Baustart in Berlin-Schöneberg - Baustadtrat verteidigt Innenausbau des Gasometers

Di 24.08.21 | 14:28 Uhr
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Archivbild: Gasometer in Berlin Schöneberg. (Quelle: dpa/Joko)
dpa/Joko
Audio: Inforadio | 24.08.2021 | Jörn Oltmann | Bild: dpa/Joko

Zu hoch, zu massiv, zu viel Verkehr: Es gibt viel Kritik am Innenausbau des Schöneberger Gasometers. Dennoch ist jetzt der Grundstein gelegt worden. Was seine Meinung nach für den Innenausbau spricht, sagt der Baustadtrat des Bezirks im rbb.

Für den Innenausbau des Gasometers in Berlin-Schöneberg ist am Dienstag der Grundstein gelegt worden. Bis zu 2.000 Beschäftigte der Deutschen Bahn sollen in dem künftigen Büroturm arbeiten. Im Jahr 2023 soll der Bau abgeschlossen sein.

Dabei bleiben die Streben des Industriedenkmals bestehen, die Räume werden in das Gerüst hineingebaut. Die gläserne Fassade soll mit einer lichtdurchlässigen Lamellenkonstruktion verkleidet werden, die an den historischen Gasometerbau erinnert. Aktuell misst er 78 Meter, eine Bebauung auf 71 Meter ist vorgesehen. Damit würde eine Reihe des Stahlgerüsts frei bleiben. Die Baukosten werden mit insgesamt 200 Millionen Euro veranschlagt.

Mehrere Bürgerinitiativen hatten in den vergangenen Jahren gegen den Umbau des Gasometers auf dem Euref-Campus gekämpft, unter anderem aus Denkmalschutzgründen. Die Bezirksverordnetenversammlung von Tempelhof-Schöneberg machte im Juni den Weg für den Innenausbau frei.

"Recht bekommen nicht die, die am lautesten schreien"

Der Baustadtrat von Tempelhof-Schöneberg, Jörn Oltmann (Grüne), verteidigte das Ja der Bezirkspolitiker zum Innenausbau. Man habe damit "nachhaltig Sorge dafür getragen, dass der Gasometer langfristig gesichert und saniert werden kann", sagte Oltmann am Dienstagmorgen dem rbb. "Wir schützen Denkmale am besten, wenn wir für sie eine wirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen", sagte er im rbb-Inforadio. Andernorts, beispielsweise aktuell in Lübeck, würden Gasometer abgerissen. "Da sind wir in Tempelhof-Schöneberg besser aufgestellt", so Oltmann.

Mit kritischen Einwänden habe man sich mehrfach und intensiv auseinandergesetzt, sagte der Baustadtrat weiter. So habe es im November 2020 und im Februar dieses Jahres Videokonferenzen mit über 140 Teilnehmenden gegeben. "Ich bin froh, dass wir uns mit kritischen Stimmen beschäftigt haben. Recht bekommen aber nicht die, die am lautesten schreien, auch Befürworter müssen gehört werden. Im Rahmen des gesetzlich vorgeschriebenen Bebauungsplanverfahrens bzw. derer Beteiligungsschritte hat es auch positive Stellungnahmen gegeben, und die haben mit 381 sogar überwogen."

Studie: Verkehrsaufkommen rund um Euref-Campus ist gesunken

Die Bezirksverordnetenversammlung habe das Projekt "nicht einfach durchgedrückt", vielmehr sei der innere Ausbau schon 2009 beschlossen worden, sagte Oltmann weiter. "Er fällt jetzt nur um einen Ring höher aus. Letztlich muss keine Erschließungsstraße errichtet werden. Und die geplante dreizügige Schule auf dem Euref-Campus kann erweitert werden."

Auch Kritik, wonach die zusätzlichen Arbeitsplätze am Euref-Campus zu mehr Verkehr vor Ort führen werde, wies Oltmann zurück: "Wir haben ein Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben, das im Dezember 2019 zu einem überraschenden Ergebnis geführt hat: Der Anteil des motorisierten Verkehrs ist dort gesunken, von 40 Prozent im Jahr 2008 auf 20 Prozent im Jahr 2020. Die meisten Menschen kommen mit öffentlichem Verkehr zum Campus, dadurch gibt es auch keinen Bedarf an einer Erschließungsstraße. Die Torgauer Straße wird ausgebaut und besser nutzbar für Fußgänger und Fahrradfahrer gemacht", so Oltmann.

