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Audio: Inforadio | 24.08.2021 | Jörn Oltmann | Quelle: dpa/Joko

Baustart in Berlin-Schöneberg

Baustadtrat verteidigt Innenausbau des Gasometers

Zu hoch, zu massiv, zu viel Verkehr: Es gibt viel Kritik am Innenausbau des Schöneberger Gasometers. Dennoch ist jetzt der Grundstein gelegt worden. Was seine Meinung nach für den Innenausbau spricht, sagt der Baustadtrat des Bezirks im rbb.

Für den Innenausbau des Gasometers in Berlin-Schöneberg ist am Dienstag der Grundstein gelegt worden. Bis zu 2.000 Beschäftigte der Deutschen Bahn sollen in dem künftigen Büroturm arbeiten. Im Jahr 2023 soll der Bau abgeschlossen sein.

Dabei bleiben die Streben des Industriedenkmals bestehen, die Räume werden in das Gerüst hineingebaut. Die gläserne Fassade soll mit einer lichtdurchlässigen Lamellenkonstruktion verkleidet werden, die an den historischen Gasometerbau erinnert. Aktuell misst er 78 Meter, eine Bebauung auf 71 Meter ist vorgesehen. Damit würde eine Reihe des Stahlgerüsts frei bleiben. Die Baukosten werden mit insgesamt 200 Millionen Euro veranschlagt.

Mehrere Bürgerinitiativen hatten in den vergangenen Jahren gegen den Umbau des Gasometers auf dem Euref-Campus gekämpft, unter anderem aus Denkmalschutzgründen. Die Bezirksverordnetenversammlung von Tempelhof-Schöneberg machte im Juni den Weg für den Innenausbau frei.

"Recht bekommen nicht die, die am lautesten schreien"

Der Baustadtrat von Tempelhof-Schöneberg, Jörn Oltmann (Grüne), verteidigte das Ja der Bezirkspolitiker zum Innenausbau. Man habe damit "nachhaltig Sorge dafür getragen, dass der Gasometer langfristig gesichert und saniert werden kann", sagte Oltmann am Dienstagmorgen dem rbb. "Wir schützen Denkmale am besten, wenn wir für sie eine wirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen", sagte er im rbb-Inforadio. Andernorts, beispielsweise aktuell in Lübeck, würden Gasometer abgerissen. "Da sind wir in Tempelhof-Schöneberg besser aufgestellt", so Oltmann.

Mit kritischen Einwänden habe man sich mehrfach und intensiv auseinandergesetzt, sagte der Baustadtrat weiter. So habe es im November 2020 und im Februar dieses Jahres Videokonferenzen mit über 140 Teilnehmenden gegeben. "Ich bin froh, dass wir uns mit kritischen Stimmen beschäftigt haben. Recht bekommen aber nicht die, die am lautesten schreien, auch Befürworter müssen gehört werden. Im Rahmen des gesetzlich vorgeschriebenen Bebauungsplanverfahrens bzw. derer Beteiligungsschritte hat es auch positive Stellungnahmen gegeben, und die haben mit 381 sogar überwogen."

Studie: Verkehrsaufkommen rund um Euref-Campus ist gesunken

Die Bezirksverordnetenversammlung habe das Projekt "nicht einfach durchgedrückt", vielmehr sei der innere Ausbau schon 2009 beschlossen worden, sagte Oltmann weiter. "Er fällt jetzt nur um einen Ring höher aus. Letztlich muss keine Erschließungsstraße errichtet werden. Und die geplante dreizügige Schule auf dem Euref-Campus kann erweitert werden."

Auch Kritik, wonach die zusätzlichen Arbeitsplätze am Euref-Campus zu mehr Verkehr vor Ort führen werde, wies Oltmann zurück: "Wir haben ein Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben, das im Dezember 2019 zu einem überraschenden Ergebnis geführt hat: Der Anteil des motorisierten Verkehrs ist dort gesunken, von 40 Prozent im Jahr 2008 auf 20 Prozent im Jahr 2020. Die meisten Menschen kommen mit öffentlichem Verkehr zum Campus, dadurch gibt es auch keinen Bedarf an einer Erschließungsstraße. Die Torgauer Straße wird ausgebaut und besser nutzbar für Fußgänger und Fahrradfahrer gemacht", so Oltmann.

Gasometer-Areal beherbergt TU-Campus

Der Gasometer ist fester Bestandteil der Berliner Skyline. 1910 wurde er erbaut und versorgte bis in die 1990er Jahre hinein als Gasspeicher Hunderte Berliner Haushalte und Straßen. 1995 wurde der Gasspeicher stillgelegt und entkernt, seit 1994 steht er unter Denkmalschutz.

Inmitten des übriggebliebenen Stahlgerüsts wurde 2011 eine Veranstaltungskuppel gebaut, aus der bis November 2015 sonntagabends Günther Jauch seinen gleichnamigen ARD-Polit-Talk ausstrahlte und damit dem Gasometer zu bundesweiter Bekanntheit verhalf.

Die Technische Universität Berlin bietet seit dem Wintersemester 2012/2013 auf dem TU-Campus Euref - das steht für "Europäisches Energieforum" - am Gasometer vier Masterstudiengänge rund um den Themenkomplex Stadt und Energie an, darunter "Energieeffizientes Bauen und Betreiben von Gebäuden" und "Urbane Versorgungsinfrastrukturen".

Sendung: Inforadio, 24. August 2021, 7:25 Uhr

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