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Audio: Inforadio | 15.02.2021 | Jörg Weimann im Interview | Quelle: dpa/Kay Nietfeld

Corona-Mutationen

Berliner Intensivmediziner warnt vor zu schnellen Lockerungen

Mehr als jede zehnte Covid-19-Erkrankung in Berlin geht bereits auf Mutationen zurück. Gleichzeitig kündigt der Regierende Bürgermeister einen Stufenplan für Lockerungen des Lockdowns an. Die Berliner Intensivmedizin betrachtet das äußerst skeptisch.

In der Diskussion um baldige Lockerungen der Corona-Maßnahmen mahnt die Berliner Intensivmedizin zur Vorsicht. Die inzwischen auch in Berlin immer häufiger auftretende Corona-Mutante B.1.1.7 stehe umfangreichen Öffnungen im Wege, betonte Jörg Weimann, Chefarzt für interdisziplinäre Intensivmedizin am Berliner Sankt Gertrauden-Krankenhaus, am Montagmorgen im Inforadio des rbb.

"Diese Mutationen machen uns erhebliche Sorge. Die Lockdown-Maßnahmen helfen zwar gegen den Wild-Typ. Wir sind aber in großer Sorge, dass das uns jetzt in die Parade fährt", sagte Weimann, der zugleich Berliner Landesvorsitzender des Bundes der Anästhesisten ist. Wenn sich die Mutante B.1.1.7 hier so ausbreite wie in England, Portugal und Irland, "dann geht das alles wieder von vorne los. Und dann kann das eine ganz neue Dimension annehmen, mit der dann erneut das Gesundheitswesen erheblich in Bedrängnis kommen könnte", warnte Weimann.

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Weimann: "Es ist immer noch ordentlich was los"

Zwar habe sich die Lage in den Berliner Intensivstationen zuletzt entspannt. "Die Lockdown-Maßnahmen wirken, es kommen deutlich weniger Covid-19-Patienten bei uns auf den Intensivstationen an, ihre Zahl ist derzeit mit etwas unter 300 um ein Drittel im Vergleich zur Hochphase gesunken", sagte Weimann im rbb-Interview. Es sei aber immer noch "ordentlich was los, nach wie vor sind wir zu fast 25 Prozent mit Corona-Patienten belegt, und das zusätzlich zu den Patienten, die sowieso schon da sind", so der Intensivmediziner.

Auf den Berliner Intensivstationen lägen nach wie vor doppelt so viele Covid-19-Patienten wie während der ersten Welle der Pandemie. "Unsere Teams schubbern seit fast einem Jahr durch, wir sind alle total pandemie-müde. Wir sehen aber trotzdem jeden Tag vor Ort, was es bedeuten würde, wenn wir lockern würden", warnte Weimann.

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Bund-Länder-Treffen am 3. März

Müller kündigt Vorlage eines Stufenplans für Öffnungen an

Müller kündigt Stufenplan bis zum 3. März an

Laut Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) bleiben Corona-Mutanten in Berlin auf dem Vormarsch: 405 Fälle habe man inzwischen gezählt, sagte Kalayci am Sonntag im Abgeordnetenhaus. Die Mutationen machten aktuell mehr als zehn Prozent der positiven Tests aus. "Das können wir nicht ignorieren", warnte die Gesundheitssenatorin. Wenn die Virus-Varianten die Dominanz übernähmen, könne das Infektionsgeschehen eine andere Dynamik bekommen.

Ebenfalls am Sonntag kündigte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) im ZDF einen Stufenplan für Öffnungen an. Einen solchen werde Bund-Länder-Konferenz bei ihrem nächsten Treffen am 3. März vorlegen so Müller.

Er zeigte sich zuversichtlich, dass es bis Ostern mehr Freiheiten und Normalität geben könne. Er halte es durchaus für möglich, dass es gelingen könne, in den kommenden sechs bis sieben Wochen die Corona-Neuinfektionen weiter zu drücken, so Müller. Auch die 7-Tage-Inzidenz von 30 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner hält er für erreichbar. Müller widersprach damit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), der gesagt hatte, dass in diesem Jahr kein Osterurlaub möglich sein werde. [tagesschau.de] Es sei "verfrüht", das so festzulegen, sagte Müller.

Sendung: Inforadio, 15.02.2021, 6:25 Uhr

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