Gasometer-Areal beherbergt TU-Campus

Der Gasometer ist fester Bestandteil der Berliner Skyline. 1910 wurde er erbaut und versorgte bis in die 1990er Jahre hinein als Gasspeicher Hunderte Berliner Haushalte und Straßen. 1995 wurde der Gasspeicher stillgelegt und entkernt, seit 1994 steht er unter Denkmalschutz.

Inmitten des übriggebliebenen Stahlgerüsts wurde 2011 eine Veranstaltungskuppel gebaut, aus der bis November 2015 sonntagabends Günther Jauch seinen gleichnamigen ARD-Polit-Talk ausstrahlte und damit dem Gasometer zu bundesweiter Bekanntheit verhalf.

Die Technische Universität Berlin bietet seit dem Wintersemester 2012/2013 auf dem TU-Campus Euref - das steht für "Europäisches Energieforum" - am Gasometer vier Masterstudiengänge rund um den Themenkomplex Stadt und Energie an, darunter "Energieeffizientes Bauen und Betreiben von Gebäuden" und "Urbane Versorgungsinfrastrukturen".

Sendung: Inforadio, 24. August 2021, 7:25 Uhr

48 Kommentare

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  1. 47.

    Dann liefern Sie doch mal Argumente. Die haben Sie nicht, also bezichtigen Sie alle anderen einfach der Lüge und verbiegen wegen ihrer ideologischen Visionen sogar die Mathematik.

  2. 46.

    Immer wenn die immer gleichen Ideologen und ihre Sockenpuppen nicht mit Argumenten weiterkommen, dann kommt DDR oder Sozialismus, wie langweilig und durchschauber. Sie haben schlicht keine Argumente.

    Dann aber überlassen sie die Diskussion Leuten die welche haben und diskutieren wollen.

  3. 45.

    1) Ja, "vernünftig bezahlte Arbeitsplätze" statt Arbeitsplätze die man auch woanders (z.B. Home Office) erledigen kann. Diese Menschen finanzieren auch nicht den Staat, das ist immer noch die Mehrheit der durchschnittlichen Erwerbsfähigen und keine Menschen, die überdurchschnittlich von Steuererleichterungen profitieren.

    2) Eben, "verlagert", d.h. es stehen woanders Büroräume leer. Die Innenstadt braucht bezahlbaren Wohnraum statt Büropaläste, die Mieten verteuern.

    3) Sie sollten nicht von Demokratie schwafeln wenn sie selbst Demokratie ablehnen. "Wie der Baustadtrat von Tempelhof-Schöneberg, Jörn Oltmann (Grüne) sagte, haben 731 Bürgerinnen und Bürger Stellungnahmen abgegeben. 349 von ihnen – 47,7 Prozent – äußerten Bedenken." 47,7, also gut die Hälfte lehnen das Projekt ab. Nur eine sehr knappe Mehrheit war für das Projekt.

    Dumm, wenn man den verlinkten Artikel nicht bis zum Ende liest aber das kennen wir ja bereits von ihnen.

  4. 44.

    Sie leben im falschen Staat. Die DDR ist aber untergegangen. Dort sind Ihre Träume Wahr geworden: Kleine Privatbetriebe, der Rest gehörte dem Staat.

  5. 43.

    Ihre Lügen werden durch Wiederholungen nicht wahrer. Da nutzen auch keine Sockenpuppen.

    1) Ja, "vernünftig bezahlte Arbeitsplätze" und keine überflüssigen Büropaläste in Zeiten des Home Office. Diese Menschen finanzieren auch nicht den Staat, das macht immer noch die durchschnittliche arbeitende Bevölkerung und nicht solche Menschen, die von Steuervorteilen leben.

    2) Verlagern, sie sagen es. Woanders stehen dann Büroflächen leer. In der Innenstadt brauchen wir Wohnraum, keine Büropaläste. Die können auch wenn überhaupt notwendig (Home Office) an der Peripherie der Stadt entstehen.

    3) Demokratie ist nicht ihre Sache, sie haben nicht einmal ein blassen Schimmer davon! Aufklärung tut also not.

    "Wie der Baustadtrat von Tempelhof-Schöneberg, Jörn Oltmann (Grüne) sagte, haben 731 Bürgerinnen und Bürger Stellungnahmen abgegeben. 349 von ihnen – 47,7 Prozent – äußerten Bedenken, 382 sprachen sich für das Vorhaben aus."

    Stellungnahmen! Und 47,7 Prozent – äußerten Bedenken!

  6. 42.

