | Oliver Soos | Quelle: dpa/Maurizio Gambarini

Auch Bundestag gedenkt der Anschlagsopfer

Breitscheidplatz wird zu zentralem Gedenkort

Zwölf Menschen starben am 19. Dezember beim Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz. Vier Wochen später ist in der Gedächtniskirche der Opfer gedacht worden - am Donnerstag folgt der Bundestag.

Vier Wochen nach dem Berliner Terror-Anschlag ist in der Gedächtniskirche der Opfer gedacht worden. Vor dem ökumenischen Friedensgebet am Montagabend in der Kirche läuteten zehn Minuten lang die Glocken. Man wolle für die Opfer und deren Angehörigen beten, sagte der Pfarrer der Gedächtniskirche, Martin Germer, vor dem ökumenischen Gottesdienst dem rbb.

Die Geistlichen riefen bei dem Friedensgebet dazu auf, Religion nicht für Gewalt zu missbrauchen. Gleichzeitig warnten unter anderem die Berliner Superintendentin Ulrike Trautwein und die Pfarrerin der City-Gemeinde, Dorothea Strauß, vor einer weiteren Eskalation der Gewalt.

Lammert hälte Gedenkrede am Donnerstag

Wegen des großen Interesses wurde die Veranstaltung in die Haupthalle der Kirche verlegt, am Ende waren rund 200 Besucher beim Friedensgebet dabei. Ursprünglich war geplant, die Erinnerung an die Opfer des Attentats und ihre Angehörigen in der Gedenkhalle - am Nagelkreuz von Coventry - abzuhalten. Das Kreuz steht als Symbol für Frieden und Versöhnung.

Am Donnerstag wird der Bundestag der Opfer des Anschlags gedenken: Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) wird zu Beginn der Parlamentssitzung und vor Eintritt in die Tagesordnung mit einer Rede an die Toten und Verletzten erinnern. An dem Gedenken wird auch Bundespräsident Joachim Gauck teilnehmen. Das Staatsoberhaupt wird nach Angaben der Bundestagsverwaltung selbst aber nicht reden.

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Breitscheidplatz wird zum dauerhaften Gedenkort

Pfarrer Germer kündigte am Rande des Friedensgebets einen zentralen Gedenkort für die Opfer des Anschlags vom 19. Dezember an. Die an verschiedenen Orten aufgestellten Kerzen und Trauerschreiben würden schon bald eingesammelt und an einem zentralen Ort direkt neben der Gedächtniskirche wiederaufgestellt, sagte er in der rbb Abendschau. Wie Germer dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag sagte, legten allein 7.000 bis 10.000 Menschen Kerzen, Blumen sowie mehr als 700 Plakate und Briefe nieder.

Die will der Berliner Senat laut Germer nun zu einem Buch binden lassen. Bis Donnerstag haben Besucher noch Gelegenheit, sich in das in der Kirche ausliegende Kondolenzbuch einzutragen. Anschließend soll es in der Gedächtniskirche aufbewahrt werden.

Germer rechne noch in diesem Jahr mit einer Gedenktafel unweit des Ortes, an dem der Tunesier Anis Amri mit einem LKW den Anschlag verübt hatte.

Konfrontation vor der Kirche

Am Rande des Gedenken kam es am Montagabend vor der Gedächtniskirche zu einer Konfrontation zwischen Anhängern des Pegida-Ablegers Bärgida und Gegendemonstranten des Bündnis' "#NoBärgida". Die etwa 60 Bärgida-Demonstranten protestierten unter anderem mit dem Abspielen des Deutschlandlieds, inklusive der umstrittenen ersten beiden Strophen, gegen die Zuwanderungspolitik der Bundesrepublik.

Zeitgleich fanden auch auf dem Washingtonplatz am Hauptbahnhof ähnliche Demonstrationen statt. Ein großes Polizeiaufkommen sicherte die Veranstaltungen.

Bereits im Vorfeld hatte Pfarrer Germer betont, man wolle auch daran erinnern, dass Datum und Ort des LKW-Anschlags nicht für Aufmärsche missbraucht werden dürften, "die das gesellschaftliche Miteinander mit ausgrenzenden Parolen gefährden".

Gedenkgottesdienst auch in Brandenburg an der Havel

Fast zeitgleich mit dem Friedensgebet in der Berliner Gedächtniskirche fand in Brandenburg an der Havel ein Gedenkgottesdienst statt, an dem der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Markus Dröge, Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU), teilnahmen. Insgesamt kamen auch dort knapp 200 Menschen zusammen. Beim Attentat auf dem Breitscheidplatz waren auch ein 32 Jahre alter Mann aus der Stadt Brandenburg und eine 53-jährige Frau aus dem Kreis Dahme-Spreewald getötet worden.

Attentat am 19. Dezember 2016

Der Attentäter Anis Amri war am Abend des 19. Dezember mit einem Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gefahren. Er tötete an dem Abend insgesamt zwölf Menschen, darunter vor dem Anschlag den polnischen Fahrer des gekaperten Lkw, und verletzte 50 weitere.

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