    Wenn der RBB solche persönlichen Angriffe durchwinkt, dann erwarte ich dass meine Erwiderung und Richtigstellung der gegen mich vorgebrachten Unterstellungen unzensiert bleiben.

    Im Gegensatz zu dem Ideologen "Steffen" und seiner zahlreichen Ableger, sprich Sockenpuppen, entspricht meine Antwort der Nettiquette, indem ich beim Thema bleibe.

  7. 41.

    Ich kann nur jeden raten sich die Organisation der EUREF AG näher anzugucken, damit deutlich wird dass die Befrürchtungen der BI "Gasometer retten" vollkommen der Realität entsprechen, die u.a. von einer Gated Community sprechen. Mit allen Nachteilen, die das für die Umgebung und Menschen dort haben wird.

    https://de.wikipedia.org/wiki/EUREF#Organisation_der_EUREF_AG

  8. 40.

    "Das passiert, wenn Ideologie die Realität ersetzt." Wie bei ihnen.

    Im Gegensatz zu ihnen und ihren Ideologien kann ich meine Behauptungen mit Fakten untermauern. Sie aber streuen Versatzstücke ihrer eindeutigen Ideologie ohne einen einzigen Beweis anzutreten.

    Gerne behaupten sie dann, sie hätten schon Argumente genannt, was sich immer und immer wieder als plumpe Lüge herausstellt.

    Sie können je gerne versuchen meine hier genannten Fakten zu widerlegen aber das wird, wie immer, nicht passieren.

  9. 39.

    Sie verschließen ständig Ihre Augen vor der wirklichen Welt.
    1) Liebhaberei kann keine Lebensgrundlage, es muss auch vernünftig bezahlte Arbeitsplätze geben. Diese Menschen finanzieren den Staat.
    2) Die meisten Arbeitsplätze der DB werden nur verlagert
    3() Die Mehrheit der aus der Bevölkerung abgegebenen Stellungnahmen war positiv. Demokratie ist nicht Ihre Sache.
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/planungen-fuer-bauvorhaben-bestaetigt-die-bahn-zieht-in-den-gasometer-in-berlin-schoeneberg/26979326.html

  10. 38.

    Merkwürdig ist es, Parteien als monolithischen Verband aufzufassen, was allenfalls bei der SED oder völlig anders ausgerichtet bei der NSDAP so war. Ansonsten bilden Parteien immer gewisse Schwerpunkte und Spektren ab und versammeln auch die unterschiedlichsten Charaktere in sich.

    Deshalb ist jede Argumentation entlang von Parteigrenzen, je schärfer sie ist, ab einem bestimmten Punkt - ja, ich schreibe es - verlogen.

    Oltmann als Person hat sich sehr dem Pragmatismus verschrieben. Mit der bündnisgrünen Partei vereinigt ihn ein im weitesten Sinne ökologischer Ansatz. Was ihn von vielen anderen Ökologen innerhalb und außerhalb der Partei trennt, ist sein rein technischer Umgang damit.

    Damit befindet er sich allerdings in unguter Gemeinschaft mit den EUREF-Machern. Der Gestalt der Neubauten ist dies ebenso anzusehen wie der "Mondlandschaft" rund um den Berliner Hauptbahnhof: Rein technisch die besten Werte erzielend, doch das Gegenteil von Urbanität verkörpernd.

  11. 37.

    Sie sollten eigentlich froh sein, dass überhaupt noch jemand in Berlin investieren will. Investorenfreundlich ist das Klima sowohl im Senat, als auch in den meisten Bezirken nicht gerade. Man hat schon einige vergrault, die es wagen wollten, gut bezahlte Arbeitsplätze in Berlin zu schaffen. Wäre ja auch schlimm, wenn diese Arbeitnehmer sich dann normal- bis hochpreisigen Wohnraum ohne staatliche Unterstützung leisten könnten. Die wären ja zufrieden mit ihrem Leben und würden tendenziell eher nicht links außen wählen. Geht ja gar nicht sowas! Wir brauchen in Berlin mehr Staatsbeschäftigte, die zu den Grünen neigen und mehr Hartz-IV-Empfänger, die dann hoffentlich Die Linke wählen. Selbst die SPD gilt für diese Kreise ja schon als neoliberal.

  12. 36.

    Der Füllstand des Gasometers, als er in Betrieb war, war in der Tat unterschiedlich, aus dieser unterschiedlichen Höhe einschließlich eines völlig freibleibenden Außengerüsts erwächst sozusagen sein technisches Wesen. Um den Gasometer überhaupt als Gasometer erkennen zu können, bedarf es in der Tat mindestens zwei Ringe, wenn das Gerüst nicht nur als simpler Dachaufsatz erkennbar sein soll.

    Mit nur einem freibleibenden Ring wäre der Gasometer nichts weiter als ein bloßer "Anhang".,treffender noch: bloßer Aufsatz des Gebäudes, das aber kann der Nutzer sich im Sinne der PR getrost sparen.

  13. 35.

    Der Investor hat immer recht und kann am Ende seinen Willen und vor allem seine Profitinteressen durchsetzen, mehr oder weniger. Wenn er klug war, hat er - wie bei Tarifverhandlungen - erstmal mehr gefordert, um sich dann generös auf das von vornherein Gewollte herunterhandeln zu lassen. Man muss ja auch den Damen und Herren Politikern die Möglichkeit geben, ihre Existenzberechtigung nachzuweisen (Motto: Kuckt mal, was wir für euch rausgeholt haben, liebe Bürgerinnen und Bürger!). Als grünes Feigenblatt gibt's zum Hochhaus dann noch einen Radweg, und gut ist,

    Inzwischen benehmen sich grüne Politiker oft so wie die Leute, deren Politik wegen die Partei mal gegründet worden ist. Aber das ist ja nichts Neues (und stört auch die Stammwählerschaft nicht).

  14. 34.

    Das scheint mir ein typischer Pragmatismus zu sein, der seit geraumer Zeit auch die Bündnisgrünen lähmt: Vor Jahrzehnten angetreten, die gewachsene Stadt vor weiteren Zerstörungen entlang von äußeren Prinzipien wie Schnellstraßen und gesichtslosen Neubauten zu schützen, braucht jetzt nur "grün" hinten rauszukommen, dass jede noch so empfindungskalte Fassade über den grünen Klee gelobt wird.

    Die 71 Meter Innenbebauung im Gasometer lässt das Tragewerk schlichtweg verschwinden und in diesem Punkt sind wenige Meter entscheidend. Mensch braucht sich dies nur vor dem inneren Auge vorzustellen, wer denn bereit und offen dafür ist. Menschen das Denkmalschutzes haben hier sowohl ein geschärfteres, als auch offeneres Auge als Menschen, die ausschließlich entlang von Wirtschaftlichkeit an die Angelegenheit herangehen.

    Ein Ring freigelassen macht den Gasometer zu einem simplen, faktisch austauschbaren Dachaufsatz. Mehr wird nicht zu erkennen sein - außer in PR-Broschüren.

  15. 32.

    Das passiert, wenn Ideologie die Realität ersetzt. Da kommen dann solche seltsamen Theorien heraus, die vollkommen realitätsfern sind. Für den Nutzer ist ein gepflegtes Feindbild wichtiger, als reale Zusammenhänge.

  16. 31.

    Das kommt auf die Art des Glases an. Entweder es reflektiert stärker, dann heizen sich die Innenräume aber auch weniger auf. Oder sie lassen die Energie der Strahlen stärker durch. Die Räume können aber sehr wohl auch umweltverträglich(er) gekühlt werden, zum Beispiel durch Speicherung der Wärme im Boden. Da gibt es sehr wohl erprobte Projekte. Wird die Wärme reflektiert, geschieht das in verschiedene Richtungen, so dass es da nicht unbedingt zu einer erhöhten Aufheizung kommt. Zumindest ist es in Summe geringer, als bei großen Betonflächen. Deren Problem ist, dass sie die Wärme nur langsam und sehr lange wieder abgeben. Es gibt dann nachts nicht die nötige Abkühlung.

  17. 30.

    Schon Mist, wenn in Kreuzberg für ein hippes Cafe demonstriert wird. Liebhaberei reicht aber nicht immer zum Leben. Und wo kommen wir hin, wenn die Leute für ihr Geld arbeiten müssen.

  18. 29.

    Jerder Baustoff speichert Wärme. Glasfassaden brauchen immer eine Klimatisierung der Innenräume, meist mit viel Energieverbrauch verbunden. Und: Glas reflektiert in die Umgebung. Richtig gut isolierte helle Betonfassaden nehmen zar auch etwas Wärme auf und geben die auch wieder ab. Aber die speichern halt auch die Umgebungswärme quadi als Wärmekissen mit dann gleichmäßiger Abgabe über den ganzen Tag, vor allem Abends und reflektieren nicht beim Hauptsonnenstand die gesamte Wärmestrahlung in die Umgebung.
    Sicher sind begrünte und befeuchtete Fassaden immer das Ideal.

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